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0917 - Laertes' Grab

0917 - Laertes' Grab

Titel: 0917 - Laertes' Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Krämer
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Schließlich hatte man sich darauf geeinigt, dass es ausschließlich Feuerbestattungen geben durfte.
    Laertes war froh, dass er hier vor über 400 Jahren nicht auch auf diese Idee gekommen war. Doch er wusste nun auch nicht, wie der Körper dort unten in dem Grab reagieren würde, wenn er ihn erneut beseelen konnte.
    Es verging eine Weile, ehe er die ersten tastenden Gedanken dorthin senden konnte, wo sie erneut ihr Zuhause finden sollten. Zunächst geschah nichts, doch dann begann sein Bewusstsein seine Wanderschaft. Plötzlich spürte der Uskuge ein Bein… einen Arm, dann den zweiten. Und dennoch schien er zu scheitern, denn er konnte sich nicht völlig aus Rolas Geist befreien.
    Jetzt hatte er nur noch die eine Wahl, doch die barg ein erneutes Risiko in sich. Er musste Kontakt zwischen den beiden Körpern herstellen, eine Art Kommunikation, damit der eine losließ, während der andere endlich wieder das in sich aufnahm, was zu ihm gehörte.
    Laertes sammelte all die Kraft, die jetzt schon wieder in seinem Körper war, und schickte sie in seinen rechten Arm. Erst waren es nur Millimeter, dann schon eine Handbreit… und nach und nach hob der Arm sich in die Luft. Höher und höher, bis er schließlich den Rand des Grabes zu fassen bekam.
    Dann begann Laertes' Hand die blinde Suche nach Rola DiBurns Hand.
    Und sie wurde fündig. Rolas heiße Hand ließ sich bereitwillig von der eiskalten Hand des Uskugen umfassen. Von weit her hörte Laertes einen Schrei, doch er konnte ihn keiner Person zuordnen. Das war ihm in diesen Augenblicken auch gleichgültig, denn mit jeder verstreichenden Sekunde strömte Wärme in ihn - und die beiden gequälten Bewusstseins begannen sich nun endlich vollständig voneinander zu trennen, ließen sich los, endlich los…
    Der Uskuge horchte tief in sich hinein, hörte auf jeden einzelnen Teil seines wieder errungenen Körpers. Von den Verletzungen, die ihn vor 400 Jahren ums Leben gebracht hatten, war nichts mehr zu spüren, doch die lange Zeit hatte den Körper natürlich außerordentlich geschwächt.
    Was jedoch bereits jetzt wieder ausgezeichnet funktionierte, das war das Zusammenspiel von Körper, Geist und Magie. Laertes konnte sie fühlen… die ungeheure Welle der Aggression, die in der Luft lag. Sie war überall - er konnte sie förmlich riechen . Sie mussten von dieser Welt verschwinden, denn sonst bestand die Gefahr, von dieser Welle überschwemmt zu werden.
    Mit einem Ruck, der ihm alles abverlangte, setzte sich Dalius Laertes auf.
    Du hast jetzt lange genug gelegen, wirklich lange genug…
    Es wurde Zeit, dieses Grab zu verlassen.
    ***
    Artimus van Zant hatte geschrien, als er die Hand aus dem offenen Grab hatte nach oben langen sehen. Und dann griff sie nach der von Rola - das war zu viel, selbst für einen van Zant, den doch im Grunde nichts mehr hätte überraschen sollen. Er fühlte sich an die schlechten Horrorfilme erinnert, die er als Jugendlicher in noch schlechteren Kinos gesehen hatte. Zombies, die aus ihren Gräbern stiegen, waren in solchen billig abgedrehten Schinken an der Tagesordnung.
    Früher hatte Artimus sich beim Betrachten der B-Movies cool gegeben, hatte seine Scherze über diesen Schwachsinn gemacht, wie er es nannte.
    Doch das hier war real… und wahrlich nicht zum Lachen gedacht.
    Mit zwei Schritten war er bei Rola, hielt sie fest, damit die Hand seine Lebenspartnerin nicht in die dunkle Kuhle reißen konnte. Wäre das geschehen, hätte der Südstaatler alle Rücksicht auf seinen Freund Laertes vergessen. Dann hätte es nur noch die Sicherheit Rolas gegeben - sonst nichts mehr.
    Doch das geschah nicht. Im Gegenteil - die Hand verschwand nur Sekunden später wieder. Van Zant handelte. Er war sich nicht sicher, ob er jetzt die richtige Entscheidung fällte, doch er verließ sich auf seinen Instinkt. Er hob Rola auf seine Arme.
    Gräber, wohin er auch sah, wandernde Bewusstseinsinhalte… durchgeknallte Engel, die sich selbst als die schlimmste Plage des Universums bezeichneten und sich den Spider unter den Nagel reißen wollten. Es reichte! Er hoffte, dass Laertes erreicht hatte, was er erreichen wollte. Doch zunächst zählte jetzt Rolas Sicherheit.
    Und die war auf dieser merkwürdigen Welt allerhöchstens im Inneren des Spiders gewährleistet. Genau dorthin würde er mit Rola nun gehen. Doch dann stutzte er: Die Zombie-Kiste war noch nicht beendet, wie es schien. In dem offenen Grab wurde plötzlich ein humanoider Körper sichtbar, der sich bemühte,

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