091- Das Schloß der teuflischen Deborah
Banken lebten davon.
Aber trotz
seines ungeheuren Reichtums war Wimburn ein einfacher, fast geiziger Mensch
geblieben. Er hatte nie mehr als zehn Dollar in der Geldbörse, trug seine
Kleider auf, womit er sich schon lächerlich machte. In einem Luxushotel stieg
er nie ab. Das war ihm zu teuer.
Aber für ein
Spielzeug, wie es das schottische Schloß zweifelsohne darstellte, war ihm kein
Preis zu hoch gewesen.
Nun stand das
Schloß. Die ersten geladenen Gäste waren herumgeführt worden und hatten das
Ausmaß gebührend bestaunt. Vorerst wollte Wimburn die große Öffentlichkeit
nicht empfangen, sondern sich seines ungewöhnlichen Spielzeugs, in dem er sich
wie ein verhinderter Raubritter vorkam, zunächst allein erfreuen. Später sollte
Manor-Castle eine neue Touristenattraktion werden, von der er sich mindestens
eine Million Dollar Einnahmen pro Jahr versprach.
Er wußte, wie
interessiert seine Landsleute auf echte Geisterschlösser reagierten, und daß
Tausende von Amerikanern jährlich nach England oder Schottland reisten, um an
Führungen durch Geisterschlösser teilzunehmen.
Aber nun
hatte man das ja direkt vor der Haustür.
Von einem
verarmten Schotten, der jedoch seinen Stammbaum bis auf die frühen Manors, die
das Schloß erbaut hatten, nachweisen konnte, hatte er die Ruine erstanden. Die
Historie, die über Manor-Castle vieles zu berichten wußte, enthielt unter
anderem auch die blutrünstige Geschichte der teuflischen Deborah, die sich nach
ihrer Hinrichtung an ihrem Gatten auf furchtbare Weise gerächt hatte.
Und darauf
wollte David T. Wimburn aufbauen.
Auf
Manor-Castle hatte es nach den rätselhaften Vorkommnissen in der Mitte des 12.
Jahrhunderts, die auch von Historikern bestätigt wurden, viele
Geistersichtungen gegeben.
Manor-Castle
hatte seinen Geist! Und jetzt, wo das Schloß in allen Details wieder auf und
nachgebaut worden war, konnte dieser auch wieder auftauchen. Wimburn hatte
seine Familie darum gebeten, genau auf alles zu achten, was im Castle vor sich
ging. Jedes Geräusch sollte registriert und verfolgt werden. Kettenrasseln
gehörte ebenso dazu wie Stöhnen und Klagen.
Er war
überzeugt, daß sich über kurz oder lang die berüchtigte Weiße Frau zeigen
würde, die typisch für Schlösser dieser Art war.
Doch diese
Dinge waren noch Zukunftsmusik.
In der
nächsten Zeit würde nicht er es sein, der auf Gespensterjagd ging, sondern
seine Familie: Poul, sein gelangweilter zwanzigjähriger Sohn, der sich alles
leisten konnte, was ihm gerade im Kopf herumspukte, und seine Tochter Liz, die
jedoch die Art ihres Vaters geerbt hatte, und mehr aus ihrem Leben machen
wollte als ihr Bruder, der sich mit dem zufriedengab, was ihm sein alter Herr
servierte. Mehr konnte man schließlich nicht erreichen.
Doch Liz
Wimburn gab sich keineswegs damit zufrieden. Sie war unruhig, mußte ständig
etwas tun und arbeitete für mehrere Wohlfahrtsorganisationen, um ihren Tag
auszufüllen. Das Studium der Archäologie allein füllte sie nicht aus.
Ihre Mutter
war eine untersetzte, resolute Frau, die ihren Mann nie allein reisen ließ. Das
galt für seine Privatfahrten ebenso wie für seine geschäftlichen Termine. Seit
drei Tagen stand fest, daß David T. Wimburn zu einer wichtigen Besprechung nach
Mexico City fliegen, und daß seine Frau ihn dahin begleiten würde. Die
Reisevorbereitungen waren abgeschlossen. Der Chauffeur brachte die Herrschaften
am frühen Nachmittag zum Flugplatz.
Im Schloß
hielten sich nur noch das Küchenpersonal sowie Sohn und Tochter der Wimburns
auf.
Poul Wimburn
schien nur darauf gewartet zu haben, daß die alten Herrschaften das Terrain
verließen. Den ganzen Morgen hatte er sich in den labyrinthischen
Kellergewölben des großen Schlosses aufgehalten. Dort war er damit beschäftigt,
die ehemalige Folterkammer als Kellerbar einzurichten.
In den Räumen
standen noch zahlreiche Kisten und Kästen, in denen Geräte und ein Haufen
Kleinkram untergebracht waren, die mit den Steinkisten über den Ozean kamen.
Diese Kisten waren teilweise noch nicht inspiziert worden, weil sie nicht
direkt das Wiederaufbaumaterial für Manor-Castle enthielten, sondern Beiwerk,
das man in den Kellern und Gewölben fand, oder das teilweise aus dem privaten
Besitz des Verkäufers stammte, der es nicht mehr haben wollte.
In zwei
gewaltige Kisten hatte Poul Wimburn inzwischen hineingeschaut. Sie enthielten
Waffen und Geräte aus dem Mittelalter und verrostete Folterwerkzeuge, die aus
den zum Teil
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