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0901 - Die Zweidenker

Titel: 0901 - Die Zweidenker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Milestone.
    Als er danach greifen wollte, genügte ein Blick von mir, um ihn die ausgestreckten Hände zurückziehen zu lassen. „Entschuldige, Boyt, ich wollte dir nicht zu nahe treten", sagte er unterwürfig.
    Ich nahm den Helm wieder ab und paßte das zwanzig Zentimeter lange und an den Enden verdickte Auge mit dem Schwarzteil nach vorne in die Aussparung ein, so daß die kristalline Fläche, das eigentliche „Auge", nach hinten wies. Nachdem ich mich mit dem Verschluß und der Mechanik des beweglichen Aufbaues vertraut gemacht hatte, setzte ich den Helm wieder auf und rückte ihn zurecht.
    Danach probierte ich die Mechanik aus, die es mir erlauben sollte, das Auge aus der Ruhestellung vor mein Gesicht zu schieben. Es war eine etwas mühevolle Prozedur, weil ich die Arme ausstrecken und in erhobener Stellung belassen mußte, um durch das Auge blicken zu können. Aber das war mir immer noch lieber, als das Auge ständig in der Hand zu halten und es mit mir herumzutragen.
    Bei gewissen Aktionen war es mir sehr hinderlich, und trennen wollte ich mich von ihm auch nicht. In dem Helm war es dagegen gut untergebracht und stets für mich greifbar. „Die Idee ist gut, Allan", sagte ich. „Aber du mußt dem Helm noch den letzten Schliff geben. Ich möchte, daß du nach diesem Prototyp einen baust, den ich bequem von der Gürtelschnalle aus ferngesteuert bedienen kann. Das Material dazu hast du doch?"
    „Klar, Boyt", versicherte Milestone. „Es mangelt mir hier an nichts. Ich mache mich sofort an die Arbeit.
    Morgen schon kann ich dir einen Augenhelm übergeben, der auf Knopfdruck, oder noch besser, auf Gedankenbefehle, reagiert. Ist dir das recht?"
    „Ich verlasse mich auf dich, Allan."
    Ich nahm das Auge wieder an mich und übergab ihm den Helm.
    Dann begab ich mich in Klause l, meiner ersten und bis jetzt bestausgerüsteten und von meinen fähigsten Paratendern besetzten Hyperraumnische.
    Die Verhältnisse, die ich dort antraf, kamen für mich völlig unerwartet.
    Da ich über Hyperraumdistanzen keine Verbindung zu meinen Paratendern hatte, war ich nicht einmal vorgewarnt worden.
    Es war für mich wie ein Schlag ins Gesicht. Es hatten einschneidende Veränderungen stattgefunden. Und unter den Paratendern war eine Panik ausgebrochen.
    Klause lbebte wie unter hyperenergetischen Eruptionen.
    Auf dem Hauptdeck mit der Erhaltungsschaltung ging es drunter und drüber. Paratender schleppten Geräte zu dem tankartigen Gebilde, andere liefen planlos hin und her und behinderten jene, die sich um sinnvolle Arbeit bemühten. Aber nach einem bestimmten Plan gingen auch sie nicht vor. Es herrschte völlige Konfusion. „Die Hyperklause wird instabil", rief jemand. „Die Erhaltungsschaltung reguliert die Formenenergie nicht mehr. Die Blase wird zusammenbrechen und uns dem Hyperraum preisgeben."
    Ich sah, wie die Wandung der Nische an einer Stelle zu pulsieren begann.
    Die Wand dehnte sich aus und zog sich wieder zusammen, so als befände sich darunter ein Organ, einem schlagenden Herzen ähnlich. Und jedesmal dehnte sich die Wand ein Stück weiter aus, ohne wieder zu ihrem Ausgangspunkt zurückzufallen.
    Auf diese Weise entstand eine Ausbuchtung, die sich mit jeder Pulsation erweiterte.
    Cheftender dieser Klause war Lee Mandrian, zu dem ich eine gute PSI-Affinität hatte, seit er mir einmal das Leben gerettet hatte. Er besaß keine besondere Ausbildung und war kein Fachmann irgendeines Wissensgebiets. Er war ein Allrounder, ein Autodidakt mit einem Spürsinn für das Richtige und Effektive.
    Als er mich sah, stürzte er auf mich zu. „Boyt, du mußt uns von hier fortbringen", sagte er gehetzt. „Es sieht ganz so aus, als würde die Klause zu existieren aufhören. Oder hast du eine andere Erklärung?"
    „Dieses Phänomen ist auch für mich neu", sagte ich ruhig. „Aber für mich sieht es nicht so aus, als würde die Klause instabil werden."
    Ich konzentrierte mich auf die Gehirne meiner Paratender und beruhigte ihre Gemüter mit besänftigenden Impulsen. Ihre Panik legte sich schnell, sie wurden wieder ruhig und besonnen. Aber ihre Befürchtungen blieben. „Ich kann die Vorgänge, die im Fluß der Formenergie ablaufen, anmessen", sagte Poul Santix, der Hyperphysiker von Klause 1. „Es geht eine umwälzende Veränderung vor sich. Aber ich kann nicht herausfinden, was eigentlich passiert. Ich bin auf Vermutungen angewiesen."
    „Behalten Sie die besser für sich", sagte ich streng. „Es besteht kein Grund zu der Annahme,

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