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09 - Vor dem Tod sind alle gleich

09 - Vor dem Tod sind alle gleich

Titel: 09 - Vor dem Tod sind alle gleich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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meine hochmütige und einflußreiche Schwester käme fast jeden Tag her, nur um meine kleine, bescheidene Person zu besuchen?«
    Fidelma schwieg. Sie hatte so etwas vermutet, aber sie wollte, daß Deog es in Worte faßte.
    »Meine Hütte ist für sie nicht mehr als ein günstiger Treffpunkt zum Stelldichein.«
    »Wußte dein Mann zu seinen Lebzeiten davon?«
    Deog schüttelte den Kopf. »Fainder ließ mich bei Gefahr für meine unsterbliche Seele schwören, daß ich nichts verraten würde. Nachdem ich nun weiß, welchen Weg sie geht, ist mir klar, daß es nicht meine unsterbliche Seele ist, die sich in Gefahr befindet.«
    »Es sollte keinen Grund geben, etwas geheimzuhalten. Es ist keine Sünde, wenn Mönche und Nonnen zusammen leben und heiraten, jedenfalls bis jetzt noch nicht. In Rom gibt es allerdings eine Partei, die für das Zölibat eintritt. Hatte Fainder vor solchen Leuten Angst?«
    »Es war Bischof Forbassach, der Geheimhaltung verlangte, nicht Fainder. Er ist bereits verheiratet«, gestand Deog. Plötzlich merkte sie, wie weit das Gespräch sie geführt hatte. »Ich dachte, du wärst hergekommen, um den Angelsachsen freizukriegen? Fainder erzählte mir, du versuchst, seine Unschuld zu beweisen, aber durch seine Flucht letzte Nacht habe er seine Schuld eingestanden. Warum stellst du mir alle diese Fragen nach Daig, Fainder und Bischof Forbassach?«
    »Ich würde nicht sagen, daß eine Flucht aus der Abtei ein Schuldgeständnis ist«, erwiderte Fidelma bitter. »Besonders nach dem, was du mir alles berichtet hast. Es beweist nur, daß er nicht hingerichtet werden wollte wie Ibar.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Daig, dein Mann, war auch an der Festnahme Bruder Eadulfs in der Abtei beteiligt.«
    »Ja, aber in der Nacht war Mel Hauptmann der Wache, und Daig führte nur seine Befehle aus. Das war damals, als das junge Mädchen vergewaltigt und umgebracht wurde.«
    »Ein junges Mädchen wurde getötet, ein Schiffer wurde getötet, und dann ist Daig ertrunken…«, überlegte Fidelma. »In jedem der Fälle hat man anscheinend Forbassach überredet, die richtigen Fragen nicht zu stellen und damit Beweise außer acht zu lassen. Ist das nicht ein Grund zur Besorgnis, frage ich mich?«
    Deog begriff nicht, worauf sie hinauswollte.
    Enda hatte die ganze Zeit still dagesessen, doch jetzt schaltete er sich plötzlich ein.
    »Hast du nicht gesagt, daß Gabráns Schiff in der Nacht, als das Mädchen ermordet wurde, auch am Kai vertäut lag? Gibt es da einen Zusammenhang?«
    Fidelma wandte sich ärgerlich zu ihm um, aber der junge Krieger war so eifrig bei der Sache, daß sie es sich versagte, ihn zu tadeln, weil er auf etwas hinwies, was sie völlig übersehen hatte.
    »Darüber sprechen wir später, Enda«, sagte sie. Dann bemerkte sie, daß der Raum dunkel geworden war, abgesehen von dem warmen Licht, das von der Glut des Herdfeuers kam.
    Deog stand auf und zündete eine Talgkerze an, dann legte sie mehr Holz auf das Feuer. Es knisterte, bald leckten die Flammen an dem trockenen Holz, und helleres Licht vertrieb die Finsternis.
    »Wir kehren besser nach Fearna zurück«, meinte Fidelma und erhob sich mit Bedauern. Zu Deog sagte sie: »Ich bin dir sehr dankbar für alles, was du uns berichtet hast, Deog. Es tut mir leid, wenn ich dein Herz mit Sorge erfüllt habe. Manchmal ist es am besten, wenn man sich über die Dinge ausspricht und den Kummer offenlegt, statt ihn in sich zu verschließen.«
    Deog verzog das Gesicht. »Es macht mir nichts aus, über meinen Ehemann zu sprechen. Er war ein guter Mensch und bemühte sich, sein Bestes für die Gemeinschaft zu leisten. Es betrübte mich sehr, daß er mit meiner Schwester nicht auskam. Sie mochte ihn auch nicht. Leider haben ihre Jahre als Nonne ihre Einstellung zum Leben verbittert und sie zu einer harten Beurteilung ihrer Mitmenschen gebracht. Aber ihre eigenen Fehler sieht sie nicht. Dieses Verhältnis mit Bischof Forbassach wird ein schlimmes Ende nehmen.«
    Fidelma legte ihr tröstend die Hand auf die Schulter.
    »Die Fehlerlosen sind wirklich gut, Deog. Doch wer von uns ist schon ohne Fehler?«
    Deog schaute Fidelma bittend an. »Du sagst doch keinem was von Fainder?«
    Fidelmas Miene blieb undurchdringlich. »Das kann ich nicht versprechen, Deog. Du weißt, daß ich meinerseits einen Eid geleistet habe, der Wahrheit zu dienen.«
    »Fainder wird mir das nie verzeihen.«
    Die Frau war sichtlich geängstigt von der Vorstellung, was ihre Schwester tun würde, wenn die

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