092 - Der Herr des Schreckens
Professor und den Mann, der niedergeschlagen worden war, aus dem Abteil. Ein paar Fahrgäste musterten neugierig die kleine Gruppe, stiegen dann ein und die Metro fuhr davon.
Der Kontrolleur hatte den Zugführer verständigt, daß er sich um einen Zwischenfall kümmern müsse und später wieder zusteigen werde. Arvois und der Kontrolleur brachten den noch immer benommenen älteren Fahrgast, der die Pranken des Golem zu spüren bekommen hatte, und den Professor zur Erste-Hilfe-Station.
Dort wurde der ältere Mann, versorgt, während man für Professor Dulac nichts tun konnte. Äußerlich fehlte ihm nichts, aber er befand sich in einer Trance, die ihn unansprechbar machte. Er war zu keiner selbständigen Handlung fähig.
Robert Arvois bestand darauf, den Professor zum Hospital Baudelocque zu bringen. Der Kontrolleur, der Notarzt und die beiden Sanitäter der Erste-Hilfe-Station wußten keinen besseren Rat und stimmten zu. Der Kontrolleur nahm Professor Dulacs Personalien und die von Robert Arvois auf. Er befragte Arvois zu der Schlägerei in der Metro.
„Keine Ahnung, wie es dazu kam“, antwortete der rothaarige junge Mann. „Es ist mir unerklärlich, was diese beiden merkwürdigen Gestalten von Professor Dulac wollten. Soweit mir bekannt ist, hat er keine Feinde. Vielleicht waren es Demonstranten einer obskuren Interessengruppe oder irgendwelche Fanatiker.“
„Die beiden sahen aus, wie aus einem Horrorfilm entsprungen“, sagte der kleine, spitzbäuchige Kontrolleur und schauderte nachträglich. „Ihre Namen habe ich für alle Fälle, falls diese Sache ein Nachspiel haben sollte. Bringen Sie den Professor zur Klinik. Hoffentlich kann man ihm dort helfen. Er kommt mir vor wie ein Schlafwandler.“
Robert Arvois verließ mit Professor Dulac, der ihm willenlos folgte, die Erste-Hilfe-Station. Arvois fuhr mit dem Professor die Rolltreppe hoch zum Mittelgeschoß. Hier stieg er in die Linie der S-Bahn um, die am Jardin du Luxembourg endete.
Im S-Bahn-Abteil musterte Robert Arvois die übrigen Fahrgäste genau und mißtrauisch. Doch er konnte niemanden entdecken, der ihm besonders verdächtig vorkam.
Professor Dulac saß Arvois mit steinernem, unbewegtem Gesicht gegenüber, steif aufgerichtet, den Blick starr. Sein Geist und sein Wille waren durch das bläuliche Pulver des Lönchen ausgeschaltet.
Als Robert Arvois im Hospital Baudelocque den Fall erklärt und die Anmeldeformalitäten erledigt hatte, kam Professor Dulac von selbst wieder zu sich. Verblüfft sah er sich im Treppenhaus des Krankenhausgebäudes um, in dem er sich befand. Robert Arvois war mit dem Professor gerade unterwegs zur Station für Innere Medizin, wo er sich an einen Dr. Melassel wenden sollte.
„Wo bin ich?“ fragte der Professor erstaunt. „Wie komme ich hierher?“
„Woran können Sie sich noch erinnern, Professor?“ stellte Arvois eine Gegenfrage.
„Dieser bleiche Asiate blies mir ein bläuliches Pulver ins Gesicht, von da an weiß ich nichts mehr.“
Arvois erzählte dem Professor nun die Geschehnisse. Dulac war ein wenig verwirrt, aber er brachte den Zwischenfall sofort mit dem Besuch Taschmoschs am frühen Morgen in Verbindung.
„Gehen wir“, sagte er ärgerlich. „Hier habe ich nichts verloren. Die Wirkung des Hypnosepulvers ist abgeklungen, und es besteht keine Gefahr mehr, ich brauche keinen Arzt.“
„Jetzt sind Sie bei Dr. Melassel angemeldet“, sagte Arvois.
„Dann melden Sie mich eben wieder ab.“
Dulac verließ das Hospital Baudelocque. Arvois gab bei der Anmeldung eine kurze Erklärung ab, daß eine Behandlung Professor Dulacs nicht mehr erforderlich sei, und entzog sich weiteren Fragen, indem er einfach davonging.
Vor dem Krankenhaus holte er den Professor ein.
„Werden Sie heute noch zur Vorlesung gehen, Professor?“ fragte Arvois, denn es war schon weit über die Zeit.
Dulac schüttelte den Kopf.
„Nein, ich sage ab. Ich fahre nach Hause, denn ich muß verschiedenes überlegen.“
Arvois bestand darauf, den Professor zu begleiten. Dulac stimmte schließlich brummig zu, nachdem er mehrmals erklärt hatte, er sei kein kleines Kind und brauche keine Amme.
Von einer Telefonzelle aus rief Professor Dulac die Sorbonne an und erklärte, er fühle sich nicht wohl und seine Vorlesungen müßten leider ausfallen. Dulac und Arvois fuhren mit der S-Bahn und der Metro zurück.
Als sie die Rue de la Durance erreichten, war es kurz nach 11.30 Uhr.
Das alltägliche Treiben auf den Straßen und
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