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09 - Vor dem Tod sind alle gleich

09 - Vor dem Tod sind alle gleich

Titel: 09 - Vor dem Tod sind alle gleich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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gegenüber die Mädchen als Novizinnen bezeichnet, nicht wahr?«
    Stille trat ein, bis Fidelma dringlich fragte: »Wer sonst hat Fial als Novizin bestätigt?«
    Äbtissin Fainder schwieg, mit Nachdenken beschäftigt.
    Mel räusperte sich. Er hatte Fials Geschichte bei sich erwogen.
    »Das Mädchen kam tatsächlich hinter den Ballen hervor. Es könnte vom Schiff gekommen sein. Aber zu mir sagte es…«
    »Natürlich«, unterbrach ihn Fidelma ungeduldig.
    »Sie war die ganze Zeit auf dem Schiff. Das erklärt auch die Ungereimtheiten in ihrem Aufenthalt auf dem Kai, auf die ich dich schon hingewiesen habe. Aber lassen wir sie weiter erzählen. Als klar wurde, daß Gormgillas Leiche entdeckt worden war, mußte man zu schnellen Entschlüssen kommen.«
    »Gabrán konnte das nicht, er war betrunken. Das hat das Mädchen gesagt«, warf Coba interessiert ein.
    »Was meinst du, wer diese ausgeklügelte Lügengeschichte erfunden hat?«
    »Das tat die Person, in deren Dienst Gabrán stand und die diesen schrecklichen Handel mit menschlichem Leid betrieb«, antwortete Fidelma mit Bestimmtheit. »Anscheinend durch Zufall war diese Person zusammen mit einem Matrosen Gabráns in dem Moment am Kai erschienen, als Gabrán Gormgilla umgebracht hatte. Gemeinsam packten sie den Betrunkenen, schlugen ihn wahrscheinlich bewußtlos, um besser mit ihm umgehen zu können, schleppten ihn an Bord und legten ihn in eine Kajüte, wo er seinen Rausch ausschlafen konnte. Dann kehrte einer von ihnen oder auch beide zur Leiche zurück, um sie zu beseitigen. Da trat wieder ein Zufall ein… Gerade, als sie die Leiche fortschaffen wollten, trabte Äbtissin Fainder auf ihrem Pferd aus der Dunkelheit heran. Sie flüchteten wieder aufs Schiff und überlegten, was sie tun sollten. Da kam auch noch Mel hinzu.«
    »Fainder hat uns berichtet, wie sie den Leichnam entdeckte«, meinte Coba. »Das paßt zu deiner Theorie.«
    »Außer daß der Angelsachse Blut an der Kleidung hatte und ein Stück…« Äbtissin Fainder brach ab, als ihr einfiel, was das Mädchen über Gabráns Kleidung ausgesagt hatte.
    »Was geschah mit dem blutigen Stück Stoff, das Gabrán in der Hand hielt, Fial?« fragte Coba.
    »Der Matrose gab es dem Mönch. Er meinte, es könnte nützlich verwendet werden, wenn es dem Mönch gelänge, in die Abtei zurückzukommen.«
    »Mit anderen Worten, es wurde Bruder Eadulf angehängt«, murmelte Fidelma. »Aber wir wollen nicht vorauseilen. Das Erscheinen der Äbtissin löste Panik aus. Der Matrose und der Mönch hörten, wie Mel Äbtissin Fainder anrief, als er sich dem Kai näherte. Gabráns Auftraggeber steckte auf dem Schiff in der Klemme. Das Verbrechen ließ sich nicht mehr verheimlichen. Deshalb wurde es nun dringend nötig, daß Gabráns Dienstherr in der Dunkelheit verschwand und kein Verdacht auf Gabrán fiel. Jemand kam auf die Idee, die kleine Fial dazu zu zwingen, falsch auszusagen mit dem Versprechen, sie würde dadurch freikommen. War es so?«
    Fial bestätigte ihre Vermutung.
    »Ich spielte meine Rolle. Ich sagte allen, was man von mir verlangte. Ich erkannte den Angelsachsen an seiner ungewöhnlichen Tonsur. Man erklärte mir, ich müßte zu meiner eigenen Sicherheit bis zur Gerichtsverhandlung in einem Raum in der Abtei eingesperrt bleiben. Die Zeit verging, bis vor zwei Tagen ein Mönch kam und mich hinausließ.«
    »Dieselbe Person, die bei dem Matrosen saß, der dir befahl, den Angelsachsen zu identifizieren?«
    »Nein, nicht derselbe. Diesen Mann hatte ich vorher noch nicht gesehen. Er brachte mich auf Gabráns Schiff. Gabrán war an Bord. Bevor ich mich wehren konnte, wurde ich wieder angekettet wie vorher. Ich hörte, wie der Große zu Gabrán sagte: ›Du sollst sie wegschaffen.‹ Das war alles, was er sagte. Gabrán antwortete: ›Das wird erledigt.‹ Der Mönch ging weg, und Gabrán stieß mich hinunter in dieselbe kleine dunkle Kajüte, in der ich mit Gormgilla gelegen hatte. Er grinste mich an und sagte: ›Es wird erledigt, aber wann, das bestimme ich.‹«
    Fial fing erneut an zu schluchzen. »Ich habe eine Ewigkeit da unten zugebracht. Vorige Nacht kam Gabrán herunter und… und… er benutzte mich.« Fidelma nahm das schluchzende Mädchen in die Arme und schaute Coba an.
    »Leider waren es meine Ankunft in der Abtei und meine Nachforschungen, die dazu führten, daß das arme Mädchen von dort weggeholt und wieder Gabrán übergeben wurde.«
    Äbtissin Fainder, sehr blaß geworden, räusperte sich

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