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09 - Vor dem Tod sind alle gleich

09 - Vor dem Tod sind alle gleich

Titel: 09 - Vor dem Tod sind alle gleich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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mehr als meine Meldung, daß ich sowieso nichts Neues erfahren hatte. Ich hoffe, es war richtig, daß ich dich weiterschlafen ließ.«
    Einen Moment wußte Fidelma nicht, wovon er redete, dann fiel ihr ein, daß sie gesagt hatte, sie würde ihn nach ihrer Rückkehr aus der Abtei im Gasthaus treffen, um das weitere Vorgehen zu besprechen. Beim Anblick seiner besorgten Miene lächelte sie entschuldigend.
    »Du hast richtig gehandelt, Dego. Nach dem Schlaf geht es mir besser. Enda und ich reiten jetzt aus, es kann mehrere Stunden dauern.«
    »Soll ich mitkommen?«
    »Das ist nicht nötig. Enda weiß, wohin wir wollen. Solange wir fort sind, sollte einer hierbleiben, falls Bruder Eadulf mit uns Verbindung aufnehmen will.«
    Dego half ihr mit ihrem Pferd, während Enda seinem Tier den Sattel erneut auflegte.
    »Wo seid ihr«, fragte Dego, »für den Fall, daß sich irgend etwas ereignet?«
    »Wir besuchen eine Frau namens Deog. Sie wohnt in einem Ort, der Raheen heißt und ungefähr sechs Kilometer nördlich von hier liegt. Aber verrate das niemandem.«
    »Natürlich nicht, Lady.«
    Sie saßen auf und trabten rasch durch die Straßen von Fearna. Enda ritt voran an den hochragenden grauen Mauern der düsteren Abteigebäude entlang zum Fluß und folgte dessen Windungen nordwärts. An einer Gabel wählte er den Weg, der in sanfter Steigung über einen Hügel und durch ein kleines Gehölz führte.
    Hier ließ Fidelma halten. Sie ritt zurück zum Rand der Bäume und Büsche, von wo aus sie den Weg hinter ihnen überblicken konnte, und wartete schweigend, im Sattel vorgebeugt und vom Blattwerk geschützt.
    Enda brauchte nicht zu fragen, warum sie das tat. Wenn ihnen jemand folgte, mußte er von dieser Stelle aus bald zu sehen sein. Nach längerer Zeit stieß Fidelma einen Seufzer der Erleichterung aus. Sie lächelte Enda zu.
    »Meine Befürchtungen waren wohl grundlos. Im Augenblick verfolgt uns niemand.«
    Wortlos wendete Enda sein Pferd und ritt weiter durch das Wäldchen und dann durch bebaute Felder auf einen dichteren Forst zu, der die höheren Berge vor ihnen bedeckte.
    »Wie heißt der große Berg dort vor uns, Enda?« fragte Fidelma, als sie sich auf dem Anstieg befanden.
    »Nach dem ist das Gasthaus unserer Wirtin benannt, es ist der Gelbe Berg. Wir wenden uns gleich weiter nach Osten und umrunden die Flanke des Berges, bevor wir wieder die nördliche Richtung nach Raheen einschlagen. Es liegt am Eingang eines Tals, und der Weg dorthin ist nicht mehr lang.«
    Nach kurzer Zeit, als sich der klare Herbsthimmel bewölkte und es dunkelte, also am späten Nachmittag, hielt Enda an. Sie befanden sich am Anfang eines Tals, das sich nach Süden zum Fluß hin erstreckte. Über den Berghang verstreut standen mehrere Hütten, aus denen dunkler Rauch aufstieg. Es war offensichtlich eine Bauernsiedlung.
    Enda wies hinüber. »Siehst du die Hütte dort drüben, Lady?«
    Fidelmas Blick folgte seiner ausgestreckten Hand. Eine kleine Hütte klebte am Steilhang des Berges.
    Sie zeugte nicht von Armut, aber auch nicht von Reichtum oder Rang. Sie war aus grauem Granit gebaut, und das schwere Reetdach mußte dringend repariert werden.
    »Ich sehe sie.«
    »Das ist die Hütte von Deog, die Äbtissin Fainder und Bischof Forbassach aufsuchten.«
    »Nun gut. Wir werden sehen, was Deog zu unseren Nachforschungen beisteuern kann.«
    Fidelma trieb ihr Pferd an, und gefolgt von Enda, ritt sie direkt auf die Hütte zu, die er ihr gezeigt hatte.
    Die Bewohnerin der Hütte hatte sie offensichtlich gehört, denn als sie absaßen und ihre Pferde an den niedrigen Zaun banden, der einen Gemüsegarten vor der Hütte umgrenzte, öffnete sich die Tür, und sie trat heraus. Ein großer Hund schoß an ihr vorbei und auf Fidelma und Enda zu, aber ein scharfer Befehl der Frau hielt ihn zurück. Sie hatte noch nicht das mittlere Alter erreicht, doch Kummer und Sorgen hatten ihr Gesicht so gezeichnet, daß sie auf den ersten Blick älter erschien als ihre Jahre. Ihre Augen waren hell, wohl eher grau als blau. Sie war einfach gekleidet wie eine Bäuerin, und ihr Äußeres war das eines Menschen, der jedem Wetter trotzt. Ihr Gesicht kam Fidelma merkwürdig bekannt vor. Aber Fidelmas musternder Blick war nur kurz gewesen und hatte auch den Hund eingeschlossen, der zwar alt, doch zur Verteidigung seiner Herrin bereit war.
    Die Frau trat besorgt näher, als sie Fidelmas ansichtig wurde.
    »Kommst du von Fainder?« fragte sie sofort, wohl weil Fidelma wie eine Nonne

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