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09 - Vor dem Tod sind alle gleich

09 - Vor dem Tod sind alle gleich

Titel: 09 - Vor dem Tod sind alle gleich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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goldenes Kruzifix an einer Kette um den Hals. Er begrüßte Fidelma kühl und unfreundlich.
    »Abt Noé.« Fidelma neigte den Kopf. »Ich dachte noch gestern abend daran, ob ich dich während meines Aufenthalts in Fearna wohl sehen würde.«
    »Ich hatte leider eine unaufschiebbare Verabredung, Fidelma.«
    »Gewiß«, erwiderte sie trocken und wandte sich an Forbassach. »Willst du mein Zimmer wieder nach Bruder Eadulf absuchen? Ich kann dir versichern, daß er nicht dort ist.«
    Bischof Forbassach räusperte sich verlegen.
    »Ich bin im Gegenteil gekommen, um mich bei dir zu entschuldigen, Schwester Fidelma.«
    »Entschuldigen?« Ihr Ton war ungläubig.
    »Ich fürchte, ich habe neulich nachts voreilig falsche Schlüsse gezogen. Jetzt weiß ich, daß du nicht dem Angelsachsen zur Flucht verholfen hast.«
    »Wirklich?« Fidelma wußte nicht, ob sie das lustig oder bedenklich finden sollte.
    »Ich muß gestehen, daß ich es war, der diese Flucht ermöglichte, Schwester Fidelma.«
    Fidelma fuhr herum zu Coba, der das langsam und mit gewissem Bedauern ausgesprochen hatte.
    »Warum solltest du Bruder Eadulf helfen?« fragte sie erstaunt.
    »Ich bin heute morgen von Cam Eolaing hergekommen, um meine Tat zu bekennen. Ich traf Abt Noé, der in die Abtei zurückgekehrt war, in einer Unterredung mit Bischof Forbassach. Wir besprachen den Fall und kamen mit, um Forbassach in seiner Entschuldigung bei dir zu unterstützen.«
    Fidelma hob hilflos die Arme. »Das verstehe ich nicht.«
    »Ach, es war alles ganz einfach. Du weißt schon, was ich von der Bestrafung nach den Bußgesetzen halte. Ich konnte nicht dabeistehen und zusehen, wie eine weitere dieser Strafen vollzogen würde, wenn ich behaupte, daß sie den Grundlagen unseres Rechtssystems widersprechen.«
    »Ich teile deine Besorgnisse«, erklärte Fidelma.
    »Aber wie kamst du dazu, das Gesetz in die eigenen Hände zu nehmen und Eadulf zur Flucht zu verhelfen?«
    »Wenn ich falsch gehandelt habe, werde ich dafür bestraft.«
    Bischof Forbassach sah ihn finster an. »Du wirst Schadenersatz für diese Tat leisten müssen, Coba, und deinen Sühnepreis verlieren. Du kannst auch keine richterlichen Befugnisse in diesem Königreich mehr ausüben.«
    Fidelma wollte endlich wissen, ob ihre Vermutung, daß Coba Eadulf Schutz gewährt hatte, richtig war.
    »Was ist mit Bruder Eadulf geschehen?« Coba sah Abt Noé unsicher an.
    »Es wäre klug, wenn du Schwester Fidelma alles erzählst«, riet ihm der Abt barsch.
    »Nun, da ich gegen diese Art von Bestrafung bin, beschloß ich, dem Angelsachsen Zuflucht zu gewähren – das maighin digona meiner Burg…«
    »Zufluchtgewährung schließt aber nicht die Hilfe zur Flucht aus Einkerkerung ein«, murrte Forbassach.
    »Innerhalb meiner Burg gilt trotzdem das Recht der Freistätte«, hielt Coba dagegen.
    Fidelma erwog den Streitfall.
    »Das stimmt. Im allgemeinen findet zwar die Person, die eine Freistätte sucht, den Ort des maighin digona von sich aus, ehe sie um Schutz bittet. Doch das Recht der Freistätte gilt, sobald sie das Gebiet des Fürsten erreicht, der bereit ist, es zu gewähren. Bestätigst du meine Vermutung, daß Bruder Eadulf zur Zeit den Schutz deiner Burg als Freistätte genießt?«
    Sie empfand Zuversicht bei dem Gedanken, daß Eadulf in Cobas Burg sicher aufgehoben sei und dort bleiben könne, bis Barrán einträfe. Cobas düstere Miene ließ ihre Hoffnungen aber wieder sinken.
    »Ich hatte den Angelsachsen über die Bedingungen der Freistätte unterrichtet. Ich dachte, er hätte sie verstanden.«
    »Die Bedingungen lauten, daß er im Bereich der Festung zu bleiben hat und keinen weiteren Fluchtversuch unternehmen darf«, erklärte Bischof Forbassach pedantisch, denn Fidelma waren diese Einschränkungen natürlich bekannt. »Versucht er zu fliehen, hat der Besitzer der Freistätte das Recht, ihn niederzumachen, um sein Entkommen zu verhindern.«
    Das Blut in Fidelmas Adern schien zu erstarren.
    »Was willst du damit sagen?«
    »Als ich heute morgen aufstand, war der Angelsachse nicht in seinem Zimmer zu finden«, stellte Coba ruhig fest. »Das Tor der Burg stand offen, und er war fort. Einer meiner Männer lag neben dem Tor. Er war tot, von hinten erschlagen worden. Ich stelle nachts nur zwei Wachposten auf, denn die Burg von Cam Eolaing ist noch nie angegriffen worden. Der andere Wachposten, Dau, wurde später bewußtlos am Fluß gefunden. Man hatte ihm den Mantel, die Stiefel und die Waffen abgenommen. Als er wieder

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