0916 - Zamorras größter Schock
so?«
Cynthia schluckte schwer, ihr Gesicht verhärtete sich. Eine Träne schlich sich in ihren Augenwinkel. Das Mädchen rang sichtlich mit sich. »Weil Jake, dieses Dreckschwein, meinen Dad umgebracht hat, deswegen.«
Jane erstarrte. »Cy, ich… das… das glaube ich nicht. Ich meine, kannst du das beweisen?« Fast linkisch legte sie ihre Hand auf Cynthias Schulter und streichelte sie ein paar Mal.
»Nein, Honey, beweisen kann ich's nicht. Aber ich bin keine Nullcheckerin, ich weiß genau, was damals passiert ist. Das Dreckschwein war hinter meiner Mum her und wollte sie flachlegen, einmal hat er sie sogar um ein Haar vergewaltigt, aber sie hat gesagt, er solle sie bloß in Ruhe lassen, sie sei glücklich mit meinem Dad verheiratet. Das habe ich selbst gehört, Honey, verstehst du? Und kurze Zeit später ist dann mein Dad äußerst mysteriös, oder wie das heißt, vom Nordturm gestürzt, obwohl die Polizei gesagt hat, dass sie sich das nicht erklären kann, höchstens mit Selbstmord oder so. Aber mein Dad hat keinen Selbstmord begangen. Jake hat ihn umgebracht. Das ist so sicher wie dass Joey niemals 'ne Freundin abbekommen wird. Siehst du die Zusammenhänge?«
»J-ja, Mensch, das ist echt Hammer, das wusste ich bisher ja nicht. Da kann einem ja ganz übel werden.«
»Siehst du auch so, oder? Durch den Unfall, den das Dreckschwein verursacht hat, ist es noch nicht genug gestraft. Freak-Gesicht, na und? Der gehört in den Knast oder in die Klapse. Und ich persönlich bringe ihn da hin. Ich verrat dir jetzt mal was, Honey. Manchmal, nachts, erscheint mir mein Dad im Traum und sagt mir, dass ich seinen Tod rächen soll. Wahnsinn, was?«
Jane lief es eiskalt den Rücken hinunter. »Aber… aber das sind doch bloß Träume.«
»Für mich nicht. Ich schnüffle dem Kerl schon seit über zwei Jahren nach und hoffe, dass ich irgendwas finde oder dass er irgendwas macht, was ihn überführt. Und nun macht er wieder irgendwas Schlimmes. Er lässt ja keinen in seine Wohnung im Nordturm, wohin er sich zurückgezogen hat, seit er eine Gesichtsbaracke ist. Aber ich bin immer mal wieder da und ich habe gesehen, dass unter dem Türspalt unheimliches grünes Licht hervorgeleuchtet hat. Wie so Höllenlicht, weißt du. Und es hat pulsiert, wie in der Disco.«
»Ja, das hast du mir erzählt. Klingt unheimlich.«
»War es auch, ich kann's dir sagen, Honey. Und er gräbt auf Friedhöfen nach Leichen oder Skeletten oder so was. Und dann ist plötzlich das Ahnenporträt von Sir Donald ausgetauscht. Das Original - weg. Ersetzt durch eine Kopie. Und in der Chronik der Sutherlands fehlen genau die Seiten, auf denen Sir Donald vorkommt. Ich bin sicher, dass das auch Jake war.«
»Was kann er nur wollen?«
»Ich hab die letzten Tage intensiv drüber nachgedacht. Er gräbt nach Skeletten und plötzlich sind welche auf Dumbarton erschienen und hätten uns fast abgemurkst. Die waren richtig unheimlich und haben so nach Moder und Friedhof gestunken. Dämonen waren das und meine Mum hat zwei von ihnen zur Hölle zurück geschickt. Und wenn du's zehn Mal nicht glaubst, es war tatsächlich so. Ich glaube, dass es Skelette von dem Friedhof im Wald waren, die Jake mit Hilfe von Sir Donalds Geist beschwört.«
»Warum sollte er das machen?«
»Ich find's heraus, glaub mir. Dann ist er fällig. Und mein Dad kann mir im Traum danken und er findet endlich seinen Frieden. Ich hab ihn so lieb gehabt.«
Cynthia machte erst gar nicht den Versuch, ihre Tränen zurückzuhalten. Jane umarmte ihre Freundin, drückte sie und weinte mit.
Sie saßen auf und strampelten schweigend Richtung Dumbarton, das vom nächsten Hügel aus bereits zu sehen war.
Cynthias Vorderreifen rutschte weg, sie musste abrupt absteigen und fiel dabei auf den Boden. »Au, verdammter Mist«, sagte sie und hielt sich den Knöchel.
Jane stieg ebenfalls ab und beugte sich über sie. »Hast du dir wehgetan?«
»Nein, ich tu nur so«, fauchte Cynthia. Sie sah ihrer Freundin direkt ins Gesicht. Und über ihre Schultern weg. Ihre Augen wurden plötzlich groß wie Murmeln. »J-Jane…?«
Hinter Jane stand ein Skelett! Eine zerfetzte rote Uniform hing auf den Knochen, ein Dreispitz saß auf dem Schädel.
Der Knochensoldat kicherte höhnisch. Dann hob er die uralte Muskete hoch.
Jane fuhr herum. Und begann in den höchsten Tönen zu kreischen. Der Kolben der Muskete fuhr herab. Es knackte, als er sie an der Stirn traf. Mit einem Ächzen sank das Mädchen zusammen und rührte sich
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