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0916 - Zamorras größter Schock

0916 - Zamorras größter Schock

Titel: 0916 - Zamorras größter Schock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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diese seltsamen Kratzfüße und Drudensterne und was weiß ich nicht noch alles angebracht. Neulich war schottischer Minister bei mir zu Besuch und hat sich lustig darüber gemacht. Ob mir Vorsitz in der britischen Dracula-Gesellschaft nicht gut täte, wollte er wissen. Und ob ich ernsthaft glaube, irgendwann von Vampiren angegriffen zu werden. Konnte das als exzentrische Schrulligkeit herunterspielen, aber wenn andere das sehen, brauche ich erst gar nicht mehr zu hoffen, in unserem Parlament als Preciding Officer(Vergleichbar dem deutschen Bundestagspräsidenten) gewählt zu werden. Habe so aber eine gute Chance, es zu werden.«
    »Hm, das ist ärgerlich, zugegeben. Ich kann die Zeichen aber versteckter anbringen. Wäre dieser Kompromiss tragbar, Sir Iain?«
    »Hm. Seit diese seltsamen Skelette angegriffen haben, ist nichts mehr passiert. Ist über ein halbes Jahr her. Denke, Gefahr ist längstens gebannt, da auch Geisterhütte in Glen Trossach nicht wieder aufgetaucht ist.«
    »Täuschen Sie sich da nicht, Sir Iain. Noch ist die Gefahr nicht vom Tisch, denn Dämonische denken in ganz anderen Zeiträumen als wir. Und vergessen Sie nicht, Leonardo der Schreckliche ist in diese Sache verwickelt. Das verpflichtet uns zu erhöhter Vorsicht. Nein, Sir Iain, ich muss auf dem M-Schirm bestehen, bis ich die Gefahr vollständig beseitigt habe. Wir dürfen nicht nachlässig werden. Zumal wir nicht mal wissen, was Leonardo und seine beiden Adjutanten hier auf Dumbarton zu finden hoffen.«
    »Vielleicht war es nur Zufall, dass Skelette dieses Leonardo hier aufgetaucht sind.«
    Zamorra schüttelte energisch den Kopf. »Mitnichten, Sir. Das war eine gezielte Attacke. Ich nehme an, dass sie speziell Ihnen galt. Warum auch immer. Aber das werde ich noch herausfinden, ganz sicher. Auf jeden Fall will Leonardo irgendetwas auf Dumbarton erreichen.«
    »Nun gut. Schauen Sie aber, dass Zeichen tatsächlich künftig versteckter prangen. Dann haben Sie meinen Segen.«
    Der Meister des Übersinnlichen wartete auf Cynthia, doch die erschien nicht zum Mittagessen. Das passierte öfters, denn die Fünfzehnjährige war nicht sehr zuverlässig. Da konnte es schon mal sein, dass sie kurzerhand umdisponierte und bei ihrer besten Freundin Jane Duffield blieb, um nachmittags in Braemar rumzuhängen. Auch gut. Dann musste sie eben mit dem Französischlernen heute Abend in den sauren Apfel beißen.
    Zamorra besorgte sich eine Leiter. Den Nachmittag über beschäftigte er sich damit, die Zeichen der M-Abwehr zu versetzen. Er war glücklich, wieder etwas zu tun zu haben, wieder gebraucht zu werden. Nach dem Desaster mit Nicole, die ihn völlig überraschend verlassen hatte, um künftig ihr eigenes Leben zu führen, selbst bestimmt, weit ab von dieser »Dämonenkacke«, wie sie es drastisch ausgedrückt hatte, war er eine Zeit lang wie gelähmt gewesen, unfähig, irgendetwas zu tun. Über ein Jahr war das jetzt her. Nur langsam war er wieder in die Gänge gekommen. Es war ihm nichts anderes übrig geblieben, denn er hatte sich um die schlimmen Dinge kümmern müssen, die Rhett und Fooly betroffen hatten.
    Gott sei Dank hat mich William dann gebeten, hier bei Amabel nach dem Rechten zu sehen. Das war das Beste, was mir in dieser beschissenen Lage passieren konnte. Es ist toll hier, ich fühle mich wieder einigermaßen glücklich. Eigentlich zieht mich nichts nach Château Montagne zurück. Ohne Nici, Fooly und Rhett ist dieser riesige alte Kasten seelenlos geworden, ein Haufen aufeinander geschichteter Steine, mehr ist das nicht mehr.
    Nici. Sie war nur noch ein Schatten, der im aufkommenden Licht immer mehr verblasste. Manchmal kam es ihm fast irreal vor, wenn er an die glücklichen Zeiten mit ihr dachte, wie ein Traum, den er nie wirklich gelebt hatte. Und wie immer, wenn sie ihm in den Sinn kam, pfiff er laut vor sich hin, ein betont fröhliches Liedchen. Aber auch das konnte die Krämpfe im Magen, die er dann noch immer bekam, nicht umgehend wieder beseitigen.
    Was sie wohl gerade macht? Er wusste es nicht, sie hatte Frankreich verlassen und war irgendwo in der Weltgeschichte abgetaucht. Natürlich könnte ich Sid bitten, sie mit seiner Dreifingerschau aufzuspüren. Oder mit der Kugel im Saal des Wissens. Vielleicht würde er mir tatsächlich helfen. Aber was bringt das? Es nützt nichts und reißt nur die alten Wunden wieder auf. Lassen wir's einfach, wie's ist.
    Zamorra schluckte schwer. Fast zornig wischte er sich eine Träne von der Wange.

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