Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
092 - Der Herr des Schreckens

092 - Der Herr des Schreckens

Titel: 092 - Der Herr des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Earl Warren
Vom Netzwerk:
mehr.“
    Hier irrte der Kommissar. Die Obduktion sollte nur neue Rätsel aufwerfen und entsetztes Erstaunen hervorrufen.
    „Wir werden unser möglichstes tun“, sagte der Kommissar, als er sich von Professor Dulac verabschiedete. „Eine Großfahndung ist bereits eingeleitet. Wenn dieser Taschmosch und der andere Mann, der trotz Boxhieben ins Gesicht und einer Kugelwunde am Arm angeblich nicht blutete, noch in Paris sind, können sie uns nicht entkommen. Sie, Professor, stehen bis auf weiteres unter Polizeischutz.“
    Robert Arvois war vor dem Professor von Kommissar d’Estienne vernommen worden und hatte das Haus bereits verlassen. Professor Dulac blieb in seiner Wohnung zurück, nervös und verwirrt.
    Die Großfahndung über den gesamten Großraum Paris förderte am späten Nachmittag auf einer Müllkippe die Leiche des pockennarbigen algerischen Taxifahrers zutage. Sein Gesicht war gräßlich verzerrt, aber Spuren von Gewaltanwendung waren an seinem Körper nicht zu erkennen.
    Der Algerier konnte nicht mehr reden.
     

     

Kurz vor 18.00 Uhr erhielt Professor Dulac einen Anruf von der Pathologie. Er wurde gebeten, sofort zu Kommen. Es ging um das ungeschlachte, grauhäutige Geschöpf, das von dem Polizisten erschossen worden war. Robert Arvois war kurz vor dem Anruf wieder in der Wohnung Professor Dulacs erschienen.
    Er begleitete den Professor, und auch einer der beiden Polizisten, die den Professor beschützen sollten, ließ es sich nicht nehmen, mitzukommen. Die drei Männer fuhren mit dem Auto des Professors zur Polizeipräfektur.
    Im Keller eines Nebengebäudes befand sich die Pathologische Abteilung der Kriminalpolizei. Ein Arzt im weißen Kittel erwartete den Professor bereits. Der Polizist blieb im Korridor auf einer Bank zurück, wo er zigarettenrauchend und zeitunglesend geduldig wartete.
    Der Arzt führte Dulac und Arvois durch die langen, kahlen Gänge.
    „Hier ist der Obduktionsraum“, sagte er schließlich.
    Im kühlen Obduktionsraum lagen auf drei Tischen unter Laken verborgene Gestalten. Am mittleren Tisch stand eine Gruppe von fünf Ärzten. Sie waren in eine erregte Diskussion vertieft, und Dulac und Arvois vernahmen Worte wie: „Unglaublich“ und „völlig ausgeschlossen. Ein Spuk!“
    Der Arzt, der sie hergeführt hatte, zog das Laken von der reglosen Gestalt. Im grellen Lichtschein der auf den OP-Tisch gerichteten Lampen sah Arvois das graue, abstoßende Gesicht des Golems.
    Der Schädel und Leib der Kreatur waren geöffnet worden. Arvois wollte seinen Augen nicht trauen.
    Das Wesen auf dem Operationstisch hatte kein Gehirn, sondern das Innere seines Kopfes war mit einer grauen, zähflüssigen Masse angefüllt gewesen, deren größter Teil sich jetzt in einer Schale befand.
    Der geöffnete, von Klammern, Haken und Stiften auseinandergehaltene Körper enthielt zwar Knochen, aber keine Eingeweide oder inneren Organe. Statt dessen waren Leib und Brustkasten mit einem modrig riechenden grauen Brei angefüllt.
    Professor Dulac drehte völlig verblüfft mehrmals die Spitzen seines gezwirbelten Schnurrbarts und schüttelte den Kopf. Er kniff die Augen zu und öffnete sie wieder, aber der Anblick blieb der gleiche.
    Er wandte sich an die Ärzte.
    „Was, in aller Welt, ist das für ein Wesen?“
    „Wenn wir das wüßten“, antwortete der Leiter der Pathologie, ein großer, schlanker Vierziger von militärischem Aussehen. „Mir ist es unerfindlich, wie ein solches Geschöpf hat leben und sich bewegen können. Das spricht allen Erkenntnissen und Gesetzen der Medizin und der Naturwissenschaften Hohn. Wenn nicht die vielen Zeugenaussagen das Gegenteil bewiesen, würde ich sagen, hier handelt es sich um einen dummen Scherz oder einen Irrtum. Ein solches Wesen kann nicht gelebt und einen Totschlag an einem Polizisten begangen haben. Und doch ist das geschehen.“
    „Kann es … kann es vielleicht hier in der Pathologie irgendwie vertauscht worden sein?“ fragte Arvois. „Oder haben Sie etwas daran gemacht oder verändert?“
    „Monsieur“, antwortete der Leiter der Pathologie, „ich möchte annehmen, daß diese Fragen Ihrer Verwirrung entspringen. Eine Antwort darauf erspare ich mir.“
    „Entschuldigen Sie“, sagte Arvois. „Ich dachte…“
    „Schon gut. Noch erstaunlicher als die unvorstellbare Anatomie dieser Kreatur ist etwas anderes.“
    Der Leiter der Pathologie nahm eine zerschlagene goldene Kapsel und einen zerfetzten Zettel zur Hand, die neben dem monströsen Leichnam auf

Weitere Kostenlose Bücher