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09 - Vor dem Tod sind alle gleich

09 - Vor dem Tod sind alle gleich

Titel: 09 - Vor dem Tod sind alle gleich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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gekleidet war.
    Die Beunruhigung in ihrer Stimme überraschte Fidelma.
    »Wieso denkst du das?« parierte sie.
    Die Frau kniff die Augen zusammen. »Du bist Nonne. Wenn dich Fainder nicht hergeschickt hat, wer bist du dann?«
    »Ich heiße Fidelma. Fidelma von Cashel.«
    Die Miene der Frau verschloß sich unverkennbar, ihre Lippen wurden schmal. »So?«
    »Anscheinend hast du meinen Namen schon gehört«, bemerkte Fidelma, die das richtig einschätzte.
    »Man hat von dir gesprochen.«
    »Dann weißt du auch, daß ich eine dálaigh bin.«
    »Das weiß ich.«
    »Es wird dunkel und kühl. Dürfen wir in deine Hütte kommen und uns ein Weilchen mit dir unterhalten?«
    Die Frau zögerte etwas, nickte dann aber einladend.
    »Kommt rein, obwohl ich nicht weiß, worüber wir zu reden hätten.«
    Sie ging voran in den einzigen großen Wohnraum der Hütte. Da der Hund keine Gefahr witterte, lief er vorneweg. Im Kamin am anderen Ende des Raums prasselte ein Holzfeuer. Der alte Hund streckte sich davor aus, den Kopf auf den Pfoten, aber die halbgeschlossenen Augen wachsam auf sie gerichtet.
    »Setzt euch«, lud die Frau sie ein.
    Sie warteten, bis sie sich am Feuer niedergelassen hatte, dann nahm Fidelma ihr gegenüber Platz, und Enda hockte sich unbequem auf einen Schemel an der Tür.
    »Na, worüber willst du mit mir sprechen?«
    »Ich habe gehört, du heißt Deog?« begann Fidelma.
    »Das leugne ich nicht, denn es stimmt«, erwiderte die Frau.
    »Und Daig war der Name deines Ehemanns?«
    »Möge der gütige Gott seiner Seele gnädig sein, ja, so hieß er. Was hattest du mit ihm zu tun?«
    »Er gehörte zur Wache an den Kais von Fearna, glaube ich?«
    »Er war sogar Hauptmann der Wache, nachdem Mel zur königlichen Wache aufgerückt war. Hauptmann der Wache, aber er hatte nicht lange was davon.« Sie schluckte, und ihre Stimme brach.
    »Ich fühle deinen Kummer mit, Deog, aber ich brauche Antwort auf ein paar Fragen.«
    Die Frau nahm sich mit Mühe zusammen. »Ich hab schon gehört, daß du Fragen stellst. Du sollst eine Freundin des Angelsachsen sein.«
    »Was weißt du über… über den Angelsachsen?«
    »Ich weiß nur, daß er angeklagt und verurteilt wurde, weil er ein armes junges Ding umgebracht hat.«
    »Weiter nichts? Nicht, ob er schuldig oder unschuldig war?«
    »Wie soll er denn unschuldig sein, wenn ihn der Brehon von Laigin verurteilt hat?«
    »Er ist aber unschuldig«, antwortete Fidelma kurz.
    »Es gab zu viele Todesfälle an den Kais bei der Abtei, als daß es alles Zufall sein könnte. Erzähl mir zum Beispiel vom Tod deines Ehemanns.«
    Einen Augenblick blieb das Gesicht der Frau regungslos, und ihre hellen Augen suchten in Fidelmas Miene nach einem verborgenen Sinn ihrer Worte. Dann sagte sie: »Er war ein guter Mann.«
    »Das bezweifle ich nicht«, erwiderte Fidelma.
    »Man sagte mir, er sei ertrunken.«
    »Man?«
    »Bischof Forbassach.«
    »Das hat dir Forbassach selbst gesagt? Du bewegst dich in hochgestellten Kreisen, Deog. Was genau hat Bischof Forbassach zu dir gesagt?«
    »Daß Daig während der Nachtwache auf den Holzplanken des Kais ausgerutscht und in den Fluß gefallen ist. Dabei ist er mit dem Kopf auf dem Kai aufgeschlagen und wurde bewußtlos. Am nächsten Morgen fand ihn ein Schiffer von der Cág. Es hieß, er wäre…« Sie schluckte und fuhr fort: »Er wäre ertrunken, weil er bewußtlos war.«
    Fidelma beugte sich leicht vor. »Und gab es Zeugen dafür?«
    Deog schaute sie verständnislos an. »Zeugen? Wäre jemand in der Nähe gewesen, wäre er nicht ertrunken.«
    »Woher weiß man das dann so genau?«
    »Bischof Forbassach hat mir gesagt, so müßte es gewesen sein, denn das wäre die einzige Erklärung, die mit den Tatsachen in Übereinstimmung zu bringen wäre.« Sie sprach die Worte wie eine Formel aus, und es war klar, daß sie wiederholte, was der Brehon ihr erzählt hatte.
    »Aber was hältst du davon?«
    »So muß es wohl gewesen sein.«
    »Hat Daig mit dir über das gesprochen, was an den Kais passiert ist? Zum Beispiel über den Tod des Schiffers?«
    »Fainder hat mir erzählt, daß sie den armen Ibar für das Verbrechen hingerichtet haben.«
    Fidelma runzelte die Stirn. »Den armen Ibar? Kanntest du den Bruder?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich kenne seine Familie. Es sind Schmiede an den tieferen Hängen des Gelben Berges. Daig hat mir erzählt, wie er ihn überführt hat.«
    »Wie war das? Was genau hat Daig dir erzählt?« fragte Fidelma eifrig.
    »Warum soll ich dir sagen,

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