0902 - Das Mädchen und die Loower
Türmer vom Mars stets, was sich in Goran-Vrans Umgebung gerade zutrug.
Im ersten Moment, als Goran-Vran nach Imperium-Alpha gebracht worden war, da hatte Hergo-Zovran gehofft, daß das. von seinem Volk so begehrte Auge dort versteckt gehalten wurde. Doch diese Hoffnung zerrann nach und nach, je mehr Informationen dem Türmer über die Tiefbunkeranlagen zugingen.
Und im selben Maße schwanden auch die Hoffnungen, die man in Goran-Vran gesetzt hatte. Man hatte geglaubt, daß er, der seine Entelechie verloren hatte und, selbst nur noch monoid denken konnte, die Mentalität der Terraner besser verstehen würde und so eine Brücke zwischen den beiden Völkern schlagen könnte.
In der Tat schien Goran-Vran auch einigermaßen gelernt zu haben, mit den Terranern umzugehen und sie zu verstehen. Doch aus irgendeinem Grund hatte er ihr Mißtrauen geweckt, was schließlich dazu führte, daß man ihm seine Spionagetätigkeit auf den Kopf zusagte.
Doch Goran-Vran hielt sich gut, und obwohl er die Rückstellung zum Mars und zu seinem Volk verlangt hatte, befand er sich immer noch in Imperium-Alpha. Im Augenblick wurde er gerade von drei Leuten bedrängt.
Es handelte sich dabei um Ronald Tekener und dessen Gefährtin Jennifer Thyron, die Hergo-Zovran von den Friedensverhandlungen her persönlich kannte, und um den Fremdpsychologen Ferengor Thaty, einen großen, hageren Mann mit gutem Einfühlungsvermögen und hintergründigem Wesen. „Habt ihr schon entschieden, was mit mir geschehen soll?" fragte Goran-Vran. „Welche Art der Bestrafung sieht euer Gesetz für einen Spion wie mich vor? Oder wollt ihr mich an die Neukolonisten auf dem Mars ausliefern und mich ihrer Lynchjustiz überlassen?"
Die Verbindung mit Goran-Vran war für den Türmer einseitig. Er konnte alles sehen und hören, was in der Umgebung des Spions passierte, war jedoch nicht in der Läge, ihm Instruktionen zu geben. Sonst hätte er ihm längst schon zu verstehen gegeben, daß er in dem Bestreben, den mitunter spöttischen Tonfall der Terraner nachzuahmen, maßlos übertrieb. Zumindest erschien das Hergo-Zovran so. „Aber, aber, Goran", sagte Ferengor Thaty. „Sie wissen, daß wir keine Barbaren sind, und so hart angefaßt hat Tek Sie auch wieder nicht, daß Sie gleich auf das Schlimmste schließen müssen."
„Tek hält mich für einen Spion", sagte Goran-Vran. „Das steht jetzt nicht zur Debatte", sagte Jennifer Thyron. „Ob deine Geschichte stimmt oder nicht, früher oder später schicken wir dich ohnehin zu deinem Volk zurück. Vorher möchten wir jedoch nichts unversucht lassen, Verständnis für unsere Lage in dir zu wecken, Goran."
„Bis auf Tek verstehe ich mich mit euch Terranern ganz gut."
„Es behagt dir nicht, daß ich dich durchschaut habe, Goran", sagte Ronald Tekener. „Es ist jetzt nicht die richtige Zeit für Privatfehden", schaltete sich Ferengor Thaty ein. Er fuhr einen versenkten Projektor aus einer Tischplatte aus. „Wir haben Ihnen und den anderen Loowern gegenüber oft genug beteuert, daß wir nicht in der Lage sind, dieses sogenannte Auge an euer Volk zurückzuerstatten, weil ein Außenseiter es in seinen Besitz gebracht hat und damit spurlos verschwunden ist. Bisher schenkte man uns keinen Glauben. Sie haben etwas Einblick in unsere Gesellschaftsordnung gewonnen, Goran. Könnten Sie sich jetzt vorstellen, daß eine solche Behauptung glaubwürdig ist?"
„Unter gewissen Umständen schon", antwortete Goran-Vran. „Ich muß zugeben, den Eindruck gewonnen zu haben, daß praktisch jeder Terraner für sich ein Einzelgänger ist."
„Das ist eine sehr weise Erkenntnis, Goran", stellte Ferengor Thaty fest. „Nun werden wir Ihnen eine Lebensgeschichte des Mannes geben, der das Auge gestohlen hat. Wir werden Ihnen auch Phantombilder von ihm zeigen. Leider gibt es keine Originalaufnahmen von ihm. Boyt Margor hat es verstanden, alle Hinweise auf seine Existenz zu eliminieren.
Aber einiges Interessantes können wir Ihnen schon bieten."
Die Szene begann für Hergo-Zovran uninteressant zu werden. Er wartete nur noch, bis die Projektion des von den Terranern als „Erzschurken" bezeichneten Boyt Margor zu sehen war, dann unterbrach er die Übertragung.
Er kannte diesen Terraner längst, obwohl er ihm noch nie begegnet war. Hätte es keine anderen Beweise für seine Existenz als die terranischen Unterlagen gegeben, dann hätte er ihn zweifellos für ein Phantom gehalten, das die Terraner erfunden hatten.
Doch hatte auch der
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