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09 - Vor dem Tod sind alle gleich

09 - Vor dem Tod sind alle gleich

Titel: 09 - Vor dem Tod sind alle gleich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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verblüfft auf die Pfeile. Dann rollte er sich auf die Seite und blickte zurück.
    Der Mann mit dem spitzen Gesicht, der ihm gesagt hatte, er solle gehen, war dabei, einen neuen Pfeil auf die Sehne zu legen. Neben ihm stand der zweite Mann, der wie ein berufsmäßiger Bogenschütze aussah, denn er war schon bereit zum zweiten Schuß. Eadulf rollte sich wieder zur Seite, dann sprang er unbeholfen auf und stürzte sich ins Unterholz. Mit leisem Zischen flog der Pfeil an ihm vorbei.
    Dann rannte er, rannte um sein Leben. Er überlegte nicht, wie und warum, er versuchte sich nichts zu erklären. Ein tierhafter Instinkt der Selbsterhaltung verdrängte alles Denken. Er stürmte durch den Wald, und in einem Winkel seines Hirns sprach er ein kleines Dankgebet dafür, daß der Wald zumeist aus immergrünen Bäumen und Sträuchern bestand, die ihn vor seinen Angreifern verbargen. Aber der Reif war nicht auf seiner Seite. Er wußte, daß er Spuren hinterließ, und betete, die Sonne möge aufgehen und den Reif wegtauen. Sonst mußte er ein Stück Boden finden, auf das kein Reif gefallen war.
    Folglich schlug er die Richtung zum Fluß ein. Er wußte, daß in der Nähe von fließendem Wasser die Luft manchmal wärmer war. Würde Fidelma dort sein und auf ihn warten?
    Er lachte spöttisch auf.
    Natürlich nicht. Es war einfach eine List, um ihn zu töten. Aber warum? Plötzlich fiel ihm ein, daß diese Männer ja das Gesetz auf ihrer Seite hatten. Wie lautete die Bestimmung des maighin digona ? Er hatte Schutz erhalten unter der Bedingung, daß er sich innerhalb der Grenzen des Landes des Schutzgewährenden aufhielt. Der Besitzer der Zufluchtsstätte durfte einen Flüchtling nicht entkommen lassen, sonst haftete er selbst für das ursprüngliche Vergehen.
    Eadulf stöhnte entsetzt auf, während er durch das Buschwerk lief. Er war auf einen Trick hereingefallen. Man hatte ihm gesagt, er könne gehen, aber jetzt konnte er als ein Flüchtling niedergeschossen werden, der das Gesetz über die Freistätte gebrochen hatte. Er hatte ihnen die gesetzliche Möglichkeit gegeben, ihn zu töten, aber wer waren sie? War es eine List Cobas, der ihn töten wollte? Doch warum hatte er ihn dann vorher befreit? Es ergab keinen Sinn.
    Er kam ans Flußufer, und wie er angenommen hatte, war die Luft hier am Wasser wärmer, und der Reif verschwand. Die blasse Sonne stieg am Himmel empor und würde den Reif bald aufsaugen. Er blieb stehen und lauschte: Er konnte seine Verfolger hören. Er eilte am Ufer entlang und suchte nach einem Versteck. Er wußte, daß die Verfolger gleich aus dem Wald hervorbrechen würden. Er durfte nicht länger am Ufer bleiben.
    Vor sich erblickte er einige kleine Wacholderbüsche und daneben ein dichtes Gehölz von Stechpalmen, deren dicke, wachsglänzende grüne Blätter in schmalen, konischen Formen aufstrebten. Einige dieser Bäume zeigten mit ihren roten Beeren ihr weibliches Geschlecht an. Eadulf wußte, daß die scharfen Dornen der unteren Blätter, von der Natur zum Schutz des Baumes vor äsenden Tieren bestimmt, ihm weh tun würden, aber es war kein anderes Versteck in Sicht.
    Jetzt konnte er hören, wie die beiden Männer, die seine Spur verfolgten, einander zuriefen. Sie waren dicht herangekommen. Eadulf verließ das Ufer und sprang in den Schutz der Wacholder, ließ sich fallen und schob sich in die unbequeme Deckung der Stechpalmen. Er legte sich flach auf den harten kalten Boden und spürte, wie sein Herz vor Anstrengung wild schlug. Aus dieser Lage konnte er ein kleines Stück des Ufers überblicken und sah, daß seine Verfolger dort anhielten.
    »Gott verfluche diesen hinterlistigen Angelsachsen!« erklärte der Mann mit dem spitzen Gesicht.
    Sein Gefährte schaute sich um. Seine Stimme klang verdrossen. »Er kann hier lang oder da lang gegangen sein, Gabrán. Den Fluß rauf oder runter. Du mußt dich entscheiden.«
    »Gott verderbe ihn!«
    »Das ist keine Antwort. Ich verstehe sowieso nicht, warum wir warten mußten, bis er aus der Burg heraus war, ehe wir ihn abschossen. Warum konnte man ihn denn nicht umbringen, als er schlief?«
    »Weil, mein lieber Freund Dau«, erklärte ihm der andere ironisch, »es so aussehen mußte, als ob er aus der Freistätte geflohen wäre, deshalb! Also mußten wir ihn in aller Stille aus Cobas Burg herausbringen, ehe die anderen wach wurden. Den Tod des Wachmanns, den ich erledigen mußte, wird man dem Angelsachsen zuschreiben. Noch ein Mord auf seiner Rechnung. Also, jetzt gehst

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