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09 - Vor dem Tod sind alle gleich

09 - Vor dem Tod sind alle gleich

Titel: 09 - Vor dem Tod sind alle gleich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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das Schwert in die Scheide zurück.
    »Räuber!« schnaubte er verächtlich. »Dieses Land ist voller Räuber!«
    »Das glaube ich nicht«, widersprach Fidelma. Enda fuhr herum. »Was meinst du damit, Lady?«
    »Der Mond kam einen Moment hinter den Wolken hervor, und ich erkannte ihren Anführer. Es war Gabrán.«
    »Gabrán?« Endas Ton verriet sein Erstaunen, gemischt mit einer gewissen Befriedigung. »Hab ich nicht gesagt, da gibt es einen Zusammenhang?«
    »Ja, das hast du. Ich hatte ganz vergessen, daß sein Schiff am Kai vertäut lag in der Nacht, als das Mädchen ermordet wurde. Und dann wurde in der nächsten Nacht einer seiner Leute umgebracht. Du hattest recht, mich darauf hinzuweisen. Agnus Dei! « Sie schloß mit einem Ausruf.
    Enda war verblüfft. »Was ist, Lady?«
    »Gabráns Schiff lag auch dort, als Daig ertrunken aufgefischt wurde. Hat uns Deog nicht erzählt, daß ein Matrose von einem Schiff namens Cág die Leiche fand? Die Cág ist Gabráns Schiff.«
    Enda stieß einen leisen Pfiff aus. »Bist du sicher, daß du ihn erkannt hast, Lady? Es war dunkel.«
    »Der Mondschein fiel lange genug auf sein Gesicht, Enda. Diese Visage vergißt man nicht so leicht.«
    »Dann sehen wir lieber zu, daß wir schnell nach Fearna kommen, für den Fall, daß sie auch Pferde haben und uns nachsetzen«, sagte er beunruhigt. »Was meinst du, was er vorhat, Lady?«
    Sie ritten nebeneinander in schnellem Schritt weiter.
    »Ich habe keine Ahnung. Es war gut, daß du diesen Zusammenhang hergestellt hast, Enda. Er lag offen vor mir, aber ich habe ihn nicht gesehen. Es gibt hier ein großes Geheimnis. Es wird jeden Augenblick größer, und wie du schon sagtest, immer ist Gabrán dabei.«
    Enda schwieg einen Moment. Dann gestand er: »Ich kann mir nicht erklären, warum Gabrán uns angegriffen hat, Lady. Wahrscheinlich denkt er, wir wüßten mehr, als wirklich der Fall ist.«
    Nach dem, was sie erwogen hatte, vermutete Fidelma das ebenfalls.
    Gewöhnlich waren Tatsachen wie eine Perlenkette. Es gab immer einen verbindenden Faden zwischen ihnen, auch wenn viele Perlen fehlten oder richtig sortiert werden mußten; es gab immer einen unwiderleglichen Zusammenhang. Aber diesmal konnte Fidelma keinen Faden entdecken, keinen Zusammenhang zwischen den Tatsachen, die sie gesammelt hatte – keinen außer dem merkwürdigen Fakt, daß bei jedem Ereignis dieser dürre kleine Flußschiffer auftauchte. Im übrigen trieb er ja auch Handel mit der Abtei und hatte ungehinderten Zugang zu den Räumen der Äbtissin Fainder, wie sie erlebt hatte. Zudem nächtigte er im Gasthaus zum Gelben Berg. War er der Faden, der alles zusammenhielt? Aber wie?
    Als sie den Weg am Fluß erreichten und an die düsteren Mauern der Abtei kamen, hob Fidelma den Kopf, den sie nachdenkend gesenkt hatte.
    »Wir müssen mehr über Gabrán in Erfahrung bringen«, sagte sie schließlich laut und spürte sofort, daß sie das Offensichtliche ausgesprochen hatte.
    »Meinst du, er hat gemerkt, daß du ihn erkannt hast?« fragte Enda.
    »Da bin ich nicht sicher. Sieh mal nach, ob sein Schiff noch am Kai der Abtei liegt. Ich vermute, es ist weg. Wahrscheinlich ist es jetzt nahe der Stelle vertäut, wo wir angegriffen wurden. Aber es lohnt sich, nachzuschauen.«
    Sie ritten nun an den Kais vorbei, und Enda sprang ab und reichte Fidelma die Zügel, während er die Flußschiffe musterte.
    »Sein Schiff hieß Cág, nicht wahr?« fragte Enda.
    »Die ›Dohle‹, das stimmt.«
    Enda ging auf den dunklen Schatten eines Schiffes zu, das am Kai der Abtei vertäut lag. Sie sah, wie jemand an Deck kam, und hörte Stimmen. Dann kehrte Enda zurück und schüttelte den Kopf.
    »Ist das Gabráns Schiff?« fragte Fidelma.
    »Nein, Lady«, antwortete Enda und stieg wieder auf. »Der Mann sagte, die Cág habe am Nachmittag abgelegt und sei flußaufwärts gefahren.«
    »Wußte der Mann, wo Gabrán herstammt?«
    »Danach habe ich ihn gefragt, doch er wußte es nicht. Aber Lassar wird sicher wissen, wo sein Heimathafen am Fluß ist. Sie kennt ihn anscheinend ganz gut.«
    »Da hast du wohl recht.«
    Sie ritten um die Mauern der Abtei herum, in die Stadt und geradewegs auf Gasthaus zum Gelben Berg zu.
    Ein Stallbursche nahm ihnen die Pferde ab, und als sie den warmen Hauptraum betraten, kam Dego ihnen entgegen. Er schien erleichtert, sie zu sehen.
    »Ich wollte schon losreiten und euch beide suchen«, sagte er. »Es ist bereits seit einer Ewigkeit dunkel, und in dieser Gegend sollte man nicht im

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