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091 - Die Bräute des Henkers

091 - Die Bräute des Henkers

Titel: 091 - Die Bräute des Henkers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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wurde ihr klar, daß diese Kräfte nicht gegen sie gerichtet waren. Sie waren einfach da und trafen alles und jeden in der Umgebung.
    Während Coco noch überlegte, was sie nun tun sollte, hörte sie ein Blöken hinter sich. Ein Widder kam aus dem Schatten einer Piniengruppe. Sein Blöken klang ängstlich, während er auf die dunkle Höhle zutrottete. Er sträubte sich, aber eine übermächtige Kraft trieb ihn vorwärts. Coco kam er vor wie der sprichwörtliche Hammel, der zur Schlachtbank geführt wurde.
    „Das Böse will ein Opfer haben", raunte Pierre. „Gleich wirst du etwas sehen, Coco."
    Der Hammel stand nun vor der finsteren Höhle. Ein letztes Aufblöken, dann wurde er förmlich in die Höhle hineingerissen. Unheimliche furchtbare Laute waren zu hören, Geräusche, wie sie Coco noch nie in ihrem Leben gehört hatte.
    Der Widder gab einen kläglichen Schmerzensschrei von sich, der jäh verstummte. Etwas rumorte in dem bösen Loch, grollte, fauchte und heulte.
    Dann flogen blutige Fetzen aus der Höhle, Teile des zerstückelten Schafes; und nach einer Weile trat wieder Stille ein, eine unheilvolle Stille. Die Ausstrahlung des Bösen wurde schwächer.
    Coco hatte nicht die geringste Lust mehr, sich der Höhle noch weiter zu nähern. Wer auch immer in der unheimlichen Höhle steckte, hatte das Schaf schon in seinem Bann gehabt, als Coco und Pierre kamen.
    Coco schauderte, als sie daran dachte, was hätte geschehen können, wenn sie eher in die Nähe des Hügels gekommen wären. Vielleicht wäre dann sie anstelle des Widders zu der Höhle des Grauens gegangen.
    Sie mochte nicht weiter darüber nachdenken.
    „Ich habe genug gesehen", sagte sie zu Pierre. „Wir wollen zu deiner Hütte gehen."
    Die Hoffnung, den Dämonenkiller noch in dieser Nacht zu finden, hatte sie aufgegeben. Sie wollte auf den Plan zurückgreifen, der ihr schon am Mittag durch den Kopf gegangen war. Der Marquis de Calmont erwartete eine neue Gesellschafterin. Das wollte Coco sich zunutze machen.
    „Was ist das?" fragte Pierre, der immer noch auf das böse Loch sah. „Kannst du mir das erklären?" „Ich weiß es nicht", sagte Coco. „Du kannst nicht nahe an die Höhle heran, hast du vorhin gesagt?" „Nein. Ich bekomme schlimme Kopfschmerzen, wenn ich mich ihr weiter nähere als jetzt. Mein Herz klopft wie ein Hammer, und mir wird schwindelig und übel."
    Coco machte sich ihre Gedanken. Es mußte etwas Dämonisches sein, was da in der Höhle lauerte. Pierre war schwachsinnig, und die Ausstrahlungen des Gehirns eines Geistesgestörten oder eines Schwachsinnigen bereiteten Dämonen schlimme psychische Qualen. Mindestens einmal war ein Mensch in der Höhle ums Leben gekommen - jene Magd, von der Pierre gesprochen hatte. Graf Charles-Henri de Calmont aber hatte seinen Kopf in die Höhle gesteckt, ohne daß ihm etwas passiert war. Gab es eine Verbindung zwischen ihm und dem Dämonischen in der Höhle?
    Coco war entschlossen, ihren Plan durchzuführen. Sie mußte auf das Schloß, als Valerie de Tinville, jene Gesellschafterin, die der Marquis de Calmont erwartete.
    Coco zog Pierre von dem Hügel mit der unheimlichen Höhle weg. Er konnte sich kaum davon trennen. Die Höhle faszinierte ihn.

    Coco und Pierre warteten am Nachmittag des folgenden Tages oben an der Steilküste. Kurz nach ein Uhr kam Michel Latours Belle Jeanette in Sicht. Cocos hypnotische Befehle wirkten.
    Pierre wurde ganz aufgeregt, als er die Barkasse näher kommen sah.
    „Das Schiff wird mich mitnehmen, Coco, ja? Du hast es mir versprochen, daß du mir von der Insel forthelfen wirst."
    „Das tue ich auch, aber jetzt noch nicht. Ich brauche deine Hilfe, Pierre. Du willst mich doch nicht im Stich lassen?"
    Er drehte sich um, und es war ihm anzumerken, wie er mit sich kämpfte. Der um diese Jahreszeit immer stürmische Wind zerzauste sein langes ungepflegtes Haar.
    Dann wandte er sich wieder Coco zu.
    „Also gut", sagte er und nickte heftig. „Ich bleibe noch eine Weile."
    Coco tätschelte seine Schulter. „Braver Pierre! Ich werde dafür sorgen, daß du irgendwo gut unterkommst, wenn das hier vorbei ist."
    Coco hatte die Nacht in Pierres Hütte verbracht, und es gelüstete sie nicht nach einer Wiederholung. Es war ein elender, stinkender Ort, eine Behausung, eines Menschen nicht würdig. Von Pierre konnte man nicht erwarten, daß er etwas Besseres zustande brachte, zumal er hier weder die nötigen Werkzeuge noch geeignetes Material zur Verfügung hatte. Das meiste stammte

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