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0907 - Die blutenden Bäume

0907 - Die blutenden Bäume

Titel: 0907 - Die blutenden Bäume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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lachen oder weinen sollte. »Ich?« fragte er verlegen, »nein, das glaube ich nicht.«
    »Warten Sie es ab.«
    »Wie haben Sie das denn gemeint?«
    »Ganz einfach, Herr Kantmüller. Wir sind ja nicht grundlos in diese Gegend hier gekommen. Es geht uns einfach um ein Phänomen, für das wir uns interessieren. Hier in der Nähe soll es einen Wald geben, in dem unter anderem Birken stehen. Das ist völlig normal, aber diese Birken hier sind schon etwas Besonderes und…«
    »Sie sprechen von den blutenden Bäumen.«
    »Genau.«
    Kantmüller war durcheinander. Er wußte nicht, was er dazu sagen sollte.
    »Ja, Sie haben recht, aber was soll Raskin mit den Birken zu tun gehabt haben? Da bluten die Bäume und nicht er.«
    »Was erzählt man sich überhaupt darüber?« wollte ich wissen.
    »Ich war noch nicht da. Andere haben berichtet, daß sie das Blut von den Stämmen auffangen und sich damit kranke Stellen auf dem Körper bestreichen. Es soll bei Rheuma, Hexenschuß und auch gegen andere Schmerzen geholfen haben.«
    »Was sagen denn die Ärzte dazu?«
    »Ärzte«, sagte Kantmüller gedehnt und schüttelte den Kopf. »Nach Wissenschaftlern müssen Sie fragen. Das geht ja schon einige Jahre so mit den Bäumen. Und die Wissenschaftler stehen vor einem Rätsel.«
    »Man hat das Blut aber untersucht?«
    »Meines Wissens schon.«
    »Und ein Ergebnis hat es nicht gegeben?«
    »Bestimmt hat es das gegeben, aber es wurde nicht veröffentlicht. Es hieß nur immer, daß auch die Wissenschaft vor einem Rätsel steht. Mehr kann ich Ihnen nicht sagen.«
    »Gibt es Menschen, die mehr wissen?«
    »Klar, die Kranken, die geheilt wurden. Sie wohnen in Heroldsbach und Umgebung.«
    Soviel Zeit hatten wir nicht, um noch lange Zeugenbefragungen durchzuführen. Wichtig war für uns, daß wir den Ort fanden, wo die Birken wuchsen. Danach fragten wir den Wirt, der sich wunderte. »Wollen Sie wirklich dorthin?«
    »Klar.«
    »Aber da gibt es nichts zu sehen.«
    »Bluten die Bäume nicht?«
    »Das schon, aber nicht auf Kommando. Sie sind sehr eigen. Ich weiß es auch nicht so genau, aber ich habe gehört, daß das meiste Blut immer erst zu Beginn der Dunkelheit fließt. Dann geben die Stämme ihren roten Heilsaft ab.«
    »Jedenfalls werden wir uns den Flecken Erde mal ansehen. Können Sie uns eine Wegbeschreibung geben?«
    »Mit dem Wagen kommen Sie nicht bis in den Wald.«
    »Das ist uns klar.«
    »Und warten Sie lieber die Dunkelheit oder die Dämmerung ab, kann ich Ihnen raten.«
    »Mal schauen«, sagte Harry. Er notierte, was Kantmüller ihm sagte. Weit brauchten wir nicht zu fahren, dafür tiefer in die Landschaft hinein, wo sie auch einsamer war.
    Ich wollte den Wirt noch etwas fragen. »Sagen Sie mal, Herr Kantmüller, Sie haben uns bereits sehr geholfen. Sie scheinen Bescheid zu wissen. Kann es sein, daß diese blutenden Birken mit irgendwelchen Vögeln in Verbindungen stehen? Mit Raben, Elstern oder etwas in dieser Richtung.«
    »Wie kommen Sie denn darauf?«
    »Es hat schon seine Gründe.«
    »Die Vögel gibt es natürlich. Auch Eulen und Uhus. Sie halten sich oft in diesem Wald auf oder in der Nähe. Aber da müssen Sie den alten Drackmann fragen.«
    »Wer ist das?«
    Kantmüller fing an zu lächeln. »Isidor Drackmann ist schon eine Type. Er ist ein Mann, der sich der Natur verschrieben hat. Er lebt in einem Holzhaus am Waldrand. Seine Vögel hat er in Freigehegen untergebracht. Er ist ein Freund der Vögel. Wenn er welche findet, die verletzt sind, dann pflegt er sie. Kontakt mit Menschen hat er kaum. Hin und wieder kommen Schüler mit ihren Lehrern zu ihm. Dann werden sie unterrichtet, und Drackmann erzählt ihnen, wie wichtig es ist, die Umwelt und die Natur zu schützen. Er kann sich ein derartiges Leben leisten. Mit fünfzig Jahren ist er ausgestiegen, da hat er seine Schuhfabrik verkauft, und er lebt seit rund zwanzig Jahren von dem Geld in seinem neuen Reich.«
    »Wie finden wir ihn?« fragte ich.
    »Sie können ihn nicht übersehen.« Kantmüller ließ sich noch einmal den Zettel geben, auf dem Harry die Wegbeschreibung notiert hatte. Der Wirt deutete auf eine bestimmte Stelle, wo Stahl ein kleines Kreuz hinmalte.
    »Da lebt er. Von dort aus können Sie zu Fuß in den Wald gehen.«
    »Könnte Drackmann mehr über die Birken wissen?« fragte ich.
    Kantmüller hob die Schultern. »Möglich ist alles. Aber der alte Isidor ist nicht sehr gesprächig. Wenn ich ihn mit einem Vogel vergleichen sollte, dann würde ich ihn als einen

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