0902 - Das Mädchen und die Loower
der Terraner befand.
Diese Tatsache überraschte ihn mehr als Baya das Gehörte. Der Psychologe konnte sich das lange nicht erklären, denn vor der nächstliegenden Erklärung scheute er zurück.
Als Haman mit seinem Helk zu ihm kam und ihn um eine Unterredung mit dem Türmer ersuchte, stellte sich Lank-Grohan selbst auf die Probe. Er nahm sich fest vor, den Vater Bayas in alle Geheimnisse seines Volkes einzuweihen.
„Ich muß dir eine Erklärung abgeben", eröffnete er dem verblüfften Terraner, der sich daraufhin erwartungsvoll in die Ruheschale seines Helks setzte. Aber er wartete vergeblich, denn Lank-Grohan sah sich außerstande, ihm Einzelheiten über das von ihm erwählte Thema zu erzählen. „Warum willst du mich hinhalten, Lank", sagte Haman Gheröl verärgert. „Ich möchte mit dem Türmer sprechen. „Ich fürchte, die Zeit Hergo-Zovrans ist dafür zu kostbar", erwiderte der Psychologe und beschäftigte sich in seinem Tiefenbewußtsein längst wieder mit Baya und der Entelechie.
Da er sich mit ihr ungezwungen Über alle loowerischen Belange hatte unterhalten können, gegenüber ihrem Vater jedoch die natürliche psychische Barriere nicht zu überwinden vermochte, konnte es nur eine Erklärung geben: Sein Tiefenbewußtsein akzeptierte das kleine terranische Mädchen als seinesgleichen.
Ihre Denkweise entsprach bereits der eines Loowers.
Diese Erkenntnis überwältigte den Psychologen. Er hatte schon beim erstenmal, als er sich näher mit ihr befaßte, erkannt, daß sie eine entelechische Begabung hatte. Aber er hätte es nie für möglich gehalten, daß sie so rasch Fortschritte machen würde. „Wo bist du mit deinen Gedanken, Lank?" hörte er Hamans Stimme in seinem Ordinärbewußtsein. „Hast du nicht gehört, was ich von dir will?
Warum weichst du mir aus? Mit dieser Hinhaltetaktik erreichst du bei mir nichts. Ich werde mit allen mir zur Verfügung stehenden Mitteln um meine Tochter kämpfen und werde bestimmt nicht tatenlos zusehen, wie ihr sie umerzieht."
„Wir erziehen sie keineswegs um", erwiderte Lank-Grohan. „In unserem Volk gibt es nichts, was mit eurer Kindererziehung vergleichbar wäre. Alles was ich tat, war, Baya sich frei entfalten zu lassen."
„Lüge!" schrie Haman. „Warum entfremdet sie sich uns dann immer mehr?"
„Eben deswegen, weil sie frei ist und sich nicht mehr eurer elterlichen Doktrin unterwirft. Das tat sie im übrigen nie, weil ihr euch nie um sie gekümmert habt und sie keine Erziehung genoß, wie sie terranischer Vorstellung entspricht. Dafür muß sie euch dankbar sein. Nur weil ihr eure Erziehungspflicht vernachlässigt habt und sie sich selbst überließt, ist sie in Freiheit aufgewachsen. Ihr habt ungewollt etwas Gutes für Baya getan."
„Will ein Loower einem Terraner sagen, wie er seine Kinder erziehen soll?" regte sich Haman auf. „Ich lasse mich von dir nicht irreführen. Ich kann mir denken, was ihr mit Baya vorhabt. Ihr wollt aus einem geistesschwachen Menschenkind einen loowerischen Freak machen, um damit eure Macht und die Wirksamkeit eurer Philosophie zu demonstrieren.
Doch daraus wird nichts. Ich will zum Türmer!"
„Ich werde deinen Wunsch an ihn weiterleiten", sagte Lank-Grohan.
Der Psychologe wollte ohnehin den Türmer in seiner Stube im Südturm aufsuchen. Aber nicht, um ihm Haman Gheröls Begehren vorzutragen, sondern um ihm von den Fortschritten zu berichten, die er mit dessen jüngsten Tochter machte.
Baya wäre das erste Fremdwesen in der langen Geschichte seines Volkes, das von selbst zur loowerischen Entelechie fand.
Lank-Grohan wertete dies als die größte Sensation nach der Entdekkung der Materiequelle durch den Quellmeister Pankha-Skrin.
Hergo-Zovran bemerkte Lank- Grohans Kommen, aber er war zu beschäftigt, um sich um den Wissenschaftler sofort zu kümmern. Und Lank-Grohan war verständnisvoll genug, sich nicht aufdringlich dem Türmer bemerkbar zu machen, sondern wartete geduldig darauf, bis ihm Hergo-Zovran seine Aufmerksamkeit schenkte.
Der Türmer war gerade in eine Direktübertragung von der Erde vertieft.
Die Bilder kamen aus der terranischen Kommandozentrale Imperium-Alpha, von deren Existenz die Loower nichts geahnt hatten, bis es ihnen gelungen war, Goran-Vran dort einzuschmuggeln. Der Loower, der beim Bau der Marsturmanlage durch einen Unfall die Fähigkeit des entelechischen Denkens eingebüßt hatte, trug in einer seiner Körperplatten ein Übertragungsgerät verborgen.
Auf diese Weise erfuhr der
Weitere Kostenlose Bücher