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0904 - Murcons Burg

Titel: 0904 - Murcons Burg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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eine Frau, der man die Würde ihres Amtes ansah. Sie war groß und schlank und verstand es, ihr beträchtliches Alter durch jugendliche Kleidung, ein frisches Auftreten und körperliche Behendigkeit geschickt zu maskieren.
    Sie besaß einen silbergrünen Haarschopf von atemberaubender Fülle, dessen Locken ihr auf die Schulter fielen. Ihre grauen Augen blickten wach und intelligent. Sie hatte eine scharf geschnittene Nase und glich in mancher Hinsicht dem Bild, das sich die Zaphooren von Irritt, der Urmutter, machten.
    Garlottas Sprache war der Würde ihres Amtes angemessen. Manchmal gebrauchte sie Worte, die ihre Zuhörer nicht verstanden. Wenn die schief äugige Salsaparu Boronzot eine fette Ratte nannte, dann Sprach Garlotte von einem „feisten Bonzen".
    In Gegenwart anderer erregte sie sich nie. Aber man merkte ihren Augen und der Schärfe ihrer Worte an, wenn sie zornig war.
    In diesem Augenblick hatte Garlotta die Anführer von zwei Bruderschaften, einem Orden, drei Gewerk - und zwei Genossenschaften um sich versammelt. Sie hatte sie, obwohl sie bis vor kurzem mit ihnen verfeindet gewesen war, zu sich gebeten, um die „bedrohliche Lage" mit ihnen zu besprechen.
    Keiner hatte die Einladung abgelehnt. Sie alle wußten, daß die jüngste Entwicklung eine Gefahr darstellte. Und so sehr sie der Königin Garlotta in vergangenen Zeiten auch gram gewesen sein mochten, so erkannten sie doch an, daß Garlotta die einzige war, die mit Aussicht auf Erfolg gegen diese Gefahr antreten konnte. Das kam daher, daß sie nach Boronzot über die zweitgrößte Gefolgschaft im Großen Gasthaus verfügte.
    Es hing aber auch damit zusammen, daß Garlotta eine geborene Führerin war. Salsaparu nahm an dieser Besprechung teil. Sie war zu klug, um darin eine besondere Auszeichnung zu sehen. Bei diesem Zusammentreffen waren wichtige Entscheidungen zu treffen. Garlotta legte darauf Wert, daß sie aus erster Hand informiert wurde - das war alles. „Es gibt zwei Dinge, die unsere Aufmerksamkeit erfordern", erklärte in diesem Augenblick die Königin. „Erstens müssen wir verhindern, daß Boronzot den Sektor der Techno-Spürer in die Hand bekommt. Ich werde später von euch hören, wieviel Truppen ihr mir für die Besetzung und Verteidigung des Sektors zur Verfügung stellen könnt. Zweitens aber müssen wir den Gastwirt finden.
    Er ist seit dem Massaker in der Maschinenhalle spurlos verschwunden.
    Es wäre fatal, wenn er Boronzot in die Hände liefe!"
    Salsaparu meldete sich zu Wort und erhielt von Garlotta eine zustimmende Geste. „Ist es nicht denkbar, daß Boronzot den Gastwirt längst an sich gebracht hat und ihn irgendwo verborgen hält?" fragte die Schiefäugige. „Denkbar schon", antwortete die Königin, „aber nicht wahrscheinlich.
    Der Ausgang der Schlacht in der Maschinenhalle muß für Boronzot wie ein Keulenschlag gekommen sein. Er ist sicher froh, daß er wenigstens die eigene Haut gerettet hat. Es blieb ihm nach meiner Ansicht keine Zeit mehr, den Gastwirt an sich zu bringen.
    Außerdem kennen wir alle Boronzot.
    Wenn er den Gastwirt hätte, würde er es laut in .alle Welt hinausposaunen - nur um uns zu ärgern!"
    Die Diskussion konzentrierte sich darauf, wieviel Truppen die einzelnen Organisationen zur Besetzung des Techno-Spürer-Sektors zur Verfügung stellen konnte. Jedesmal, wenn Garlotta ein Angebot erhielt, das ihr zu gering erschien - wie zum Beispiel die zehn Mann, die der Vorsteher des Ordens der Einäugigen ihr zukommen lassen wollte - wies sie den Anbieter mit spitzer Zunge in die Schranken. Zu dem Einäugigen sagte sie: „Ich weiß, wie du denkst, Laghrimar: Wir sehen mit unserem einen Auge soviel wie andere mit zweien, dreien und vieren. Also brauchen wir nur die Hälfte der Kämpfer zu stellen. Ich sage dir aber: Das ist falsch gedacht! Deine Leute haben seit so unendlich langer Zeit keinen anständigen Kampf mehr ausgefochten, daß du die dreifache Zahl schicken mußt, wenn dein Kontingent etwas taugen soll!"
    Laghrimar bot daraufhin fünfundzwanzig Krieger an, und dieses Angebot wurde angenommen.
    Zum Schluß kam die Rede wieder auf den Gastwirt. Garlotta drängte darauf, daß jede Organisation die Grenzen ihres Bereichs scharf überwache und sofort Nachricht gebe, wenn der Fremde irgendwo gesichtet wurde. Salsaparu erklärte, sie habe das im Turm der Unabhängigen Frauen bereits angeordnet, weil sie erwartete, daß der Gastwirt durch die Untergeschosse des Turms in Zullmausts Reich zurückkehren

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