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091 - Die Braut des Hexenmeisters

091 - Die Braut des Hexenmeisters

Titel: 091 - Die Braut des Hexenmeisters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Willow
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paar Gesprächsfetzen auf: „Eine großartige Inspiration – für meinen nächsten Artikel – immer wieder etwas Neues.“ Monsieur Brasson blickte verstohlen auf seine Armbanduhr. Offenbar hatte er gar nichts bei der Seance erlebt und kam nur seiner Frau zuliebe hierher. Madame Brasson mußte einen ganz anderen Geist „empfangen“ haben als Mademoiselle Yvette, die ziemlich niedergedrückt schien.
    Eines war Manon jetzt klar: Keiner an diesem Tisch hatte das gesehen, was sie erlebt hatte.
    War also alles nur ein Traum und Hirngespinst? Vielleicht die Wirkung einer bewußtseinsverändernden Droge, die man dem Sekt beigemischt hatte?
    Dann spürte sie wieder den Blick des Meisters, Monsieur Alain Monods, der sich noch nicht von der Stelle bewegt hatte.
    Sie begegnete seinem Blick und erschrak. Hatte sie diese Augen nicht schon einmal gesehen? Eben erst, als sie ihre „Vision“ gehabt hatte?
    Nein, das war unmöglich. Plötzlich sahen sie ganz anders aus. Nicht mehr dunkel und haßerfüllt, sondern warm, freundlich, faszinierend.
    Unter diesem Blick ließen ihre Kopfschmerzen plötzlich nach. Sie erwachte jetzt völlig, kehrte ganz in die Gegenwart zurück. Sie betrachtete den Meister mit zunehmendem Interesse. Sein Alter war schwer zu bestimmen. Er nahm jetzt seinen Umhang von der Schulter und lächelte. Sofort wurde sein bleiches, hageres, fast asketisches Gesicht unglaublich lebendig. Er wirkte plötzlich zwanzig Jahre jünger. Und sein Blick trieb ihr das Blut in die Wangen.
    „Hoffentlich hat es Ihnen bei uns gefallen“, hörte sie jetzt zum erstenmal seine tiefe, angenehme Stimme. „Madame Odin hat mir schon viel von Ihnen vorgeschwärmt, Mademoiselle“, fuhr der Meister fort. „Sie hält Sie für ein sehr begabtes Medium. Das freut mich. Solche Talente sind selten.“
    Aus den Augenwinkeln bemerkte Manon, wie Yvette Lescaut, das Medium des Abends, zusammenzuckte und ihr einen gehässigen Blick zuwarf, der unverhohlene Eifersucht ausdrückte.
    Dann trat einer der Gäste, die nicht zu der Stammgemeinde gehörten, zu dem Meister, um sich zu verabschieden. Alain Monod wandte den Blick von Manon ab. Sofort setzten ihre Kopfschmerzen wieder mit der alten Heftigkeit ein.
    Der Raum drehte sich plötzlich um sie herum. Madame Robin beugte sich über sie und fragte: „Kind, ist Ihnen nicht gut?“
    Einige Gäste bemühten sich um Manon. Selbst Monsieur Brasson bedauerte sie. Nur der Meister schien über ihren Zustand erfreut zu sein. Er betrachtete sie prüfend und massierte sein Kinn. „Ein sehr gutes Zeichen, Mademoiselle, wenn auch momentan etwas unangenehm für Sie. Je besser das Medium, desto angegriffener ist es nach einer Seance. Kommen Sie, Mademoiselle. Ich habe nebenan ein Boudoir mit einem Bett für solche Fälle bereit. Dort können Sie sich eine Weile ausruhen. Simone wird Ihnen etwas servieren, das Sie rasch wieder auf die Beine bringt.“
    Manon wollte protestieren. Aber schon wurde sie von Madame Brasson und Madame Robin in einen kleinen Nebenraum geführt, in dem ein breites Bett und eine Kommode standen.
    Der Meister war mitgekommen und beugte sich jetzt über sie. Er begann ihr Kleid aufzuknöpfen. Sie wollte sich dagegen wehren, konnte es aber nicht. Außerdem tat ihr die Berührung seiner Hand wohl. „Ruhen Sie sich nur aus, Mademoiselle“, sagte er mit seiner tiefen Stimme.
    „Madame Robin wird so lange hier warten, bis es Ihnen wieder besser geht.“
    Sie nickte nur schwach und schloß die Augen.
    Das Medaillon, das sie um den Hals trug, glitt aus dem Ausschnitt ihres Kleides, als sie sich ein wenig zur Seite legte.
    Es war eine große Goldmünze, und der Meister griff sofort danach, als er sie im Licht aufblitzen sah. „Ein schönes Schmuckstück haben Sie da“, sagte er langsam. „Woher haben Sie es?“
    „Ein altes Erbstück der Familie. Von meiner Mutter“, antwortete sie leise mit geschlossenen Augen.
    „Sehr interessant“, murmelte der Meister, „das Wappen der Grafen von Vermandois.“ Er beherrschte sich, bis er Manon den Rücken zugekehrt hatte. Doch dann verzerrte sich sein Gesicht zu einer Grimasse. Er eilte aus dem Zimmer und ballte die Fäuste.
     

     
    Georg Bacard war Monteur. Heute hatte er Frühschicht im Elektrizitätswerk des Quartier Latin. Er ging pfeifend den Quai d’Orsay hinunter, als er plötzlich über eine rot-weiße Stange und eine Laterne stolperte.
    „Verdammt noch mal“, fluchte er leise, „können die Kanalarbeiter ihre Baustelle nicht

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