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09 - Vor dem Tod sind alle gleich

09 - Vor dem Tod sind alle gleich

Titel: 09 - Vor dem Tod sind alle gleich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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Äbtissin. War er wirklich geflohen? Zu viele Menschen schienen »verschwunden« zu sein, die wichtige Zeugen der Ereignisse waren. Plötzlich erschauerte sie. Was meinte sie damit? Daß Eadulf einfach verschwunden war wie die anderen auch?
    Die Wärme des Feuers und die gestörte Nachtruhe ließen sie schläfrig werden. Ehe sie es recht merkte, war sie eingenickt.
    Sie wußte nicht, wieviel Zeit vergangen war, als die Tür aufging und dieses Geräusch sie weckte. Enda trat ein, er schien mit sich zufrieden. Sie unterdrückte ein Gähnen, reckte sich und begrüßte ihn.
    »Nun, Enda?«
    Der junge Krieger kam sofort zu ihr und setzte sich. Er blickte sich rasch sichernd um und sagte dann leise: »Ich bin der Äbtissin gefolgt, ohne daß sie mich bemerkte. Sie ritt nach Norden…«
    »Nach Norden ?«
    »Ja, aber nur fünf oder sechs Kilometer. Dann bog sie zu den Bergen ab. Dort liegt eine Siedlung namens Raheen. Sie steuerte auf eine kleine Hütte zu und wurde von einer Frau begrüßt. Beide schienen eng befreundet.«
    Fragend zog Fidelma eine Braue hoch. »Befreundet?«
    »Sie umarmten sich. Anschließend gingen die Äbtissin und die Frau in die Hütte. Ich wartete ungefähr eine Stunde, dann kam die Äbtissin wieder heraus.«
    Da erst begriff Fidelma, daß der Nachmittag zum größten Teil vergangen war. Sie hatte mehrere Stunden geschlafen.
    »Sprich weiter«, sagte sie und bemühte sich, ihren Ärger über die vertane Zeit zu unterdrücken. »Was dann?«
    »Während sie dort war, kam unser Freund Forbassach hinzu. Die Frau ließ die beiden eine Weile allein in der Hütte. Schließlich entfernte sich Forbassach und kurze Zeit danach auch Fainder. Sie ritt zurück nach Fearna, deshalb machte ich mir nicht die Mühe, ihr zu folgen.«
    »Was tatest du statt dessen?«
    »Ich dachte, du würdest wissen wollen, wer die Frau war, deren Hütte sie aufsuchten.« Fidelma lächelte anerkennend. »Du lernst schnell, Enda. Wir werden noch einen dálaigh aus dir machen.«
    Der junge Mann schüttelte den Kopf, er nahm ihre scherzhafte Bemerkung ernst.
    »Ich bin ein Krieger und der Sohn eines Kriegers, und wenn ich zum Krieger zu alt bin, gehe ich auf meinen Bauernhof.«
    »Hast du herausbekommen, wer die Frau war?«
    »Ich entschied mich, nicht direkt zu ihrer Hütte zu reiten, sondern mich bei den Leuten in der Gegend zu erkundigen. Mir wurde gesagt, sie heiße Deog.«
    »Deog? Hast du noch mehr erfahren?«
    »Nur, daß sie seit kurzem Witwe ist. Ihr Mann hieß Daig.«
    Fidelma schwieg einen Moment. »Bist du sicher, daß das sein Name war?«
    »Den Namen hat man mir genannt, Lady.«
    »Wenn sie seit kurzem Witwe ist, muß es derselbe Mann sein.«
    Enda sah sie unsicher an. »Ich fürchte, ich verstehe dich nicht.«
    Fidelma nahm sich nicht die Zeit, ihm das zu erklären. Warum besuchten Äbtissin Fainder und Bischof Forbassach die Witwe des ertrunkenen Wachmanns? Fainder hatte Fidelma gegenüber so getan, als kenne sie den Mann kaum, weshalb sollte sie sich also um seine Witwe kümmern? Nicht nur das, sondern nach Endas Bericht sollten sie sogar befreundet sein. Hier lag ein weiteres Geheimnis.
    »Du hast vermutlich nicht gefragt, ob die Äbtissin diese Deog häufig aufsucht, nicht wahr?«
    Enda schüttelte den Kopf. »Ich wollte nicht zuviel Aufmerksamkeit erregen«, erklärte er. »Deshalb habe ich nicht so viele Fragen gestellt.«
    Damit hatte sich Enda richtig verhalten, fand Fidelma. Zu viele Fragen machten die Leute mißtrauisch.
    »Wie weit von hier entfernt wohnt diese Frau, was denkst du?«
    »Weniger als eine Stunde, wenn man schnell reitet, Lady.«
    »In ein paar Stunden wird es dunkel«, überlegte Fidelma nach einem Blick zum Himmel. »Trotzdem, meine ich, sollte ich mit Deog reden.«
    »Ich kenne den Weg jetzt, Lady«, sagte Enda eifrig.
    »Wir können ohne Schwierigkeiten dorthin reiten und auch in der Dunkelheit zurückkehren.«
    »Dann machen wir das doch«, entschied Fidelma.
    »Wo ist Dego?«
    »Ich glaube, er ist im Stall und reibt die Pferde trocken. Soll ich ihn holen?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Je eher wir aufbrechen, desto besser. Wir gehen zu ihm.«
    Dego war wirklich dabei, Endas Pferd nach seinem Ritt trockenzureiben. Er blickte auf, als sie eintraten. Er schien etwas unsicher, als er Fidelma begrüßte.
    »Ich kam kurz nach dem Mittag ins Gasthaus zurück, Lady«, sagte er, »wie du angeordnet hattest. Ich sah aber, wie du am Feuer saßest und fest schliefst. Ich dachte, du brauchtest den Schlaf

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