0901 - Kampf um die Schwefelklüfte
die zugreifende Hand seines Begleiters ab. »Was hattest du in Choquai zu suchen?«
Don Jaime massierte die schmerzenden Finger. Er blickte Zamorra vorwurfsvoll an.
»Ich wüsste nicht, was dich das angeht«, sagte er so arrogant wie nur möglich.
»Mich geht das sehr viel an, du Spiegelbild«, antwortete der Meister des Übersinnlichen in fast dem gleichen Tonfall. »Oder sollte ich besser sagen: du falsches Abziehbild?«
»Ich bin nicht das Spiegelbild hier, ihr seid die in der Spiegelwelt«, erklärte Don Jaime seine Denkweise. »Für mich seid ihr die Umgedrehten.«
»Du glaubst gar nicht, wie egal mir das ist«, versetzte Zamorra. »Ich will wissen, was du in Fu Longs Welt zu suchen hast.«
»Es ist immer noch die Welt von Kuang-shi«, verbesserte der Vampir. Er hatte nicht vor, Zamorra etwas von seinem Auftrag auf die Nase zu binden. »Und außerdem ist es meine Sache, was ich mache und geht dich einen feuchten Dreck an.«
Zamorra öffnete die oberen beiden Knöpfe seines Hemdes. Eine handflächengroße Silberscheibe, die an einer Kette mit Schnellverschluss hing, war zu erkennen.
»Und das ist immer noch Merlins Stern !« Zamorra wurde lauter. »Und wenn du mir nicht gleich sagst was ich hören will, dann wird er das Wissen aus dir heraussaugen.«
Don Jaime blickte Zamorra ungläubig an. Er wusste nicht, was die Silberscheibe alles konnte, doch es war allgemein bekannt, dass durch sie schon tausende Mitglieder der Schwarzen Familie ums Leben gekommen waren.
»So, wie du den Menschen das Blut aussaugst, saugt dir das Amulett das Leben aus!«, drohte der Meister des Übersinnlichen noch einmal.
Don Jaime trat vor Schreck zwei Schritte zurück. Bei Zamorras Forderung befand er sich in der Klemme. Er wollte nicht die Wahl zwischen Lucifuge Rofocales Strafe und Zamorras Todesdrohung haben. Beides war für ihn völlig unakzeptabel. Jetzt, wo er sich wieder in Freiheit befand, wollte er nie wieder der Knecht von irgendjemand sein.
»In letzter Zeit hat sich der Fokus der Dämonen auf Choquai konzentriert«, erklärte er widerwillig. »Und da ich wissen wollte, was die herrschende Klasse hier so toll an dieser Stadt findet, habe ich mich eben ein wenig umgesehen.«
Zamorra kniff die Augen zusammen. Sein böser Blick hätte wahrscheinlich andere Wesen auf der Stelle getötet.
»Erzähl mir keine Märchen, du schlechter Abklatsch eines Vampirs«, erregte er sich. »Irgendjemand hat dich als Späher ausgesandt, um Fu Long auszukundschaften.«
Don Jaime hob beide Hände hoch.
»Bruder, wie kannst du nur so etwas von mir denken«, schmollte er. »Es war wirklich allein meine Neugier.«
Zamorra malte etwas, das ähnlich aussah wie ein verschnörkeltes »S« in die Luft und warf es Don Jaime entgegen. Der Vampir zuckte zusammen, als habe ihn eine Faust mit voller Kraft auf dem Brustkorb getroffen und taumelte. Er hatte die Augen weit geöffnet und blickte Zamorra ungläubig an. Sein Mund war offen, er schnappte heftig nach Luft.
»Wie kannst du mir so etwas antun, Bruder«, keuchte er.
»Es hat sich ›ausgebrudert‹«, stellte Zamorra klar. »Ich glaube dir kein Wort.«
Er zog mit einer Hand an der Kette des Amuletts. Don Jaime wich noch einen Schritt zurück. Er hatte beide Hände abwehrend erhoben. Im Zweifelsfall hätte ihm das überhaupt nichts genutzt, doch Zamorra verzichtete darauf, ihm das zu sagen.
»Also, wie steht's?« Mit jedem Schritt, den Don Jaime zurückwich, trat Zamorra einen vor. »Du angeblicher Bruder…«
»Du bist ein Dreckstück!«, stieß der Vampir hervor.
Zamorra verzog die Lippen zu einem spöttischen Lächeln.
»Ich habe nie etwas anderes behauptet.«
Panische Angst erfasste den Vampir aus der Spiegelwelt. Und genau darauf hatte Zamorra gehofft. Er rechnete damit, dass Don Jaime vor lauter Verzweiflung zu seinem Auftraggeber zurückkehren würde, und diesen Augenblick würde Zamorra ausnutzen.
Seiner Ansicht nach hatte Lucifuge Rofocale den Vampir geschickt, auf der anderen Seite konnte er sich nicht vorstellen, was diese beiden so verschiedenen Wesen miteinander verbinden sollte.
Das Amulett baumelte vor Zamorras Brust. Auf den Spiegelwelt-Vampir wirkte dies wie eine offene Drohung. Er war unfähig, seinen Blick von Merlins Stern abzuwenden. Ein grünlich waberndes Feld baute sich jetzt langsam um den Franzosen auf.
Don Jaime wusste, was das bedeutete. Gleich würde Merlins Stern silberne Blitze verschießen und ihn dabei töten.
Fieberhaft überlegte er, was er
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