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0916 - Der Quellmeister und die Bestie

Titel: 0916 - Der Quellmeister und die Bestie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Sie waren bis zum Schädel hinauf vermummt, und es fiel dem Beobachter nicht schwer, zu erkennen, daß er Kukelstuuhr-Priester vor sich hatte. Sie waren es, die den Gesang produzierten. Dabei führten sie mit den Oberkörpern langsame, rhythmische Bewegungen aus. Sie hockten auf eigenartige Weise auf dem Boden: die Oberschenkel bis zum Knie gerade nach vorne gereckt, Unterschenkel und Füße dagegen nach hinten abgewinkelt.
    Tantha gewann den Eindruck, daß der Qualm, der von dem Feuer aufstieg, sie trunken machte.
    In der rückwärtigen, geraden Wand gab es drei torbogenförmige Öffnungen. Dahinter schien es finster zu sein, aber da mochten die Augen sich täuschen, weil es in der Halle überaus hell war. Der humpelnde Tantha beschloß sofort, die singenden Priester sich selbst zu überlassen und im Hintergrund auf Suche zu gehen. Er trat aus dem Gang hervor und wurde mit Hilfe seiner Verwandlungsfähigkeit zu einem Teil der Hallenwand. An dieser entlang bewegte er sich nun mit großer Vorsicht.
    Tantha bewältigte die Distanz bis zur Rückwand der Halle in knapp einer Stunde. Dabei wirkte der Rauch auf ihn ein, der allerdings so weit von dem Feuer entfernt nur in starker Verdünnung auftrat. Der Humpelnde empfand ihn als angenehm, nachdem er sich erst einmal an den starken Geruch gewöhnt hatte. Er fühlte sich beschwingt, und seine Aufgabe erschien ihm nur noch halb so schwer. Allerdings war er während seiner vielen Wanderungen oft genug mit starken Getränken zusammengekommen, um zu wissen, daß er sich von solchen Empfindungen nicht leiten lassen durfte. Der Qualm hatte dieselbe Wirkung wie Alkohol.
    Er entschloß sich aufs Geratewohl, den ersten Ausgang zu untersuchen, der ihm in die Quere kam. Dahinter befand sich ein Gang, der zu beiden Seiten Reihen von Türen aufwies. Es galt auch hier Lampen, deren Leuchtkraft jedoch nicht an die Helligkeit in der Halle heranreichte.
    Tantha drang etwa fünfzig Schritte in den Gang ein. Hier war er sicher, daß er von den Götzendienern selbst dann nicht mehr gesehen werden konnte, wenn sie wider Erwarten aufblickten. Er machte sich an einer der Türen zu schaffen. Er wußte nicht recht, was er tat; denn es gab keinen erkennbaren Öffnungsmechanismus. Aber unbewußt wußte er den richtigen Griff angewandt haben, denn die Tür öffnete sich plötzlich. Sie tat es nicht wie die Türen, an die Tantha gewöhnt war, indem sie nach außen oder nach drinnen schwang. Sie glitt vielmehr seitwärts in die Wand. Aber das war es nicht, was den Humpelnden dermaßen entsetzte, daß er um ein Haar einen Schrei ausgestoßen hätte.
    Es war die Gestalt eines fremdartigen Wesens, die unmittelbar jenseits der Tür in einem kleinen Raum stand, dessen Boden nicht mehr als zwei Meter im Geviert maß. Tantha wich mit einem Satz bis zur gegenüberliegenden Wand des Ganges zurück. Er wäre weiter geflohen, aber die Wand stellte ein unüberwindliches Hindernis dar.
    Erst da ging ihm auf, daß die fremde Gestalt keine Anstalten machte, sich zu rühren. Er betrachtete sie neugierig. Sie hatte annähernd menschliche Form, nur war sie weitaus größer, als Menschen üblicherweise wurden.
    Tantha kam nicht mit sich ins reine, ob die Gestalt bekleidet war oder nackt. Ihre Haut, wenn es wirklich die Haut war, besaß eine tiefschwarze, glänzende Farbe. Die Gelenke an Armen und Beinen waren deutlich ausgebildet, als hätte sie jemand nachträglich zwischen die Gliedmaßen geschraubt, die sie miteinander verbanden.
    Aber erst als Tantha die Augen des fremden Wesens musterte, wurde ihm klar, was er da gefunden hatte.
    Das waren keine menschlichen Augen! Sie waren ungewöhnlich groß und bestanden aus einem ovalen, feinmaschigen Gitter. Mit Augen wie diesen konnte niemand sehen -es sei denn, er wäre ein Roboter!
    Der humpelnde Tantha hatte noch nie einen Robot zu Gesicht bekommen. Es war ihm aber zugetragen worden, daß die Bruderschaft der Techno-Spürer auf den Raumschiffen, die sie mitunter ins All hinaussandte, Roboter einsetzte: Wesen, die annähernd wie Menschen funktionierten, in Wirklichkeit aber Maschinen waren. Und vor kurzem hatte er aus Murcons Mund die Geschichte der kosmischen Burg gehört, wußte also seitdem, daß der mächtige Murcon sich seinerzeit mitsamt seinen Robotern ins Innere der Burg zurückgezogen hatte.
    Was er vor sich hatte, war einer von Murcons Robotern! Leblos offenbar, durch Jahrhunderttausende der Untätigkeit in ein Wrack verwandelt. Tantha empfand plötzlich Ehrfurcht

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