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0901 - Kampf um die Schwefelklüfte

0901 - Kampf um die Schwefelklüfte

Titel: 0901 - Kampf um die Schwefelklüfte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred H. Rückert
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unternehmen sollte, doch im entscheidenden Augenblick gingen ihm die Nerven durch. Er hatte sich fest vorgenommen, standhaft zu bleiben, doch nun folgte er seinem Instinkt.
    Er drehte sich um und versuchte zu fliehen.
    ***
    Seit einigen Stunden schon hatte die Fürstin der Finsternis ihre Amtsgeschäfte ruhen lassen. Außer ihr befand sich niemand im Thronsaal. Nach Fu Longs Besuch hatte sie alle Dämonen, Diener und Hilfsgeister hinausgeworfen, um in Ruhe nachdenken zu können. Sogar ihre sonstigen Lieblinge, die Amazonen und die fliegenden Affen, durften sich nicht zu ihr vorwagen.
    Ihre Schritte klangen hohl im dämonenleeren Thronsaal.
    Stygia fühlte sich hin und her gerissen. Sie überlegte, ob sie sich mit ihrem Bündnis mit Fu Long wirklich auf die richtige Seite gestellt hatte. Auf der einen Seite wollte sie, dass Lucifuge Rofocale endlich getötet wurde, aber die Drecksarbeit sollte jemand anderes übernehmen - und zwar Fu Long. Auf keinen Fall wollte sie sich die Hände schmutzig machen, denn ein Fehlverhalten hätte in diesem Fall bedeutet, dass ein Tribunal einberufen würde, um über sie zu richten. Sie aber wollte mit weißer Weste vor ihren Untertanen stehen und danach das Amt des Ministerpräsidenten übernehmen.
    Fast hatte sie ihr Ziel erreicht, das höchste Amt, das in der Hölle vergeben werden konnte, lag zum Greifen nah. Sie musste sich nur noch ein wenig in Geduld üben, dann konnte sie die Früchte ihrer jahrelangen Intrigen ernten.
    Lucifuge Rofocale würde sich nicht mehr lange halten können. Die meisten Dämonenfürsten waren gegen ihn, und die zahlreichen Flops, die er in letzter Zeit gelandet hatte, konnten ihm leicht das Genick brechen.
    »Und das hoffentlich bald«, flüsterte sie, obwohl niemand sie hören konnte. Sie hatte den Thronsaal magisch versiegelt. Niemand konnte sie hier hören oder sehen.
    Eine eigenartige Unruhe hatte sie ergriffen. Sie ärgerte sich über sich selbst. Sonst reagierte sie doch nicht so… menschlich. Sie verachtete diese Unart. Zorn, ja, den erlaubte sie sich zu zeigen, besonders, wenn sie ihre Untergebenen strafte, sowie Triumph, wenn sie einen Sieg errungen hatte. Unruhe jedoch und Nervosität verachtete sie.
    Deshalb wollte sie erst nicht glauben, dass sie so fühlte.
    Freute sie sich gar zu sehr, dass die Zeit ihres Feindes bald abgelaufen war und interpretierte dies falsch? Das konnte sie sich doch nur einbilden.
    »Ich bin doch kein Mensch!«, schnaubte sie in verächtlichem Tonfall.
    Sie setzte sich auf den totenkopfverzierten Thron und blickte sich um.
    Die an den dunklen, mit sorgfältig gearbeiteten, aber unsagbar obszönen Reliefs überzogenen Wänden angebrachten Fackeln warfen ein unruhiges Licht, doch Stygia als Dämonin fand die Lichtverhältnisse sehr stimmungsvoll.
    Weniger stimmungsvoll hingegen empfand sie ihren derzeitigen körperlichen Zustand. Ihre Bauchdecke vibrierte und sie hatte ständig das Gefühl, sich übergeben zu müssen.
    Dämonen konnten nicht krank werden. Was also konnte das sein?
    Hat mir Lucifuge Rofocale etwa eine Schwäche angehext, um mich aus dem Weg zu bekommen? , fragte sie sich. Trotz seiner gegenwärtigen Schwäche hatte der Erzdämon immer noch das Potential dazu.
    Oder war das etwa dieser Fu Long?
    ***
    Fu Long verabschiedete sich von der Amazone Ling gleich, nachdem beide aus Stygias Thronsaal kamen.
    »Ich habe noch etwas wichtiges zu tun«, sagte er zu der Kriegerin. »Ich werde dich rufen, wenn ich dich benötige.«
    »Das ist mir recht, denn ich muss auch noch etwas erledigen. Du weißt, wie du mich finden kannst«, erwiderte sie mit einer für eine Chinesin ungewöhnlich tiefen Stimme. Dann drehte sie sich um und ging davon.
    Der chinesische Vampir hatte wirklich noch etwas Wichtiges vor. Er musste noch einen Besuch bei einer für ihn eminent wichtigen Gruppe tätigen, den teuflischen Archivaren. Er ging noch eine Weile vom Palast der Fürstin der Finsternis fort, um sicherzugehen, dass er auch nicht beobachtet wurde. Er wollte, dass seine Verbindung zu den wölfisch aussehenden Dämonen unbekannt blieb.
    Die Archivare hausten in einer riesigen Höhle, die vom Boden bis zur Decke von Schriftrollen und Folianten bedeckt war. Sie archivierten jeden Fetzen Papier, solange etwas Wissenswertes darauf stand; sogar bekritzelte Baumrinde oder bemalte Steine, die ihnen zwischen die Klauen gerieten. Die Archivare waren zumeist Einzelgänger, nur ihre Arbeit hielt sie zusammen.
    Für Lucifuge Rofocale waren sie

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