0916 - Zamorras größter Schock
Schwanzspitze, die sich senkrecht vor. seinen Augen aufrichtete.
»Ja. Taran hat sich mit Merlins Stern völlig eigenständig von Château Montagne nach Schottland bewegt, obwohl weder Nicole noch ich das Amulett gerufen hatten. Dass er sich mitsamt dem Amulett senden kann, war mir bisher neu. Nun, er hat sich in Nicoles nächste Nähe gesendet und dabei ihr Aussehen angenommen, denn nur so funktioniert das ja bekanntlich bei ihm.«
Asmodis gähnte. »Das weiß ich alles. Willst du mich langweilen? Komm endlich zur Sache.«
»Ja, nur noch kurz: Taran hat mir in der Gestalt von Nicole vorgespielt, dass das Amulett sie tötet. Als ich sie durchs Fenster fliegen sah, als ich ihren unförmigen Körper auf den Steinen betastet habe, war das der größte Schock meines Lebens. Ich habe Tage gebraucht, um mich davon wieder richtig zu erholen.«
Zamorras Stimme wurde drängender. Es war ihm gar nicht bewusst, dass er Merlins Stern ein ganz klein wenig dem Teuflischen entgegenreckte. »Asmodis, ich weiß nicht, was mit dem Amulett, was mit Taran geschieht. Aber die Blechscheibe mitsamt ihrem Bewusstsein ist zu einem unabsehbaren Risiko geworden. Ich möchte aber dennoch nicht auf diese Waffe verzichten. Und da du nun für den Wächter der Schicksalswaage arbeitest, möchte ich dich bitten, das Amulett so weit zu richten, zur Vernunft zu bringen, was auch immer, dass ich wieder normal damit arbeiten kann.«
Asmodis schwieg.
»Hörst du, Asmodis? Ich bin sicher, dass das im Sinne des Wächters ist. Bitte nimm dieses Ding und verpass ihm einen ordentlichen TÜV.«
Das mächtige Wesen verschränkte die Arme. »Hm… Also gut. Du hast mich überzeugt. Ich werde es zumindest versuchen, aber ich kann dir keine Garantie geben. Zu mächtig sind die Kräfte, die darin wirken. Gib es her.«
Zamorra warf es zu ihm hinüber. Es segelte durch die Luft und landete in Asmodis' ausgestreckter Hand. Er nahm es an der Kette und betrachtete es einen Moment sinnend. Ruckartig senkte er den Kopf. »Ach ja, und noch etwas. Ich tue dir diesen Gefallen. Im Gegenzug wirst du mir ebenfalls einen Gefallen tun.«
Zamorra zögerte. »Und welchen?«
»Ich weiß es noch nicht. Das bleibt offen. Doch wenn es an der Zeit ist, werde ich kommen und ihn einfordern. Und du wirst dich nicht weigern.«
Der Professor verspürte plötzlich ein unangenehm starkes Ziehen im Bauch. Er fragte sich, ob er nicht doch lieber auf Nicole hätte hören sollen, die dem Ex-Teufel jede Schweinerei zutraute. Aber jetzt kam er aus dieser Nummer nicht mehr raus. Asmodis würde ihm das Amulett nicht mehr zurückgeben, bevor er nicht seine Zusage hatte. Ein wenig Hoffnung gab Zamorra der Umstand, dass Asmodis niemals unfair zu ihm gewesen war. Und dass sie jetzt praktisch für denselben Arbeitgeber tätig waren. Wenn man es mal so ausdrücken wollte. Nicole musste ja von dem Gegengeschäft nichts erfahren.
»Also gut. Es gilt. Du hast mein Wort.«
»Damit ist der Pakt besiegelt«, sagte Asmodis und seine Stimme klang nun wesentlich freundlicher. »Doch nun muss ich wieder ans Werk.«
»Aufräumen?«
»Aufräumen.«
***
Es war Nacht. Ein rötlich-violetter Schein hatte sich auf den Himmel gelegt und ließ die jagenden Wolken in einem geheimnisvollen Licht leuchten. Asmodis saß auf einem Stein in der Nähe Caermardhins. Hinter ihm ragte das unglaubliche Bauwerk mit dem mächtigen Turm in der Mitte als gräulich schwarzer Schattenriss in das Farbenspiel hinein, dessen Farbintensitäten sich sekündlich änderten, fast so, als arbeite ein starkes Gewitter hinter den Wolken, die die Leuchtkraft der zuckenden Blitze nur unvollständig abzuschirmen vermochten.
Versonnen betrachtete der Ex-Teufel Merlins Stern . Das Amulett baumelte vor seinen Augen. Schließlich wagte er den ersten Versuch. Er konzentrierte sich und drang mit seinem Geist vorsichtig in die magischen Strukturen ein.
Ein brodelndes Chaos erwartete ihn, drohte ihn weiter hineinzuziehen, ihn zu zermalmen!
Panik überkam ihn. Blitzschnell zog er sich zurück, bevor er es nicht mehr konnte. Doch er versuchte es erneut. Und wieder und wieder. Denn Asmodis' unbegreiflicher Geist fand den Ansatz eines Weges, einigermaßen schadlos in diese ungebändigte Hölle vorzudringen. Beim sechsten Versuch stieß er auf ein schwaches Echo.
Es kam ihm bekannt vor! Nicht mehr als ein Irrwisch in einem brodelnden Vulkankrater, aber er konnte es deutlich lokalisieren!
Einigermaßen verwundert stellte er fest, dass es sich um
Weitere Kostenlose Bücher