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0901 - Die Zweidenker

Titel: 0901 - Die Zweidenker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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disqualifiziert.
    Während des Turmbaues verursachte er fast eine Katastrophe und erlitt bei einer Explosion erhebliche Körperverletzungen. Dadurch verlor er die Fähigkeit des entelechischen Denkens und siecht seit diesem Tage dahin."
    „Ich erinnere mich an Goran-Vran", sagte Hergo-Zovran. „Und du meinst, durch den Verlust seiner Entelechie müßte er auch die Mentalität der Terraner besser verstehen können? Eigentlich gar kein so abwegiger Gedanke."
    „Dieser Meinung bin ich auch", sagte Lank-Grohan. „Wir könnten Goran-Vran den Terranern zuspielen und auf diese Weise von ihm wertvolle Hinweise über diese Evolutionsstürmer erhalten."
    „Und abgesehen davon, bekäme Goran-Vrans Leben wieder einen Sinn", warf Fanzan-Pran ein. „Ich bin nicht abgeneigt, dem Vorschlag zuzustimmen", sagte der Türmer, der nichts unversucht lassen wollte, ein besseres Verständnis zwischen Terranern und Loowern zu erreichen. „Aber zuerst möchte ich mich in einem Gespräch mit dem Verunglückten darüber informieren, wie es um ihn steht."
     
    2.
     
    Ich war nicht überrascht, als der Türmer mich zu sich rief. Ganz im Gegenteil, ich hatte schon damit gerechnet.
    Für meine Artgenossen war ich eine Art Monstrum, ein Fossil aus einer längst vergangenen Epoche.
    Ich konnte mich nicht mehr meines Tiefenbewußtseins bedienen, und ich erinnerte mich nicht einmal mehr daran, wie es war, wenn man auf zwei Bewußtseinsebenen zugleich dachte.
    Wohlgemerkt, mein Zustand hatte mit Amnesie nichts zu tun. Ich hatte eine lückenlose Erinnerung an mein Leben vor dem Unfall, der mich die Entelechie gekostet hatte. Bei einer umfangreichen Testserie hatte ich Lank-Grohan bewiesen, daß ich mich noch an Geschehnisse aus meiner frühesten Kindheit auf Alkyra-II erinnern konnte. Der Psychologe hingegen hatte aufgedeckt, daß ich nun alles aus einer anderen Perspektive sah.
    Obwohl alle bemüht waren, mich meine Andersartigkeit nicht spüren zu lassen, erreichten sie mit ihrem grenzenlosen Mitleid gerade das Gegenteil.
    Dabei brauchte ich ihr Mitgefühl gar nicht, denn ich hatte keinerlei Minderwertigkeitskomplexe.
    Das Eigenartige an der Sache war, daß nicht ich mir verändert vorkam, sondern daß mir meine Artgenossen irgendwie fremd erschienen. „Wie geht es dir, Goran?" fragte mich der Türmer, als ich mit Fanzan-Pran in seine im Südturm untergebrachte Stube kam. „Stube" war eigentlich eine irreführende Bezeichnung. Tatsächlich handelte es sich um eine hochtechnisierte und aufwendig gestaltete Kommandozentrale, von der aus der Türmer praktisch den ganzen Planeten unter Kontrolle halten konnte.
    Und von hier aus überwachte er auch die vollautomatische Funkanlage, die in regelmäßigen Intervallen sechsdimensionale Impulse aussandte.
    Der Fremdpsychologe Lank-Grohan war ebenfalls anwesend, und mit ihm kam ich von allen meinen Artgenossen noch am besten zurecht. „Ich fühle mich ganz gut", erwiderte ich höflich. „Aber ich kenne den Befund."
    „Du bist also über deinen Zustand unterrichtet, das ist gut", sägte Hergo-Zovran. „Wie ich höre, scheinst du ganz gut damit fertig zu werden.
    Aber ich könnte mir vorstellen, daß dich das Leben in der Neunturmanlage nicht ausfüllt. Hast du Kontaktschwierigkeiten?"
    „Es ist eher umgekehrt, meine Artgenossen haben Verständigungs-.
    Schwierigkeiten mit mir", erwiderte ich in dem Bewußtsein, daß diese Antwort dem Türmer zu nonentelechisch sein mußte, und das amüsierte mich. „Außer Lank kommt niemand mehr mit mir zurecht. Das stempelt mich zu einem Außenseiter, und ich komme mir wie ein Exote vor, der sich nur noch für Versuchszwecke eignet."
    „Ich kann deine Verbitterung verstehen, Goran, und nehme sie dir nicht übel", sagte der Türmer milde. „Ich habe für deine Situation Verständnis.
    Und vielleicht kann ich deinem Leben sogar einen neuen Sinn geben."
    Das war genau jener Ton, den ich nicht mehr ausstehen konnte. Deshalb erwiderte ich: „Ich weiß, daß die Loower ein Leben ohne Entelechie als sinnlos erachten. Aber ich versichere dir, daß ich mir in keiner Weise unnütz vorkomme."
    „Jeder Loower braucht ein Ziel, für das er lebt", sagte Hergo-Zovran. „Unser Volk hat eine Bestimmung, die seine Existenz rechtfertigt. Hast du das vergessen, Goran?"
    „Ich habe nichts vergessen", antwortete ich. „Nur weiß ich mit gewissen Begriffen nichts mehr anzufangen.
    Bestimmung, was ist das? Lebensziel und Volksbewußtsein - und Entelechie, das alles klingt für

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