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0901 - Kampf um die Schwefelklüfte

0901 - Kampf um die Schwefelklüfte

Titel: 0901 - Kampf um die Schwefelklüfte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred H. Rückert
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»Wenn du schon deine Aufgaben nicht richtig machst, dann lüge mich gefälligst nicht an!«
    »Aber Herrin, ich…«, stotterte das arme Wesen und trat bei der Lautstärke der Fürstin automatisch einige Schritte zurück. »Ich habe nicht gelogen…«
    »Kein Wort mehr!«
    Stygia streckte die Arme vor und spreizte die Hände. Mit einem lauten Fauchen explodierte der Diener. Staub rieselte als einziger Überrest von ihm auf den Steinboden. Ein brennend heißer Wind erschien aus dem Nichts und wehte die Staubpartikel davon.
    »Habt ihr das gesehen?«, wandte sie sich mit lauter Stimme an die Versammelten. »So geht es jedem, der mich anlügt und meine Gutmütigkeit nur ausnützt!«
    Unter gutmütig verstanden die meisten Wesen allerdings etwas anderes, aber nicht eine ebenso harte wie unbarmherzige Herrin, die den geringsten Fehler zur öffentlichen Strafe erhob.
    Sie drehte sich um und blickte den im Saal versammelten Wesen entgegen.
    »Wer ist der Nächste, der meinen Rat benötigt?«
    Der Nächste sah aus wie eine Mischung aus Wolfskörper und Löwenkopf. Als er sah, was Stygia mit seinem Vorgänger angestellt hatte, schluckte er zuerst und stellte sich wieder in die Schlange der unterschiedlichsten Höllenkreaturen zurück. Die Leute dort waren damit nicht zufrieden, denn sie hofften, dass die Fürstin ihren Unmut am Nächsten ausließ und dann wieder einigermaßen normal reagieren würde.
    Also stießen sie ihn wieder weg. »Du bist doch jetzt dran«, schimpften sie und verwehrten ihm seinen Platz in der Schlange. »Du hast doch lange genug gewartet.«
    »Ich will nicht! Ich lasse euch alle vor!«, schrie er, von panischer Angst erfüllt. Je mehr Furcht er besaß, desto stärker begann er nach Ammoniak und faulen Eiern zu stinken; das war eine Eigenart seiner Rasse.
    Ein Handgemenge entstand dort, wo der Löwenköpfige wieder zwischen die anderen eindringen wollte. Fast alle Versammelten richteten ihre Aufmerksamkeit auf diese Stelle.
    Fast alle außer Stygia. Sie fasste sich mit einer Hand an den Bauch und blickte für eine Sekunde verwundert drein. Schnell setzte sie sich auf den mit Totenköpfen und steinernen Figuren aus dunklem Lavagestein verzierten Knochenthron, damit ihre Untertanen nichts von ihrer kurzen Schwäche mitbekamen. Sie durfte Wut ebenso zeigen wie Zufriedenheit, aber niemals Mitgefühl oder gar ein Zeichen von Schwäche.
    Sie war ratlos, was ihr Unwohlsein bedeuten sollte, und immer dann, wenn sie nicht weiterwusste, wurde sie zornig. Das Getue ihrer Diener nervte sie über alle Maßen. Sie stand kurz auf und bewegte beide Hände, als wollte sie etwas hinweg werfen. Dort, wo das Handgemenge stattfand, ließ sie die Kämpfenden in Flammen aufgehen. Schmerzensschreie erfüllten den Saal für kurze Zeit.
    Die Umstehenden traten mehrere Schritte zurück. Niemand war bereit, den Verletzten zu helfen - so etwas wie Anteilnahme gab es in diesen Gefilden nicht. Sie waren nach kurzer Zeit verbrannt und nur einige Häufchen Asche verrieten, dass hier gerade eben noch Höllendiener existiert hatten.
    »Entweder benehmt ihr euch ab sofort oder es geht jedem so wie diesen Narren!«, zischte Stygia so laut, dass es auch der Letzte im Thronsaal vernahm. Den brennend heißen Wind setzte sie dieses Mal nicht ein, die Aschehäufchen ließ sie als sichtbare Warnung stehen.
    Keine der Höllenkreaturen getraute sich auch nur ein Wort zu sagen, sogar die ranghöheren Dämonen blieben still. Einer nach dem anderen verließen sie ungewohnt schnell den Saal, sogar die Amazonen, Stygias Leibwache, und die fliegenden Affen, bis nur noch ein Mann übrig blieb.
    Er sah einem älteren chinesischen Gelehrten sehr ähnlich und hätte gut als Dozent für asiatische Philosophie an eine Universität gepasst, aber in dieser Umgebung wirkte er wie ein Fremdkörper.
    Stygia stemmte beide Hände in die Hüften, obwohl sie am liebsten ihren Bauch festgehalten hätte. Die Fürstin der Finsternis war eine einmalige Schönheit mit dunkler Haut, schwarzen Haaren und rot glühenden Augen. Sie war stolz auf ihren perfekt geformten Körper, der fast jeden Mann in den Wahnsinn treiben konnte. Doch mit einem Mal fühlte sie sich alt und hässlich. Sie fühlte sich körperlich unwohl, außerdem wusste sie, dass sie keine sexuelle Wirkung auf den Chinesen hatte.
    Das hatte sie bei seinem letzten Besuch schon ausprobiert, aber er hatte ihre Attraktivität überhaupt nicht beachtet.
    »Du schon wieder!«, entfuhr es ihr. Der aggressive Tonfall

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