0902 - Das Mädchen und die Loower
ihnen, den falschen Anschein zu erwecken, daß die terranische Regierung hinter dieser Entführungsaktion steckt, um so einen Konflikt zwischen unseren beiden Völkern heraufzubeschwören. Beinahe wäre ihm das auch gelungen."
„Türmer!" rief Mank-Beram aus. „Soll das heißen, daß du das Ultimatum zurückziehst?"
„Mehr noch", sagte Hergo-Zovran. „Ich bin geneigt, den Terranern nun auch in anderen Punkten zu glauben.
Die Beschreibung, die Goran-Vran von dem röhrenförmigen Ding auf Boyt Margors Helm gegeben hat, könnte die des Auges sein. Demnach hätten die Terraner auch nicht gelogen, als sie beteuerten, daß ein Außenseiter den Schlüssel zur Materiequelle gestohlen hat."
„Boyt Margor könnte im Auftrag der terranischen Regierung gehandelt haben", gab Mank-Beram zu bedenken. „Die Möglichkeit, daß dies alles nur inszeniert wurde, um uns zu täuschen, besteht immer noch." • „Zugegeben, wir haben keine absolute Gewißheit", sagte der Türmer. „Aber die gibt es nie. Ich finde aber, daß es nun an uns liegt, den Terranern jenes Maß an Vertrauen entgegenzubringen, das wir von ihnen verlangen. Die Invasion der Erde findet nicht statt!"
Damit entließ der Türmer die Besucher.
Er sah auf der Schaltskala, daß der nächste Impuls fällig war, und während dieses Vorganges wollte er allein sein. Dies war für ihn immer ein Moment der Besinnung.
Durch die Schwierigkeiten, die sich bei der Beschaffung des Auges ergaben, hatte er viel zuwenig Muße, sich der großen Bestimmung seines Volkes in gebührendem Maße bewußt zu werden und sich in seinem Tiefenbewußtsein damit zu befassen.
Jahrhunderttausende und Jahrmillionen hatte sein Volk nur für das Ziel gelebt, den Schlüssel an der Materiequelle anzusetzen, für die er bestimmt war. Den Schlüssel hatte man schon längst besessen, ihn jedoch aus Angst vor dem Feind, den Mächtigen von jenseits der Materiequellen, auf einer Erde versteckt, die noch keine Spuren von intelligentem Leben trug.
Und nun war der Quellmeister Pankha-Skrin fündig geworden, seine Botschaft von der Auffindung der richtigen Materiequelle durcheilte das Universum und löste eine Aktion aus, die Hergo-Zovran nun als Nachfolger von Gleniß-Gem leitete: die Rückholung des Auges aus dem Versteck.
Daß dies sich nicht einfach durchführen ließ, war weder Schuld der Terraner noch der Loower, sondern die eines einzelnen Lebewesens. Dies war die besondere Tragik.
Aber wenn Pankha-Skrin eines Tages kam, um das Auge entgegenzunehmen, würde er keine Entschuldigungen gelten lassen. Er würde den Schlüssel zur Materiequelle haben wollen.
Hergo-Zovran war entschlossen, ihn bis dahin zu beschaffen.
Immerhin war man bereits einen Schritt weiter.
Nachdem der Impuls abgestrahlt worden war, der Pankha-Skrin ins Solsystem lotsen sollte, fragte sich der Türmer vom Mars, warum der fündige Quellmeister so lange auf sich warten ließ. Bereits vor langer Zeit war Pankha-Skrins Botschaft von der Auffindung der Materiequelle gehört worden, aber das war gleichzeitig auch das letzte Lebenszeichen von ihm.
Und Hergo-Zovran fragte sich, was das Kommen des Quellmeisters so lange hinauszögerte. Und wie lange es noch dauern mochte, bis er hier eintraf.
ENDE
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