0901 - Die Zweidenker
Tiefenbewußtsein beschäftigen, Fremdwesen gegenüber zu erörtern.
Und es hat seine Richtigkeit, daß man erst die Reife eines Türmers erreichen muß, um diese Hemmung zu überwinden. Du mußt entartet sein, um einen solchen Vorschlag unterbreiten zu können. Für mich klingt das wie ein Verrat an unserem Volk."
„Was für lächerliche Phrasen", erwiderte Lank-Grohan. „Ich denke gar nicht daran, dem ganzen Volk der Terraner unsere Philosophie zu offenbaren, obwohl nicht einmal eine solche Generalaufklärung unserem Volk schaden könnte. Ich beabsichtige vielmehr, eine kleine Gruppe von Terranern in diese Neunturmanlage zu holen und sie mit den wichtigsten Elementen der Entelechie vertraut zu machen. Es kommt meinem Plan entgegen, daß die Menschen in kleineren Verbänden zusammenleben.
Das Verschwinden einer einzelnen Familie würde bestimmt nicht mit uns in Zusammenhang gebracht werden Und unter der terranischen Bevölkerung kein Aufsehen erregen. Eine solche Familie ist für diesen Versuch auch deshalb besonders geeignet, da ihr Vertreter verschiedener Altersgruppen angehören, die auf die Tests unterschiedlich reagieren werden. Und schließlich wird sich eine solche Familie besser akklimatisieren können als eine bunt zusammengewürfelte Gruppe von Terranern."
„Du versuchst, uns mit solchen Belanglosigkeiten nur von der eigentlichen Problematik abzulenken, Lank!" rief Mark-Beram dazwischen. „Aber du kannst die Tatsache nicht verwischen, daß du den Angehörigen eines Fremdvolks unser sorgsamst gehütetes Geheimnis preisgeben willst. Und was erwartest du dir als Gegenleistung?"
„Ich erwarte mir eine bessere Völkerverständigung und im weiteren Sinne von Terranern Verständnis für unser Problem", antwortete der Psychologe. „Auf lange Sicht ist das der einzig zielführende Weg. Und nur wenn wir diese Kluft überbrükken und den Terranern begreiflich machen, was das Auge wirklich für uns bedeutet, nur dann können wir erwarten, daß sie sich voll und ganz für die Rückerstattung des Auges einsetzen."
„Die Terraner sind Egoisten", sagte Mark-Beram. „Das habt ihr Forscher selbst erkannt. Und ichbezogene Wesen werden sich nur dann voll für eine Sache einsetzen, wenn es um ihre eigenen Interessen geht. Deshalb bleibe ich dabei, daß wir auf eine Rückerstattung des Auges nur dann hoffen können, wenn die Terraner ihre Sicherheit bedroht sehen."
„Und ich meine, daß es Angelegenheit des Türmers ist, eine Entscheidung zu treffen", sagte Hergo-Zovran.
Damit war die Diskussion beendet, und alle Anwesenden warteten gespannt auf sein Urteil.
Hergo-Zovran ließ sich nicht lange damit Zeit. Er hatte sich bereits entschieden.
Er war froh, daß Lank-Groham ihm eine Alternative anbot und er nicht gezwungen war, seine Drohung währzumachen, einschneidende Maßnahmen gegen die Menschheit zu ergreifen. „Lank-Grohan soll die Möglichkeit bekommen, seine Idee zu verwirklichen", beschloß der Türmer. „Ich kann nur im Interesse unseres ganzen Volkes hoffen, daß die Terraner unser Vertrauen verdienen."
Die Versammlung löste sich auf.
Nur Fanzan-Pran und Lank-Grohan blieben in der Türmerstube zurück. „Gibt es etwas zu besprechen, was ihr den anderen verheimlichen wollt?" fragte Hergo-Zovran mit leichtem Unmut. Geheimniskrämerei empfand der kollektiv denkende Türmer als Vertrauensbruch gegenüber den anderen Artgenossen, und sie war ihm deshalb ein Greuel. „Lank und ich haben noch eine zweite Möglichkeit erdacht, wie Terraner und Loower einander näherkommen könnten", sagte Fanzan-Pran. „Doch ist die Idee nicht ausgegoren genug, als daß wir sie zur Diskussion stellen möchten. Wir wollten vorher noch deine Meinung einholen, Türmer."
„Dann laß hören."
„Wenn wir Terraner entelechisch zu schulen versuchen, könnten wir parallel dazu ebenso gut auch einen Loower die menschliche Denkart erlernen lassen", sagte Fanzan-Pran. „Dieser umgekehrte Weg erscheint im ersten Moment noch schwieriger, aber ich glaube, ich kenne den richtigen Mann für eine solche Mission."
„Und wer sollte das sein?" wollte Hergo-Zovran wissen. „Erinnere dich an Goran-Vran", antwortete Fanzan-Pran. „Ich habe diesen jungen Loower von Alkyra-II zuerst zu meinem Stellvertreter gemacht und mußte ihn dann zur Turmbaumannschaft abstellen, als er ohne besondere Weisung die Bugkapsel der THAMID absprengte, in der die Duade untergebracht war.
Durch diese Eigenmächtigkeit hat sich Goran-Vran selbst
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