092 - Da lacht der Satan
Striker.
„Mann!" sagte er erschüttert, als er wieder aufstand, und schob sich die Mütze in den Nacken. „Der Bursche hat keinen heilen Knochen mehr im Leib. Sein Gesicht fehlt, und er hat kein Blut in den Adern. Wie ist das passiert?"
Er wandte sich mit der Frage an die Umstehenden.
„Er ging auf das Hotel zu", antwortete ein baumlanger junger Mann. „Dann schrie er, und es sah so aus, als rüttele ihn etwas durch. Danach fiel er um, und seitdem liegt er hier. Niemand hat ihn angefaßt."
Pattern drehte sich um, legte den Kopf in den Nacken und schaute an dem geisterhaften grauen Gebilde hoch, das die Höhe eines vierzigstöckigen Hochhauses hatte.
Auf der Fifth Avenue war jetzt der Verkehr zusammengebrochen. Ständig strömten neue Zuschauer herbei. In allen Gebäuden, von denen aus man das Geisterhotel sehen konnte, standen Menschen an den Fenstern.
Die Stadtverwaltung, Zeitungen, Rundfunk- und Fernsehgesellschaften, Polizei, Feuerwehr, die Nationalgarde, die Armee und sogar die Luftwaffe wurden mit Anrufen bombardiert.
„Ich will erst mal das Revier benachrichtigen", sagte Pattern, den zwanzig Jahre Polizeidienst gelehrt hatten, sich nicht vorzudrängen. „Du hältst die Leute zurück, Paul!"
Das war nicht nötig. Maxwell Strikers Tod hatte genügt. Dennoch wurde es jetzt wieder kritisch, denn von hinten drängten Neugierige nach, weil sie nichts sehen konnten.
„Moment, Bill!" sagte der stämmige, krausköpfige O'Rourke. „Ich will etwas ausprobieren."
Er nahm seinen Schlagstock vom Gürtel, streckte ihn vor und ging auf das Hotel zu; dabei bewegte er den Schlagstock hin und her. Pattern und die Zuschauer in den vordersten Reihen sahen gespannt zu.
Zuerst geschah nichts. Aber dann hatte O'Rourke die Stelle erreicht, wo das Baldachindach vor dem Hoteleingang begann. Es sah aus, als würde sich sein Hartholzschlagstock in der Luft verbiegen und von einer unsichtbaren Kraft hin und her gerüttelt werden. Er vibrierte rasend schnell.
Patrolman O'Rourke stieß einen gellenden Schrei aus und taumelte zurück. Seine rechte Hand war plötzlich blutüberströmt. Er stöhnte.
Der Schlagstock zerfaserte, und die Überreste fielen zu Boden.
Sanitäter drängten sich durch die Menge. Ein Unfallwagen stand weiter hinten, ein Stück hinter dem Streifenwagen von Pattern und O'Rourke. Es waren drei weißgekleidete Sanitäter. Zwei trugen eine Bahre.
„Um den da braucht ihr euch nicht mehr zu kümmern", sagte Pattern, als der vorderste Sanitäter auf den toten Maxwell Striker sah. „Aber meinen Kollegen müßt ihr verarzten." Er wandte sich an die Menge. „Wenn ihr nicht lebensmüde seid, Leute, bleibt dem Bau da fern! Verstanden?"
Die vordersten Zuschauer nickten. Sie mußten sich gegen den Druck von hinten stemmen.
Pattern legte die Hände als Schalltrichter an den Mund.
„Geht zurück, Leute, sonst gibt es ein Unglück! Hier ist eine Barriere, deren Berührung tödlich ist. Ihr werdet alle sterben, wenn ihr nicht vernünftig seid!"
Der Druck ließ kaum nach. In der Mitte der Zuschauermenge schrien Leute, weil sie beinahe zerquetscht wurden.
Pattern drängte sich durch die Menge, während die Sanitäter sich um den wimmernden O'Rourke kümmerten. Er mußte sein Revier und das Polizeipräsidium von Manhattan verständigen. Was mit dem „Atlantic Palace Hotel" los war, wußte Sergeant Bill Pattern nicht, aber es handelte sich hier eindeutig um einen Katastrophenfall, denn im Hotel befanden sich viele hundert Menschen. Hier spielte sich vielleicht das größte Verbrechen ab, das New York je erlebt hatte.
Dorian Hunter befand sich seit zwei Tagen in New York. Er wohnte mit Magnus Gunnarson und dem Cro Magnon Unga im „Ramada Inn Hotel" am Madison Square Park. Sie hatten drei Einzelzimmer in der achten Etage.
Dorian schaute an diesem Morgen mißgelaunt auf das Gewimmel der Madison Avenue hinab. Er fragte sich, ob er recht daran getan hatte, nach New York zu kommen.
Nach dem Abenteuer auf der Paradiesinsel, wo sie die Wiedererweckung Luguris nicht hatten verhindern können, war Dorian mit seinen Gefährten zum Castillo Basajaun in Andorra zurückgekehrt. Er zerstritt sich mit Coco Zamis, die ihm nicht verzeihen konnte, daß er den Zyklopenjungen Tirso im Kampf gegen die Dämonen eingesetzt hatte. Auch mit der übrigen Besatzung von Castillo Basajaun kam Dorian nicht mehr so aus wie früher. Was diese Leute redeten, erschien ihm banal; sie schienen einfach nicht in seinen neuen großen
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