0907 - Die blutenden Bäume
komischen Kauz bezeichnen…«
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Fritz Raskin war nicht bis zur Autobahn durchgefahren. Er wußte mittlerweile in der Gegend Bescheid und kannte auch die Straßen, die Querverbindungen herstellten und zu bestimmten Orten führten. Es waren oft nur Pfade, die Felder und Wiesen durchschnitten.
In der vergangenen Nacht hatte Raskin den Wagen kurzerhand an einer bestimmten Stelle am Rand der schmalen Straße geparkt. Das wollte er jetzt nicht mehr. Er hatte keine Lust, über ein freies Feld zu laufen, denn er wußte schließlich auch, wie er recht gut an den Wald herankommen konnte.
Der Untergrund war zwar weich, aber nicht schlammig. Auch ohne Allradantrieb würde es sein Fahrzeug schaffen.
Raskin war nervös. Nicht so schlimm wie in der Nacht, aber immerhin recht unkonzentriert. Seine Gedankenwelt spaltete sich in zwei Hälften.
Zum einen dachte er daran, was vor ihm lag, zum anderen beschäftigte er sich mit den Vorgängen der jüngsten Vergangenheit, und die sahen nicht eben gut aus.
Er hätte sich die Frau nicht bestellen sollen. Sie hatte für seinen Geschmack einfach zu viel mitbekommen. Sie würde reden. Sie würde dem Wirt und auch den Bullen einiges erzählen. Oder aber sie hatte selbst Dreck am Stecken. DAs wäre natürlich ideal gewesen, und so war sie dann gezwungen, den Mund zu halten.
Er würde sehen.
Auf den Feldern bewegten sich bereits einige Bauern. An den Weinhängen wurde auch schon gearbeitete, aber Raskin befand sich immer weit genug weg, um nicht aufzufallen.
Der Wald lag in einer gewissen Höhe, und ein schmaler Weg führte von der Ostseite auf ihn zu. Er war natürlich nicht geteert und wurde im Sommer zu einer staubigen Piste.
Er sah sein Ziel bereits. Die Bäume ragten noch laublos in den weichen Himmel, dessen Blau sich im Laufe der Stunden etwas abgeschwächt hatte. Wolken zogen von Westen heran, zwar noch nicht dicht, das aber würde sich am Abend sicherlich ändern.
Der Toyota hoppelte durch Furchen, und Raskin lächelte, als er die beiden breiten Bänke sah, die am Waldrand standen.
Dort würde er den Wagen abstellen. Die Bänke waren für müde Wanderer aufgestellt worden.
Die Bäume, die viele von ihnen besuchten, bluteten nicht immer, und nicht alle Hilfesuchenden wurden geheilt. Einige hatten davon gesprochen, einen kleinen Altar im Wald zu errichten, um dieses Gelände zu einer Pilgerstätte zu machen.
Das war ihm egal. Raskin hoffte nur, daß er sich allein zwischen seinen Birken befand und ihre Kraft tanken konnte, die für eine Weile reichen mußte.
Er war nicht durch das Blut der Bäume von irgendeiner Krankheit geheilt worden, bei ihm hatten andere Reaktionen stattgefunden. Für ihn war das Blut wie eine Dröge gewesen, die ihn regelrecht aufgeputscht hatte.
Er stellte seinen Wagen ab. Obwohl die Bäume noch nicht belaubt waren, warfen sie schon Schatten, die sich wie unterschiedlich dicke und graue Gitter auf dem Boden verteilten.
Er schaute zum Himmel und stellte fest, daß einige dunkle Vögel genau über dem Wald kreisten. Es wäre nichts Besonderes gewesen, aber ihm gefielen die Tiere nicht, die da so lässig durch die Luft schwebten und einen bestimmten Kreis nicht verließen.
Raskin runzelte die Stirn. Er bekam einen kalten Schauer, der sich auf seinem Rücken festsetzte. Zudem hatte er das Gefühl, von den kalten Augen der Vögel beobachtet zu werden. Und als er ihre schrillen Rufe hörte, da kamen sie ihm vor wie Warnschreie.
Verschwinden würde er nicht. Sollten sie ruhig schreien. Das hier war sein Wald, in dem er sich wohl fühlte, und schon nach den ersten drei Schritten hatte er das sperrige Unterholz hinter sich gelassen. Er atmete den Duft des Waldes ein. Frisches Grün war zu riechen. Die sonnigen Tage hatten dafür gesorgt, daß sich die Natur öffnete.
Der Wald schwieg. Raskin hörte seine eigenen Tritte, wenn unter ihm das alte Laub knisterte und Zweige brachen.
Mischwald wuchs an dieser Stelle. Fichten, Buchen, aber der Wald war nie so dicht, daß Raskin Schwierigkeiten gehabt hätte, ihn zu durchqueren. Hindernissen brauchte er nicht unbedingt auszuweichen, er wurde nur von wenigen Ästen oder Zweigen berührt. Es fiel auch genügend Licht durch die Lücken. An verschiedenen Stellen auf dem Untergrund malten sich kleine, helle Lichtinseln ab, die wie ein Flickenteppich wirkten.
Die Birken hatten sich für ihren Wuchs einen bestimmten Platz ausgesucht, und zwar im Zentrum des Waldes. Dort waren sie geschützt, gedeckt durch die
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