0902 - Zurück zu den Toten
Mindestens von zwei Personen und auch unterschiedlich, so daß ich daraus gewisse Folgerungen ableitete.
Einmal konnten die Trittgeräusche von einer Frau und zum anderen von einem Mann hinterlassen worden sein. Eine der Serrano-Schwestern, die einen Vampir brachte. Sie diente als Führung und zeigte ihm den Weg in den Keller und damit auch zum Blut.
Ein kaltes Lächeln umspielte meine Lippen. So hatten wir nicht gewettet.
Ich würde dagegenhalten, das stand fest. Mit meinem Platz war ich sehr zufrieden. Wenn jemand die Tür öffnete, deckte sie mich, und ich glaubte, auch nicht daran, daß sie mit großer Wucht aufgehämmert wurde. Dann nämlich hätte sie mich gegen die Wand klatschen können.
Es war wie so oft. Die Tritte verstummten vor der Tür. Stimmen bekam ich nicht zu hören. Ein anderes Geräusch war mir auch lieber. Denn der Riegel außen wurde zur Seite gezerrt, und er fuhr mit einem schabenden Geräusch über das Holz hinweg.
Der Weg zum Blut war frei!
Ein knarrendes Geräusch, dann das Schleifen, als die Tür über den Kellerboden glitt.
Sie schwang auf. Der Schatten glitt auf mich zu. Gleichzeitig bekam das Licht mehr Platz, in den Kellerraum zu fließen, und es glitt hinein wie ein sanfter Schleier. Es ließ den alten Boden glänzen wie die Oberfläche eines geheimnisvollen Teichs, und in den helleren Schleier hinein drängte sich die Gestalt.
Er kam!
Vampire riechen Menschen, das wußte ich. Sie waren da wie Raubtiere, die ebenfalls eine Witterung aufnehmen, und auch ich würde von dem Blutsauger gerochen werden. Ich hoffte jedoch darauf, daß ihn die fremde Umgebung zunächst ablenkte. Ich wollte auch nicht sofort angreifen, da ich nicht wußte, ob er bewaffnet war.
Die Tür war so weit aufgeschwungen, daß sie zur Wand hin im rechten Winkel stand. Der Eindringling hatte jetzt freie Bahn, und er schob sich weiter vor.
Ich sah ihn.
Er ging nicht einen Schritt.
Im allmählich zerlaufenden Licht wirkte die stillstehende Gestalt wie ein Denkmal, dem jemand einen Hut aufgesetzt hatte. Sehr deutlich war er zu sehen, auch der Mantel, der ziemlich lang war und bis zu den Waden reichte.
Der Blutsauger drehte mir sein Profil zu. Er strömte einen Geruch aus, der mich an feuchte Erde und irgendwie an Humus und Wald erinnerte.
Er hatte mich noch nicht gesehen, aber das Zucken seiner Schultern sagte mir genug.
Ich mußte handeln.
Einen Schritt trat ich nach vorn. Leider nicht geräuschlos, und das leise Schaben wurde gehört.
Der Vampir fuhr herum.
Genau darauf hatte ich gewartet. Als er sich bewegte, war ich bereits auf dem Sprung. Ich flog auf ihn zu, hatte meinen rechten Fuß hochgerissen und traf ihn voll. Schmerzen verspürte ein Wesen wie dieses nicht, aber den plötzlichen Schlag konnte es nicht ausgleichen.
Der Vampir sah aus wie ein zuckender Schatten, als er durch den Lichtschein taumelte und erst von der Wand aufgehalten wurde. Er tickte dagegen, prallte nicht wieder zurück, sondern blieb stehen. Er war ziemlich überrascht, und das hatte auch so sein sollen.
Meine kleine Lampe hatte man mir auch gelassen. In der Rechten das Kreuz, in der Linken die Lampe, so war ich kampfbereit, und ich wollte ihn auch sehen, deshalb richtete ich den Kegel direkt auf das Gesicht unter der Hutkrempe.
In der nächsten Zeit fühlte ich mich irgendwie losgelöst. Da hatte ich den Eindruck, als hätte Suko mit seinem Stab die Zeit angehalten, so zumindest war mir zumute. Ich mußte mich an dieses graue Gesicht mit den starren Zügen und den leblosen Augen erst gewöhnen. Es sah aus wie eine Maske, wohl auch deshalb, weil der Untote den Mund nicht geschlossen hielt, und die beiden spitzen Zähne im Licht der Lampe schimmerten wie Eisstücke.
Er war nicht gefallen, stand allerdings in einer schrägen Haltung und sah aus, als wollte er jeden Augenblick starten. Das Licht schien ihm nicht zu gefallen, denn er schüttelte wütend den Kopf.
Noch weniger gefiel ihm der Abdruck des Kreuzes, der ihn als Schatten erwischte. Ich hatte es in den Strahl der Lampe gehalten, es bildete eben diesen Schatten, der den Untoten irritierte.
Wenig später traf ihn die volle Wucht meines Talismans. Da war ich bei ihm und drückte ihm das Kreuz gegen den Körper. Er fuhr in die Höhe, riß dabei den Mund weit auf, nur schaffte es keinen Schrei mehr.
Noch in seiner krummen Haltung sackte er zusammen. An der Wand schleifte er entlang, fiel zu Boden und trat um sich. Seine Arme bewegten sich ebenso wild wie die Hände. Er
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