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09 - Vor dem Tod sind alle gleich

09 - Vor dem Tod sind alle gleich

Titel: 09 - Vor dem Tod sind alle gleich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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Wahrheit herauskäme. Fidelma streichelte ihr wieder die Schulter.
    »Fainder muß mit den Folgen ihrer eigenen Handlungen und Vorurteile leben. Du brauchst ihr vom Thema unserer Unterredung nichts zu sagen. Ich kann dir so viel versprechen, daß ich Fainders Verhältnis mit Forbassach oder ihre Verwandtschaft mit dir nur offenbare, wenn es notwendig wird.«
    »Notwendig wird? Wie soll ich das verstehen?«
    »Wenn das im Zuge meiner Nachforschungen ans Licht gebracht werden muß, dann werde ich es ans Licht bringen. Wenn es aber dafür ohne Bedeutung ist, dann bleibt es ein Geheimnis zwischen uns. Ist das nicht fair?«
    Deog schluckte und nickte dann zustimmend. »Das muß wohl genügen.«
    »Gut. Nun ist es dunkel geworden, und wir müssen zurück nach Fearna.«
    Sie verließen die Hütte und machten ihre angebundenen Pferde los.
    Die Nacht war finster und kühl, Wolken jagten über den Himmel und verdeckten meistens die Sterne und den Mond, so daß man nicht weit sehen konnte.
    »Am besten geben wir den Pferden die Zügel frei«, riet Enda. »Auf diese Weise nehmen sie den Rückweg vorsichtiger.«
    Fidelma lächelte in sich hinein. Sie hatte beinahe eher reiten als laufen gelernt und kannte sich mit Pferden aus. Sie überließ es dem Pferd, den Weg zu finden, und lenkte es nur gelegentlich sanft in die richtige Richtung. Sie ritt hinter Enda, den sie als dunklen Schatten vor sich sah. Sie wußte, daß der junge Krieger genau auf die Umgebung achtete und jede Gefahr witterte.
    Der Spätherbstabend wurde richtig kalt. Sie ahnte, daß es in der Nacht Frost geben werde, den ersten Frost des bevorstehenden Winters. Sie hoffte, daß Eadulf nicht im Freien schlafen müßte. Der Gedanke ließ sie erschauern. Doch wenn er sich nicht in den umliegenden Wäldern oder Bergen verbarg, wo war er dann? Wer würde ihm Schutz bieten?
    Sie hatte lange darüber nachgedacht, wie er wohl die Flucht aus seiner Zelle in der Abtei bewerkstelligt hatte. Immer wieder war sie zu der Schlußfolgerung gekommen, daß ihm jemand von außen geholfen haben mußte. Aber wer? Und warum?
    »Den Weg nicht, Lady!« rief Enda aus der Dunkelheit vor ihr.
    Fidelma stutzte.
    Sie begriff, daß sie, tief in Gedanken, ihrem Pferd zuviel Freiheit gelassen hatte. An einer Weggabel hatte das Pferd den Pfad zur Linken genommen. Fidelma zog rasch den Zügel an und lenkte es Enda nach.
    »Tut mir leid, ich hab nicht aufgepaßt«, rief sie.
    »Weißt du, wohin dieser Weg führt? Er scheint direkt nach Süden zu gehen.«
    »Er führt zu einem Ort namens Cam Eolaing. Der soll an demselben Fluß liegen, der an der Abtei vorbeifließt, aber es ist weiter nach Fearna, wenn wir nach Cam Eolaing hinunterreiten und den Weg am Fluß entlang nehmen.«
    »Cam Eolaing?« Fidelma fragte sich, warum ihr der Name bekannt vorkam. Sie hatte ihn kürzlich gehört, wußte aber nicht mehr, wo und in welchem Zusammenhang. »Und dies ist der kürzeste Weg?«
    »Ja. Wir sind…«
    Enda erkannte die Gefahr eine Sekunde bevor der Schrei Fidelma aufschreckte. Drei oder vier schattenhafte Gestalten stürmten durch das Unterholz neben dem Weg und versuchten, sich ihrer Pferde zu bemächtigen. Instinktiv riß Fidelma am Zügel ihres Pferdes, das sich aufbäumte und mit den Vorderbeinen ausschlug, als es die Kandare im Maul spürte. Die Hufe trafen eine der Gestalten, die mit einem Schmerzensschrei hintenüber flog.
    Es waren Männer, und sie waren bewaffnet, nicht nur mit Knüppeln, sondern mit Schwertern, soweit man das in der Dunkelheit erkennen konnte. Sie riß wieder an ihrem Pferd, ihrem einzigen Schutz.
    Vor ihr hatte Enda sein Schwert gezogen und einen anderen Angreifer niedergehauen.
    »Reit zu, Lady, schnell!« schrie der junge Mann. Gerade als sie ihrem Pferd die Hacken in die Weichen stieß, um es voranzutreiben, rissen die Wolken einen Moment auf, und der helle, weiße Wintermond beleuchtete den Schauplatz mit fast unirdischem Glanz. Sie schaute nach unten, und für einen Augenblick schien die Zeit stillzustehen.
    Es war das Gesicht des Flußschiffers Gabrán, das wütend zu ihr emporstarrte.
    Dann schoß ihr Pferd vorwärts, und sie galoppierte den dunklen Pfad entlang, mit Enda an ihrer Seite.
    Erst einen Kilometer weiter parierten sie ihre schnaubenden Pferde und ließen sie sich von dem rasenden Galopp erholen. Glücklicherweise verlief der Weg hier gerade und war leidlich eben, sonst wäre der überstürzte Ritt durch die Dunkelheit äußerst gefährlich geworden.
    Enda stieß

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