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09 - Old Surehand III

09 - Old Surehand III

Titel: 09 - Old Surehand III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Pshaw! Denkt an Old Shatterhand und den Fremden! Der Rote ist ein ganz anderer Kerl, als Ihr seid.“
    „Er mag's versuchen!“
    „Well! Ganz, wie Ihr wollt! Mich soll es nichts mehr angehen!“
    Nun waren alle Augen auf die beiden Gegner gerichtet, welche sich noch immer auf ihren Kreislinien bewegten, Old Wabble auf der innern und Apanatschka auf der äußern. Die Frau hielt ganz geistesabwesend in der Mitte. Tibo taka stand in der Nähe und war wohl am meisten auf den Ausgang dieser eigenartigen Szene gespannt. Nach Verlauf einiger Zeit fragte Apanatschka:
    „Wird Old Wabble mich endlich zu der Squaw lassen?“
    „Nein!“ erklärte der Alte.
    „So werde ich ihn zwingen!“
    „Versuche es doch!“
    „Und dabei den alten Indianermörder gar nicht schonen!“
    „Ich dich auch nicht!“
    „Uff! So behalte die Squaw für dich!“
    Er wendete sein Pferd und tat, als ob er seinen Kreis verlassen wolle. Wie ich Apanatschka kannte, war dies nur eine Finte; er wollte die Aufmerksamkeit des Alten, wenn auch nur für einen Augenblick, von sich ablenken. Die Entscheidung nahte, Old Wabble ließ sich auch wirklich täuschen. Er wendete auch nach dorthin, wo Cox hielt, und rief in selbstgefälligem Ton:
    „Nun, wer hatte recht? Fred Cutter, und sich von einem Roten werfen lassen! Das ist ein Ding der Unmöglichkeit; th'is clear!“
    „Paßt auf; paßt auf! Er kommt!“ ertönten da die warnenden Stimmen mehrerer Tramps.
    Der Alte wendete sich selbst zurück, nicht aber das Pferd. Er sah ihn in gewaltigen Sprüngen auf sich zureiten und schrie vor Schreck laut auf, denn auszuweichen, das war für ihn schon zu spät. Es waren nur wenige Augenblicke, in denen sich dies und das Folgende abspielte, und die Seelen aller Zuschauer traten in die Augen. Mein und meines Hatatitla Sprung, vorhin gegen den Medizinmann gerichtet, war nur ein im Westen sogenannter Force-and-Adroitness-Sprung gewesen; Apanatschka hatte es viel anders, viel verwegener vor: Den gellenden Angriffsschrei der Komantschen ausstoßend, flog er auf den Alten zu und genau in querer Richtung so über dessen Pferd hinweg, als ob sich gar kein Reiter im Sattel befände. Er wagte sein Leben dabei, weil ihm die Hände zusammen- und die Füße an das Pferd gebunden waren und weil er an Old Wabble prallen mußte. Doch kam er glücklich hinüber. Als sein Pferd den Boden berührte, hätte es sich beinahe überschlagen – er warf sich schnell nach hinten und riß es dabei vorn empor; es schoß noch eine kleine Strecke fort und wurde dann gehalten. Ich holte tief, tief Atem, denn es war mir um ihn sehr angst gewesen.
    Und Old Wabble? Der war wie von einer Kanonenkugel aus dem Sattel geprellt und dabei sein Pferd mit umgerissen worden; es wälzte sich einige Male hin und her und stand dann unbeschädigt wieder auf; er aber blieb besinnungslos am Boden liegen. Es gab eine Aufregung, ein Durcheinander sondergleichen; wir hätten jetzt unschwer die Flucht ergreifen können und wären gewiß auch glücklich entkommen, doch ohne unser Eigentum; darum blieben wir.
    Cox kniete bei dem Alten und bemühte sich um ihn. Er war nicht etwa tot und erwachte auch sehr bald aus seiner Betäubung; aber als er dann aufstehen und sich dabei auf die Arme stützen wollte, konnte er dies nicht. Er mußte aufgerichtet werden, und als er nun bebend, schlotternd und wabbelnd dastand, fand es sich, daß er nur einen Arm bewegen konnte; der andere hing ihm am Leib herab; er war gebrochen.
    „Habe ich Euch nicht gewarnt!“ wurde er von Cox angefahren, was freilich das Geschehene nicht ändern oder verbessern konnte. „Nun habt Ihr die Folgen! Was zählt Euer Cowboy-Königstitel, wenn Ihr gegen Euren alten, über neunzigjährigen Körper einen Gegner habt, wie dieser Apanatschka ist!“
    „Schießt ihn über den Haufen, den verfluchten Kerl, der mich mit seiner Finte übertölpelt hat!“ stieß der Alte grimmig hervor.
    „Warum dann gleich erschießen?“
    „Ich befehle es! Hört Ihr, ich befehle es! Nun, wird es bald?!“
    Es gab natürlich keinen, der ihm gehorchte. Da schrie und tobte er eine Weile aus vollem Halse, bis er seinerseits von Cox angebrüllt wurde:
    „Nun gebt einmal Ruhe, sonst lassen wir Euch stehen und reiten fort! So wie Ihr brüllen ja die wilden Tiere! Bekümmert Euch lieber um Euren Arm! Man muß sehen, wie da zu helfen ist!“
    Er sah ein, daß dies das Richtige war, und ließ sich die alte Jacke vom Leib ziehen, was aber nicht ohne große Schmerzen ging. Nun

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