0913 - Im Land der Riesen
verbunden und den Boden durch geschmolzene und schnell erstarrende Isoliermasse, die von Transformatoren abgekratzt worden war, gegossen und planiert.
Die Findigkeit der kleinen grünen Leute von Siga hatte allen, die hier arbeiteten, zu größtem Komfort verholfen. Dennoch fühlte sich kein Siganese innerhalb des ertrusischen Zentralcomputers wohl. Es gab nämlich keine stationären Antigravprojektoren, so daß jeder hier Beschäftigte einen eigenen Antigrav tragen mußte. Das belastete nicht nur physisch (wegen des Gesamtgewichts von Antigrav und Ortungsschutzgerät von hundertfünfzig Gramm) ganz enorm, sondern mehr noch psychisch, weil es eben immer wieder zu Versagern kam. Allerdings hingen überall in den von Siganesen benutzten Räumlichkeiten des Zentralcomputers Reserveaggregate. Dadurch war es in Bagnos Reich bisher noch nie zu tödlichen .Unfällen gekommen.
Bagno Cavarett selbst trug das Aggregat, das man ihm in SCIENCE STATION gegeben hatte. Es arbeitete einwandfrei. Dennoch sah Bagno unter einem inneren Zwang immer wieder auf die Kontrollen - und es wurde ihm gar nicht immer bewußt, da seine bewußten Gedanken um das Problem der Wucherpilze kreisten.
Endlich hielt der Wagen, vor SUPERPOSITION CENTER, der Zentrale innerhalb der Zentrale des Computers.
Cludie und Bagno stiegen von ihrem Fahrzeug und betraten die Magnetschleuse. Hier wurden mit Magnetfeldern alle losen Haare, Sandkörnchen und Stäubchen entfernt die sich auf ihrer Kleidung und auf den unbedeckten Körperteilen befinden mochten. Es bestand beim Umgang mit Submikroschaltungen und ihren Feldern immer die Gefahr, daß winzige Fremdkörper Verwirrung im Computer stifteten. Das war einer der Gründe, warum sich Bagno Cavarett den Kopf täglich kahlrasierte.
Von den fünfundzwanzig Siganesen der Schicht hielten sich fünf im SUPERPOSITION CENTER auf.
Einer davon war Aaro Turfil, der SUPERPOSITION CENTER geleitet hatte, als sich Bagno und Cludie noch in der Ausbildung befanden. Aaro war fleißig und tüchtig, aber sein Gedächtnis hatte trotz seines niedrigen Alters von 391 Jahren so sehr nachgelassen, daß er keine schwerwiegende Verantwortung mehr übernehmen durfte.
Außerdem war Aaro Turfil unsterblich in Cludie Sanfro verliebt, was sich durch plumpe Annäherungsversuche äußerte - und durch das freudetriefende Grinsen, mit dem er Cludie begrüßte, auch wenn sie ihn erst vor wenigen Minuten verlassen hatte.
„Hallo, Aaro!" sagte Bagno und drängte seinen Mitarbeiter zu einem Schaltpult siganesischer Mikrofertigung, dessen Innenleben erst nach dem Ende der Konzilsherrschaft direkt von Siga importiert worden war.
‘Ich brauche sehr dringend einen Neunundachtziger."
„Einen Neunundachtziger", wiederholte Aaro beflissen und wandte sich dem Schaltpult zu. Ein „Neunundachtziger" war eine ganze Schaltkombination, mit deren Hilfe die Siganesen das Rückkopplungssystem des ertrusischen Zentralcomputers so beeinflussen konnten, daß davon der Computer selbst beeinflußt wurde, ohne daß es ihm möglich war, einen Fremdeinfluß festzustellen. Dieses Verfahren war im Grunde genommen einfach, nur war niemand darauf gekommen, bis Bagno Cavarett in das Team von SUPERPOSITION CENTER versetzt wurde.
Im Unterschied zu den anderen Mitarbeitern hatte Bagno zusätzlich Bionik studiert - und die Kenntnis der Rückkopplungssysteme beim Menschen hatte ihn auf den Gedanken gebracht, die prinzipiell gleiche Arbeitsweise des ertrusischen Zentralcomputers zur indirekten, aber sehr wirksamen Beeinflussung auszunutzen.
„Neunundachtziger steht, Sir", meldete Aaro und drehte den Kopf, um Cludie anhimmeln zu können.
„Halte ihn fest!" ordnete Bagno an. Die Anrede „Sir" ignorierte er, weil er festgestellt hatte, daß es nicht mehr in Aaros Kopf hineinging daß auch die Siganesen unter den Menschen viele alte Zöpfe abgeschnitten hatten.
Ein Außenstehender hätte vielleicht über die Anordnung „einen Neunundachtziger festzuhalten", gelacht oder mindestens gelächelt; dennoch war es der treffende Ausdruck, denn wenn man nicht ständig dafür sorgte, daß die Schaltkombination namens „Neunundachtziger" nicht durch äußere energetische Einflüsse verändert wurde (also sie festhielt), dann ließ sie sich nicht mehr sinnvoll benutzen.
Während Aaro Turfil durch intensive Überwachung und ständige schalttechnische Einflußnahme den Neunundachtziger hielt, setzte Bagno Cavarett sich vor das Hauptprogrammierpult und schaltete ein Programm, das den
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