092 - Da lacht der Satan
und ich fahre hinterher.
Dann regeln wir auf dem Parkplatz schnell den Blechschaden, in Ordnung?"
„Gut", sagte Marty nach kurzem Überlegen.
Er setzte sich ans Steuer des Buick. Sandra Harker zögerte. Die schwarze, undurchsichtige Wand flößte ihr Angst ein. Sie winkte Marty zu, allein loszufahren, und er nickte.
Er hatte den Motor nicht abgestellt, löste jetzt die Handbremse und fuhr an. Der chromblitzende Buick Riviera rollte auf die schwarze Wand zu, der Kühler bohrte sich hinein, Dann blieb der Wagen auf der Stelle stehen. Der Neger, der gleichfalls in seinen Wagen eingestiegen war und knapp hinter Marty Robinson fuhr, schimpfte.
„Was ist denn das schon wieder? Warum fährt der Idiot nicht weiter?"
Er begriff es, als Marty Robinson zu schreien begann. Marty zuckte auf seinem Sitz, als rasten Zehntausend-Volt-Stromstöße durch seinen Körper. Dann quoll Rauch unter der Kühlerhaube hervor, und im nächsten Moment flog sie hoch, und Flammen loderten empor. Es gab einen dumpfen Knall.
Der elegante Neger stieß rasch von dem in ein Feuer gehüllten Buick zurück. Er war aschgrau im Gesicht, als er ausstieg. Wäre er ein paar Sekunden früher aus der Tiefgarage gefahren, wäre er in die schwarze Barriere geraten.
Sandra Harker preßte die Hände vor den Mund. Ihre Augen waren weit aufgerissen.
Mrs. Schuyler-Askins telefonierte schon seit über einer Stunde von ihrem Hotelzimmer im „Atlantic Palace", aus mit ihrer Freundin Sarah Miles auf der anderen Seite des Central Parks. Mrs. Miles besaß dort eine hübsche Eigentumswohnung in einem Apartmenthaus. Mrs. Schuyler-Askins hatte Mrs. Miles erst am Vortag gesehen, aber es gab schon wieder genügend zu Klatschen. Sie sprachen über gemeinsame Bekannte, über Skandale und Skandälchen, über die Eigenheiten ihrer diversen geschiedenen Ehemänner und schließlich über ein Rezept für Kirschauflauf.
„… danach bei kleiner Hitze eine Dreiviertelstunde im Ofen ziehen lassen", sagte Mrs. Schuyler- Askins. „John D., mein dritter Mann, war ganz verrückt nach diesem Auflauf."
„Allerdings auch nach seiner Chefsekretärin und dem Bourbon." Mrs. Miles kicherte.
Ersteres Faible hatte John D. Askins die Scheidung eingebracht, letzteres den Tod durch Leberzirrhose im Alter von dreiundfünfzig Jahren. Mrs. Schuyler-Askins, zuvor schon in zwei Scheidungen erprobt und von cleveren Anwälten beraten, hatte gegen diese Entwicklung nichts einzuwenden gehabt. Sie erhielt auch noch heute, drei Jahre nach John D.'s Ableben, ihre Tantiemen aus dem Askins-Vermögen. Mrs. Schuyler-Askins war eine Frau von fünfzig Jahren. Wenn man nicht zu genau hinsah, konnte man sie dank einiger Gesichtsliftungen und Schönheitsoperationen für Ende Dreißig durchgehen lassen.
Etwas bewog sie, auf die Uhr zu sehen. Es war zehn Uhr elf.
„Ich glaube, wir müssen jetzt Schluß machen, meine Liebe", sagte sie. „Um elf Uhr habe ich einen Termin beim Psychiater."
„Du gehst zu Dr. Dexter, ja? Nun, er mag ein fähiger Mann sein, aber mit meinem Psychiater, Dr. Merriwether, kann er es nicht aufnehmen. Wie der mir meinen Frustrationskomplex analysiert hat, ist unwahrscheinlich. Diese Geistesschärfe, diese Tiefe… Aber ich will dich jetzt nicht länger aufhalten. Wir sehen uns um sechzehn Uhr bei Saks' in der Cocktaillounge?" „Saks" war ein bekanntes Kaufhaus für die Oberschicht in der Fifth Avenue.
„Aber natürlich, meine Liebe!" sagte Mrs. Schuyler-Askins. „Doch ich muß jetzt wirklich…"
Sie brauchte nicht mehr Schluß zu machen. Etwas machte Schluß mit ihr - für immer. Urplötzlich war die Verbindung unterbrochen, genau um zehn Uhr zwölf. Etwas schlug mit Urgewalt in Mrs. Schuyler-Askins Gehirn ein.
Der Schmerz zuckte durch ihren Körper, verzerrte ihr gepflegtes Gesicht zu einer Grimasse. Der magische Schock zerschmetterte ihre Psyche und tötete sie auf der Stelle.
Mrs. Schuyler-Askins sank tot neben dem Telefon zu Boden.
Lyndon Shrubman gab sich äußerlich ungerührt, aber innerlich schwitzte er Blut und Wasser. Er saß an der Stirnseite des langen Tisches in einem der Konferenzzimmer im ersten Stock des „Atlantic Palace Hotels". Ihm zur Seite saßen seine beiden Anwälte. Außerdem waren da dreißig Leute, Männer und Frauen, die Einlagen in seine Privatbank gemacht hatten. Diese Privatbank stand kurz vor der Pleite. Lyndon Shrubman störte das nicht, denn sein Geld war in Sicherheit. Aber er sah jetzt ein, daß es ein Fehler gewesen war, sich von
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