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0906 - Das Vermächtnis der Hexe

0906 - Das Vermächtnis der Hexe

Titel: 0906 - Das Vermächtnis der Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Fröhlich
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hatte etwa die Größe ihres Mittelfingers.
    » Merde !«, wiederholte er noch einmal. »Das ist echt nicht mein Tag heute!«
    ***
    Rhetts Herz setzte für einen Moment aus, als er plötzlich keinen Grund mehr unter den Füßen spürte. Zuerst glaubte er, das Tuch, das den Himmel und den Horizont dieser Spielzeugwelt bildete, böte genügend Widerstand, um seinen Sturz zu verhindern, doch dies war eher die letzte verzweifelte Hoffnung, als eine wirkliche Möglichkeit.
    Das Tuch gab nach und Rhett stürzte über den Rand. In einem Reflex riss er die Arme hoch, versuchte sich festzuhalten, irgendwo, doch da war nichts. Nur Luft und das Tuch. Genauso gut hätte er versuchen können, sich an einer glatten Wand festzuklammern.
    Doch das stimmte nicht. Plötzlich gerieten seine Finger in eine Masche des Stoffs. Sofort krallte er sich fest. Er spürte das Reißen des Gewichts in den Fingern. Seine Gelenke kreischten auf vor Pein, aber Rhett verbot sich, den Schmerz zu spüren.
    Halt dich fest! Halt dich einfach nur fest!
    Wenigstens fiel er nicht mehr. Aber warum bekam er keine Luft?
    Da erst wurde ihm bewusst, dass die Hexe noch immer seinen Oberkörper umklammerte und ihm das Atmen erschwerte.
    Rhett neigte den Kopf und schielte nach unten. Tatsächlich, da hing die Hexe und lächelte ihn aus ihrem gesprungenen Gesicht an.
    Ihr Porzellanlächeln veränderte sich auch nicht, als sie langsam am glatten Stoff von Rhetts Anorak nach unten rutschte. Schon hatte sie die Jeans erreicht, doch auch dort fand sie nicht genügend Halt.
    Es würde nicht mehr lange dauern, bis sie in den Abgrund stürzte.
    Ein Grund zu frohlocken war das für Rhett jedoch nicht, denn auch seine Finger versagten allmählich den Dienst. Der Faden, der die Masche bildete, an der er sich festhielt, schnitt ihm in die Hände.
    Rhett sah nach oben. Die Tischkante war drei oder vier Meter über ihm, was tatsächlich vielleicht drei oder vier Zentimetern entsprach.
    Er musste versuchen, sich diese Strecke hochzuziehen. Freeclimbing in einem lose hängenden Tuch! Großartig!
    Aber er wusste, dass er es nicht schaffen würde. Er konnte sich kaum noch festhalten, geschweige denn klettern!
    Das Blut pulsierte in seinen Ohren. Über das Rauschen und Pochen hinweg glaubte er zu hören, dass jemand seinen Namen rief, doch das war sicher nur Einbildung. Der Wunsch, dass im letzten Augenblick die Kavallerie in Person Zamorras über den Hügel geprescht käme, um ihn zu retten.
    Doch hier gab es keinen Hügel und erst recht keine Kavallerie.
    Er spürte, wie die Hexe wieder ein Stück abrutschte. Inzwischen umklammerte sie eines von Rhetts Schienbeinen. Er wollte mit dem freien Fuß nach der Hexe treten, doch die Bewegung übertrug sich auf seinen ganzen Körper. Die Finger jaulten auf. Es fühlte sich an, als würde ihm der Faden das Fleisch von den Knochen schälen, aber er gab nicht auf. Er durfte nicht aufgeben, denn das wäre gleichbedeutend mit seinem Tod gewesen!
    Die Adern an den Schläfen traten ihm vor Anstrengung hervor.
    Zieh dich hoch! Du schaffst es! Nun mach schon!
    Er mobilisierte seine letzten Kräfte. Er zog, zerrte, versuchte, eine Masche weiter oben zu erreichen. Aber es war aussichtslos. So lange die Hexe an seinem Bein hing, hatte er keine Chance!
    Also trat er erneut nach ihr. Vorsichtig zunächst. Nur nicht selbst dabei abrutschen. Doch die Tritte wurden immer heftiger.
    Und endlich, endlich traf er die Hexe genau in ihr nerviges Lächeln. Der Spalt in ihrem Gesicht wurde noch etwas breiter, dann glitten die Porzellanfinger über Rhetts Stiefel - und ließen los.
    Ohne einen Schrei auszustoßen, stürzte die Hexe in die Tiefe.
    Doch Rhetts Erleichterung währte nicht lange, denn kaum war er seinen Ballast losgeworden, versagten seine Finger den Dienst. Er spürte, wie sie sich öffneten, wie er abrutschte, und konnte doch nichts dagegen unternehmen.
    Oh nein! Nein! Bitte nicht!
    Alles Jammern hatte keinen Zweck! Er konnte sich nicht mehr halten und stürzte der Hexe hinterher.
    Es war unglaublich, in welcher Geschwindigkeit einem im Augenblick des bevorstehenden Tods sinnlose Gedanken durch den Kopf rasten.
    Wie lange wird der Sturz dauern? Vier Sekunden? Fünf? Wird die Erbfolge enden? Wer soll nun die Auserwählten zur Quelle des Lebens führen? Wird der Aufschlag schmerzhaft werden? Wird Fooly irgendwann lernen, nicht immer mit seinem Schwanz oder seinen kleinen Flügeln Vasen zu zerdeppern oder Bilder von den Wänden zu rupfen? Verliere ich

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