0900 - Für Teufel, Gold und Templer
fallen, doch es war nicht so wie sonst. In diesem Fall gab ihm das Licht keine Hoffnung.
Er wußte genau, daß sie zu ihm kommen würde, aber er wußte nicht, wann sie erschienen und die dicke Holztür öffneten. Daß er hier noch einmal lebend herauskommen würde, daran glaubte er nicht. Sie waren sich zudem ihrer Sache sehr sicher, denn seine Feinde hatten es nicht mal für nötig erachtet, ihm Ketten anzulegen.
War es Nacht? War es Tag?
Auch das war Gerbert unbekannt. Man konnte hier unten Monate und Jahre verbringen, ohne jemals das Sonnenlicht zu sehen, und man konnte ihn auch verhungern lassen.
Daran wiederum glaubte er nicht. Dazu war der Haß der anderen Seite auf ihn zu groß. Sie würden sich für ihn einen anderen Tod ausdenken, möglicherweise verbunden mit einer fürchterlichen Folter.
Er lachte sich selbst zu. Was hatte es für einen Sinn, darüber nachzudenken? Es war ihm im Prinzip egal, wie er starb, auch Schmerzen ließen irgendwann nach. Er hoffte nur, daß seine Ideen überlebten, das war für ihn am wichtigsten.
Irgendwann fiel es ihm wegen der Kopfschmerzen schwer, eigene Gedanken zu formulieren. Der Hunger war nicht so schlimm, der Durst allerdings. Er lechzte nach einem Schluck Wasser und wußte doch, daß dies nur ein Wunschtraum bleiben würde. Seine Feinde würden ihn so lange dürsten und hungern lassen, wie es ihnen gefiel. Und sie würden ihn auch nicht vor ein Gericht stellen. Selbst die Erinnerung an ihn wollten sie löschen.
Mit diesem letzten Wort verlosch auch seine Kraft. Er sackte in sich zusammen und schlief ein. Die Erschöpfung war einfach zu groß gewesen, er mußte ihr Tribut zollen.
Nur im Schlaf konnte er sein Schicksal vergessen…
***
Brutal holte ihn dieses Schicksal wieder ein, denn jemand rüttelte ihn hart und wütend durch. Eine Pranke hatte sich auf seine Schulter gelegt.
Eine rauhe Stimme sprach ihn an, jemand gab ihm einen Tritt in die rechte Hüfte, und als Gerbert die Augen öffnete, da mußte er blinzeln, da der tanzende Fackelschein ihn blendete.
Die Fackeln wurden von zwei Soldaten gehalten, während sich ein dritter um den Gefangenen kümmerte. Der Mann hatte sein Schwert gezogen.
Es lastete auf Gerberts Brust, ohne ihn zu verletzen.
»Steh auf, Ketzer!«
DAurillac nickte. Er hatte es nicht einfach, auf die Füße zu kommen, und niemand half ihm. Sein Körper war so schwer geworden, durch die Kälte waren die Gelenke entzündet, sie schmerzten ebenso wie sein Kopf, und er war kaum in der Lage, auch nur wenige Worte zu sprechen, denn der Mund glich einer Wüste, so trocken war geworden.
Als er schließlich stand, lehnte sich Gerbert gegen die Wand, was der Soldat aber nicht wollte, denn er packte ihn und schleuderte Gerbert wie ein willenloses Bündel auf die Tür zu, wo er von den beiden anderen Soldaten in Empfang genommen wurde.
Ihre Schwerter steckten in den Scheiden. Sie trugen nicht mal Lanzen, nur ihre Fackeln, deren beißender Geruch sich überall ausbreitete. An den Wänden hatte der Fackelruß dunkle Schatten hinterlassen, und der Gefangene spürte mehr als einmal den heißen Hauch an seinem Gesicht entlangwischen, als hätte der Teufel persönlich sein Maul geöffnet, um ihm einen Höllengruß zu schicken.
Die beiden Soldaten führten ihn ab. Er mußte zwischen ihnen hergehen, was die Gangbreite auch zuließ. Der dritte Häscher bewegte sich hinter ihnen und kratzte mit seiner Schwertspitze an der steinigen Wand entlang.
Der Weg war nicht sehr lang. Er führte in eine Kurve, dann ein kurzes Stück bergauf, bevor er dort endete, wo eine schiefe und ausgetretene Steintreppe begann.
An ihrem Ende lag eine Tür.
DÀurillac kannte die Treppe, die Tür ebenfalls, und er wußte auch, was hinter ihr lag. Es war der Verhörraum, der zugleich als Folterkammer diente. Er war nicht mal überrascht, er hatte es sich gedacht, und so stellte er sich innerlich auf die Folter ein.
Ein Soldat öffnete die Tür. Gerbert bekam einen Stoß in den Rücken, so daß er über die Schwelle taumelte, hinein in die von Menschen erschaffene Hölle, wo das Feuer des Folterknechts wie ein unheimliches rotes Auge glühte.
Gerbert wollte die schlimmen Instrumente nicht beobachten, denn er sah die beiden Gestalten auf einer Bank sitzen, die vom Feuer der Wandfackeln angestrahlt wurden.
Gerbert kannte beide.
Der eine war Duc Dacry, der zweite Mann war ein Mönch, der die große Kapuze der Kutte so weit nach vorn gezogen hatte, daß nur noch wenig von seinem
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