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0901 - Kampf um die Schwefelklüfte

0901 - Kampf um die Schwefelklüfte

Titel: 0901 - Kampf um die Schwefelklüfte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred H. Rückert
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Strafe im Seelenfeuer einbringt?«
    Ling verzog das Gesicht. Daran mochte sie lieber nicht denken. Die zehn Tage der Strafe waren die schlimmste Zeit in ihrem Leben gewesen, und sie wollte niemals wieder dorthin zurück. Aber sie hatte sich in den Kopf gesetzt, einen Spion einzusetzen, mit dem LUZIFERs Statthalter nicht rechnen konnte. Wenn ihr Plan klappte, dann hatte sie bei ihrer Herrin einen Stein im Brett.
    »Hallo, ich rede mit dir«, keifte der Irrwisch, als sie nach wenigen Sekunden noch nicht geantwortet hatte. »Ich sitze direkt vor dir, falls du das noch nicht bemerkt hast!«
    »Ist ja gut, Karon.« Ling streichelte den Irrwisch, während sie in Gedanken versunken war. Irrwische gehörten zu den niedersten Wesen der Hölle und dienten den Dämonen meist als Frustkiller. Die kleinen Wesen besaßen keine Eigennamen, doch sie erkannten sich selbst an den verschiedensten Geschmackseigenarten. Und der Geschmack von Lings neuem Freund wurde von seinesgleichen Karon genannt.
    »Und?« Kürzer konnte man eine Frage kaum stellen.
    »Ja, ich wage es«, bekräftigte die Amazone. »Aber nicht ich persönlich, sondern…«
    Sie strich mit der rechten Hand über den linken Oberarm, dort wo einer ihrer zwei Imprints saß, von Stygia unter die Haut tätowierte Schatten.
    Ling hatte stets das Gefühl, als würden die beiden Schatten ein Eigenleben führen und wären nur teilweise auf sie angewiesen. Einerseits gefiel es ihr, es war so, als sei sie nie allein. Andererseits war es auch unangenehm, da sie nie genau wusste, was die beiden als nächstes tun würden - und ob sie wirklich ihren Befehlen gehorchten oder vielleicht doch nur denen der Fürstin der Finsternis.
    Sie bedeutete dem Flugsaurier zu landen. Das urwelthafte Tier ließ sich tiefer sinken und landete weitaus eleganter, als man bei seinem Körperbau vermuten durfte. Ling stieg ab und ließ den Saurier Steine fressen. Es war besser, die Tiere bei Laune zu halten, ehe der Hunger zu groß wurde.
    Karon schwebte vor Ling her. Irrwische schwebten fast immer. Sie besaßen Beine, aber sie benutzten sie fast nie zur Fortbewegung.
    »Und was nun, Menschin?«, wollte er wissen. Es war nicht das erste Mal, dass er sie so bezeichnete. Bei Irrwischen schien der Irrglaube vorzuherrschen, dass Menschin die Bezeichnung für Menschenfrauen sei.
    Ling antwortete nicht. Sie stand verkrampft da und streichelte sich unablässig über den Arm. Ein Knurren entwich ihrer Kehle, ihr Gesicht wurde blass.
    »Komm heraus«, hauchte sie und blickte auf ihren linken Oberarm.
    Ein leises Knurren und Fauchen ertönte, das Vibrationen in Lings Bauchdecke auslöste. Der Arm wurde innerhalb von wenigen Sekunden heiß, als würde er brennen. Doch mit einem Mal kühlte er rapide ab.
    Der kleinere ihrer beiden Drachentätowierungen hatte sich von Ling gelöst und schwebte jetzt als echtes Lebewesen direkt vor ihr. Die Amazone strich ihm mehrmals über den Kopf, dann umarmte sie ihn.
    Karon wich automatisch einige Meter zurück. Er traute den beiden Schatten nicht weiter, als er sie werfen konnte.
    Also überhaupt nicht.
    Sie waren zwei halbmagische Wesen, die ihre Energie vor allem aus Ling bezogen. Karon fürchtete jedes Mal um das Leben seiner menschlichen Freundin, wenn einer der Drachen aus ihrer linken Körperseite herausschlüpfte. Danach fühlte sich die Amazone stets zu Tode erschöpft und benötigte viele Stunden, bis sie sich wieder einigermaßen erholt hatte.
    Ling öffnete beide Arme. Der Schatten erhob sich langsam und flog davon, dabei ständig an Höhe gewinnend. Sie schaute ihm so lange hinterher, bis sie ihn nicht mehr sehen konnte.
    ***
    Der Schatten flog über die Berge hin zu Lucifuge Rofocales Thronsaal. Er stieg über Berge hinweg, bis er den dunklen Palast erreicht hatte. Dort angekommen drang er in das feste Gestein ein und bewegte sich innerhalb des Felsens voran. Dies war nur möglich, weil er nicht als festes materielles Wesen existierte.
    Während der ganzen Zeit im Felsen brach er den Telepathiekontakt zu seiner Trägerin ab. So nah beim Herrn der Hölle konnte er es nicht wagen, sich zu verraten.
    Zuerst hörte er den Erzdämon wie irr lachen. Der Schatten besaß nicht genug Intelligenz, um sich darüber Gedanken zu machen, aber er nahm alles in sich auf, was er sah oder hörte. Seine Herrin würde damit schon etwas anfangen können, wenn er sie nach der Vereinigung an seinen Gedanken teilhaben ließ.
    »Bald habe ich mein Ziel erreicht und Zamorra ist tot!«, rief

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