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091 - Die Bräute des Henkers

091 - Die Bräute des Henkers

Titel: 091 - Die Bräute des Henkers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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vermutet hatte. Was habt Ihr mit Euerm Fuß gemacht? Seid Ihr verletzt?"
    „Ein Skiunfall. Ich muß das Gelenk noch etwas schonen, aber es ist nicht weiter schlimm."
    „Sagt, hattet Ihr auf dem Bild, das Ihr mir schicktet, nicht rotes Haar?"
    „Zu der Zeit, als die Aufnahme gemacht wurde, war es gefärbt", behauptete Coco, ohne mit der Wimper zu zucken.
    Der Graf ließ das Thema fallen. Er führte Coco von Bord und stellte sie am Kai den vier jungen Frauen vor. Man konnte meinen, das Zeremoniell fände bei Hofe statt.
    Eine von den vieren, ein Mädchen von neunzehn Jahren mit kastanienbraunem Haar, war Georgette de Calmont, die Tochter des Grafen. Sie war recht hübsch, wirkte aber ein wenig schnippisch und hochmütig. Der Blick, mit dem sie Coco ansah, schien zu sagen: wieder so eine Schmarotzerin, die vom Geld meines Vaters lebt.
    Coco begegnete Georgettes Blick unbefangen. Von den drei anderen Frauen war keine älter als dreißig Jahre. Eine war eine englische Adlige, eine entstammte einem französischen Landadelsgeschlecht und nur die letzte besaß einen bürgerlichen Namen. Sie erschien Coco am hübschesten und nettesten.
    Coco hatte festgestellt, daß der Graf keine dämonische Ausstrahlung besaß. Er gebärdete sich tatsächlich wie ein Feudalherr.
    Eine vierspännige Kutsche fuhr hinter den Hügeln hervor. Auf dem Kutschbock saß ein livrierter Lakai.
    „Steigt ein, schöne Valerie!" sagte der Graf zu Coco. „Meine Diener werden Euer Gepäck ins Schloß bringen. Ich habe noch etwas mit dem Kapitän zu besprechen."
    Er war Coco beim Einsteigen behilflich.
    Die vier Frauen fuhren mit ihr zum Schloß. Georgette de Calmont fragte Coco nach der Fußverletzung. Coco erzählte auch ihr die Geschichte von dem Skiunfall. Georgette rümpfte die Nase.
    „Diese barbarischen Sportarten, die man heutzutage treibt, sind nichts für eine Dame", sagte sie. „Gymnastik, Tanz und allenfalls Ballspiele - etwas anderes ist nicht statthaft. Reiten muß man natürlich können."
    Die Fahrt zum Schloß dauerte nur ein paar Minuten. Der Kutscher öffnete den Wagenschlag, dann kehrte er gleich wieder um, um den Grafen zu holen.
    Coco staunte pflichtgemäß beim Anblick des Schlosses. „Was für ein prachtvoller Bau! Und wie geschmackvoll! Er kann sich gewiß mit Versailles messen."
    „Mein Vater hat die Pläne selber entworfen", sagte Georgette. „Das Projekt hat viele Millionen verschlungen, aber das ist es auch wert. Begebt Euch jetzt auf Euer Zimmer, Valerie de Tinville! Man wird euch andere Kleidung geben. Die Tasche, die Ihr da habt, ist der Gipfel der Geschmacklosigkeit."
    Coco trug ihre Umhängetasche bei sich. Sie hatte ihre Papiere, Geld, persönliche Dinge sowie einige Dämonenbanner darin.
    Es mochte dem Grafen einfallen, einen Blick in ihren Koffer zu werfen und es wäre fatal gewesen, wenn er Cocos Ausweis gefunden hätte.
    Die fünf jungen Frauen betraten das Schloß durch den Haupteingang. Zehn Bedienstete warteten - fünf Männer und fünf Frauen. Sie verbeugten sich tief, als Coco eintrat.
    „Die Demoiselle de Tinville", sagte ein älterer Mann, der den Zeremonienmeister spielte. „Sie wird von nun an auf Schloß Calmont leben."
    Coco lächelte freundlich.
    „Robert - er bringt die Demoiselle de Tinville auf ihr Zimmer!" sagte Georgette zu dem älteren Mann.
    Er trug einen weinroten, langschwänzigen Frack, während die übrigen Diener Livreen anhatten. Die Frauen vom Personal trugen eine einfache, altertümliche Tracht.
    „Demoiselle de Tinville, ich werde Solange de Bloissy zu Euch schicken. Sie wird Euch über die Gebräuche hier aufklären. Mein Vater wird Euch nach der Abendgesellschaft sprechen."
    Coco nickte. Die anderen drei Frauen knicksten vor Georgette. Coco hatte nicht das Bedürfnis, sich im Hofknicks zu üben. Sie rührte sich nicht, als Georgette sie auffordernd ansah. Georgette verabschiedete sich schließlich mit einem hochmütigen Kopfnicken und rauschte davon. Die drei anderen jungen Frauen folgten ihr, und die Diener gingen bis auf Robert.
    „Folgt mir, Demoiselle!" sagte er.
    Er führte Coco die Treppe hoch in den ersten Stock, durch lange Korridore in den rechten Seitentrakt und öffnete eine Tür.
    „Euer Raum, Demoiselle. Wenn Ihr etwas braucht, dort ist der Klingelzug. Fließendes Wasser gibt es, aber kein elektrisches Licht. Wenn Ihr baden wollt, wird man Euch in einer der Badestuben ein Bad bereiten. Jeden Morgen und jeden Abend erhaltet Ihr eine Kanne mit heißem Wasser,

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