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0902 - Zurück zu den Toten

0902 - Zurück zu den Toten

Titel: 0902 - Zurück zu den Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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hörte ich wieder die Stimme der Schwester.
    »Was ist denn mit unserem Besucher?«
    »Erzähle ich dir später. Bleibt ihr ruhig oben. Ich habe hier alles im Griff.«
    Da hatte sie nicht übertrieben. Sie war die Herrin der Szene. Die Waffe lag wie angegossen in ihren Händen, und ein kaltes Lächeln umspielte die Lippen.
    »Ich denke, Sie wissen jetzt Bescheid, Sinclair. Meine Forderung steht nach wie vor. Werfen Sie Ihr verdammtes Kreuz weg, sonst gibt es noch Ärger. Oder wollen Sie hier als Toter zurückbleiben?«
    Ich runzelte die Stirn. »Was hätten Sie denn sonst für mich gedacht, Olivia?«
    »Raten Sie mal…«
    »Schon gut. Ich weiß Bescheid.« Mit einer lässigen Bewegung warf ich das Kreuz nach rechts. Funkelnd bewegte es sich dem Boden entgegen, prallte dort auf und blieb liegen.
    Es tat mir in der Seele weh, es dort liegen zu sehen, aber es war die einzige Möglichkeit, mich vorerst vor dieser schießwütigen Frau zu retten.
    Sie war zufrieden, wie ich ihrem Nicken entnahm. Dann wechselte sie ihren Standplatz, trat zur Seite und gab mir den Weg zur Tür frei. »Sie werden jetzt die Arme heben und dieses Verlies verlassen, Sinclair. Bei einer dummen oder falschen Bewegung schieße ich und töte Sie auf der Stelle.«
    »Das wird Ihren neuen Freunden bestimmt nicht gefallen!«
    »Mag sein. Aber mir ist in diesem Fall der Spatz in der Hand lieber als die Taube auf dem Dach!«
    »Das ist schon wahr.«
    »Dann gehen Sie jetzt!«
    Olivia Serrano wußte genau, wie man sich bewegte und sich hinstellte, um jemanden in Schach zu halten. Die offene Tür befand sich in ihrem Rücken. Sie hatte sie mit dem Fuß noch ein wenig zurückgetreten, um mehr Bewegungsfreiheit zu haben. All diese Handlungen ließen auf ein gewisses Profitum schließen. Ich konnte mir die Frage nicht verkneifen, woher sie das alles gelernt hatte.
    »Nur der Vater, Sinclair.«
    »Dann war er etwas Besonderes.«
    »Darauf können Sie sich verlassen.«
    »Was denn?« Ich hielt die Hände oben und war stehengeblieben, wogegen sie auch nichts einzuwenden hatte. »Was hatte er so Besonderes an sich, außer, daß er Ihnen und Ihrer Schwester das Schießen beigebracht hat?«
    »Wir wollten es nicht, aber wir haben auch gehört, daß wir irgendwann einmal in extreme Situationen hineingeraten können. Da war der alte Herr sehr weitsichtig.«
    »Normal ist das nicht.«
    »Da gebe ich Ihnen recht.« Sie lächelte etwas verklärt, da sie sich erinnerte. »Es ist nicht normal, aber unser Vater gehörte zur Organisation, wenn Sie verstehen.«
    Meine Augenbrauen bewegten sich nach oben. »Meinen Sie damit die Mafia?«
    »Sie können es so sagen.«
    »Was war er?«
    »Keine Ahnung. Bis zu seinem Tod hat er es geheimgehalten. Meine Mutter starb ebenfalls. Manche Leute haben es für einen Unfall gehalten. Ich bin da anderer Meinung, aber das ist vorbei. Zurück bleibt die Erinnerung an Menschen, die meine Schwester und ich sehr geliebt haben. So, jetzt wissen Sie einiges.«
    »Danke sehr.«
    »Lassen Sie Ihren Spott, Sinclair. Sie werden Bald ganz anders denken.«
    Das nahm ich ihr sogar ab, und als ich ihr Nicken sah, bewegte ich mich über die Schwelle hinweg. Ich hatte erlebt, wie gut sie schießen konnte.
    Deshalb mußte ich auch damit rechnen, daß eine Frau wie sie alle Tricks beherrschte. Sie würde zum Beispiel nicht den Fehler begehen und zu nahe an mich herantreten. Sie kannte die Regeln. Wer einen Menschen mit der Waffe bedrohte, mußte einen bestimmten Abstand halten.
    Ich hörte ihre Tritte. Sie hatten sich den meinen angepaßt. Das wiederum bewies mir, daß sie einen bestimmten Abstand zu mir einhielt.
    Beide schritten wir durch den Gang der Treppe entgegen. Das Licht umgab uns wie ein Schleier. Meine Sinne waren übersensibilisiert. Ich roch den Staub, das alte, feuchte Gestein, und ich sah unter der Decke die dünnen Spinnweben funkeln.
    Am Ende der Treppe stand eine Tür offen. Auch dahinter leuchtete ein schwaches Licht. Nur war es mir nicht möglich zu sehen, wer sich dort aufhielt. Amanda hatte sich von der Tür zurückgezogen, und Olivia sorgte mit einem scharfen Befehl dafür, daß ich endlich die Treppe hochstieg, wobei ich mich nicht gerade beeilte.
    Natürlich drehten sich meine Gedanken um eine überraschende Attacke oder eine Befreiung. Da sich Olivia unter mir aufhielt, dachte ich an einen schnellen Tritt nach hinten, doch ein kurzer Blick über die Schulter hinweg zeigte mir, daß so etwas nicht möglich war, denn die Frau hielt

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