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091 - Die Braut des Hexenmeisters

091 - Die Braut des Hexenmeisters

Titel: 091 - Die Braut des Hexenmeisters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Willow
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meinte der Meister ironisch.
    „Wie die anderen auch – ja, Meister.“ Sie blickte ihn treuherzig an.
    „Und ist dir dabei nicht aufgefallen, daß das Mädchen tatsächlich ein ideales Medium ist? Wolltest du dir denn selbst eine Laus in den Pelz setzen? Oder ist dir dein sechster Sinn bereits ganz abhanden gekommen?“
    „Aber Alain“, verteidigte sich Yvette. „Schließlich habe ich heute nacht bewiesen…“
    Er schnitt ihr ärgerlich das Wort ab. „Du hättest heute nachmittag darauf achten sollen, Yvette!“
    Nun mischte sich Madame Robin ein, die nervös mit ihrer Perlenkette spielte. „Aber Alain, du suchst doch seit Jahren nach einem guten Medium! Und vorhin warst du ganz entzückt, als ich dir von dem Mädchen berichtet habe. Du meintest, sie wäre viel zu schade für …“ Madame Robin hüstelte. „na, du weißt schon, wofür. Als ich dir meinen Eindruck schilderte, meintest du, sie könnte dein Starmedium werden, wenn sich herausstellen würde, daß sie bei der Seance deinen Erwartungen entspricht.“
    „Das lasse ich nicht zu!“ rief Yvette dazwischen.
    „Halt den Mund“, fuhr der Meister sie zornig an und wandte sich wieder an Madame Robin. „Du hattest allerdings recht. Sie ist ein vorzügliches Medium. Aber ein Medium, das ich nicht brauchen kann.“
    „Wieso nicht, Meister?“ fragte Madame Robin.
    „Weil sie eine Gefahr für uns ist.“
    „Für dich, Meister?“ Madame Robin und Yvette lächelten ungläubig.
    Alain Monod fing an, im Saal auf und ab zu gehen. Er hielt den Kopf gesenkt und murmelte halblaut Verwünschungen vor sich hin. Odile und Yvette sahen sich betroffen an. So hatten sie den Meister noch nie erlebt. Nach einer langen Pause wagte Odile, wieder das Wort an ihn zu richten. „Du willst doch nicht sagen, daß dieses naive Kind…“
    Der Meister wirbelte herum und richtete sich auf. „Schweig“, rief er, und sein stechender Blick war plötzlich ganz entrückt.
    „Ich habe gleich gemerkt, daß etwas nicht mit ihr stimmt“, sagte er. „Ich spürte es, als dein armseliger Wicht von einem Geist aus den zwanziger Jahren sich meldete, den man wegen einer gestohlenen Taschenuhr in Saudi-Arabien geköpft hatte. Ich tastete ihn ab. Er hatte sich erst ein Äon weit von der Erde entfernt. Eine Null, vollkommen uninteressant.“
    „Aber der andere Geist, der ungebeten erschien – den hat nur diese Kleine gesehen. Ich spürte es, als sie plötzlich aus der Kette ausbrach.“
    „Ein anderer Geist?“ fragte Yvette verstört. „Ich habe nichts davon gespürt.“
    „Zum Teufel“, grollte der Meister, „da siehst du, was für ein Medium du bist.“ Er reckte sich, und seine Stimme schien jetzt aus weiter Ferne zu kommen. „Ich habe ihn gespürt. Und ich hatte ihn nicht gerufen. Er kam und drängte den anderen Geist beiseite. Eine mächtige Kraft, sehr alt und geheimnisvoll.“ Der Meister senkte den Kopf und nahm einen Schluck aus der Armagnacflasche. „Ich habe versucht, ihn abzutasten. Aber er sperrte sich, ließ mich nicht an sich heran. Er sprach mit dem Mädchen – davon bin ich überzeugt.“
    „Hm“, meinte Madame Robin. „Vielleicht gäbe sie eine prächtige Ergänzung für dich ab, Alain.“
    „Nein“, sagte Alain Monod schroff, „nein und abermals nein. Sie stammt aus dem Geschlecht der Grafen von Vermandois. Ich sehe ihn noch deutlich…“ Er brach ab.
    „Was siehst du“, meinte Madame Robin verständnislos. „Die Grafen von Vermandois? Ich habe noch nie von ihnen gehört.“
    „Das glaube ich dir gern“, meinte der Meister sarkastisch. „Auf jeden Fall trägt sie das Wappen dieses Geschlechts.“
    „Dann heiratest du sie eben“, meinte Madame Robin listig. „Eine Gräfin als Frau wäre eine gute Publicity.“
    „Schweig“, fuhr der Meister sie an. „Du weißt nicht, wovon du sprichst. Der Grafentitel ist längst erloschen, die Nachkommen kennen nicht einmal mehr den Namen ihrer Vorfahren. Und doch…“ Er lächelte boshaft, ganz in seine Gedanken versponnen.
    „Was soll nun aus der Kleinen werden?“ fragte Madame Robin.
    „Warte!“ Der Meister hob gebieterisch die Hand und blickte Yvette durchdringend an. „Hat sie etwas von einem Mann erwähnt? Von einem Freund vielleicht?“
    Yvette dachte nach und schüttelte den Kopf. „Nicht, daß ich wüßte. Da wäre ich ja sofort stutzig geworden. Sie wollte nur wissen, wo ein Briefkasten in der Nähe wäre, wo sie einen Brief einstecken könnte. An einen gewissen Jean Was-Weiß-Ich. Nichts

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