092 - Die Todesbucht von Cala Mordio
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Larry Brent alias X-RAY-3 stockte der Atem .
Die Bucht, in
die er aus der Höhe sehen konnte, war voller Menschen.
Wilde,
verwegene Gestalten, mit Krummsäbeln, Dolchen, langläufigen Pistolen oder gar
Gewehren in der Hand, liefen grölend durch die Nacht.
Piraten . . .
In der Bucht
schaukelten vertäut zwischen den Felsen mehrere Beiboote. In der Ferne,
jenseits des Zugangs zur Bucht, sah man die dunkle Silhouette eines
Dreimasters. Das Schiff sah aus wie der »Fliegende Holländer».
Die kleine
Bucht war erfüllt vom Lachen und Grölen der wilden Gesellen, von den Schreien
der Menschen, die sie aneinandergekettet hatten und
zum Boot führten”.
Viele wehrten
sich gegen die Entführung.
Aber das
nutzte ihnen nichts.
Sie wurden
von den muskulösen, braungebrannten, verwegen und bärtig aussehenden Gestalten
erbarmungslos niedergeknüppelt.
Flackernder
Fackelschein erhellte die schmale Bucht.
An der
äußersten Landzunge, wo das größte Beiboot des Dreimasters angelegt hatte,
stand ein Mann, der alle anderen um Haupteslänge überragte.
Er war ganz
in Schwarz gekleidet, trug die schwarze, hohe Mütze eines französischen
Fregatten-Offiziers, die er irgendwann mal im Kampf erbeutet hatte, und hielt
seinen Krummsäbel geschwungen.
»Warum macht
ihr euch die letzten Minuten eures Lebens noch so schwer ?« höhnte er mit markiger Stimme und lachte, daß es schaurig durch die Bucht und
die Nacht klang. »Ihr hättet eben schneller sein und davon- laufen müssen, ehe
meine Leute kamen und in eure Hütten drangen . . .« Jedes einzelne Wort war deutlich zu verstehen. Der Piraten-Käpt’n sprach
spanisch. Einige Brocken klangen altmodisch und hatten mit den heute
gebräuchlichen Worten kaum oder nur noch entfernte Ähnlichkeit.
Der Pirat
sprach in der Manier des 17. Jahrhunderts.
»Mir ist noch
nie jemand entkommen, den ich für die Opfernächte auserkoren habe. Freut euch, Señores, daß
ihr das Glück habt, Käpt’n Mordio zu begegnen.
Eure Namen
werden in meinem Buch unauslöschlich vermerkt werden. Wenn ihr schon lange
nicht mehr seid, wird man noch von euch sprechen - und von meinen Taten. Ihr
solltet mir dankbar sein, daß meine Leute in euer Dorf gekommen sind, um euch
abzuholen. Alle Frauen und Mädchen bringt auf mein
Schiff. Das Meerungeheuer wird die Gaben dankbar annehmen. Die Männer bringt auf den spitzen Felsen. Überprüft ihre Ketten und
bindet Steine an ihre Füße, damit sie nicht mehr auftauchen können .«
Die
Spießgesellen des gnadenlosen und unmenschlichen Piraten- Käpt’ns jubelten und trieben ihre Gefangenen auf die Boote zu.
Aus der Höhe
erkannte Larry, daß viele Frauen in die Hände der rauhbeinigen Kerle geraten
waren.
Die meisten
waren im Bett vom Auftauchen der Piraten überrascht worden. Viele Frauen trugen
nur Nachtgewänder, andere waren nackt, weil die Hemden ihnen von den Horden des
Käpt’n Mordio vom Leib gerissen worden waren.
Das Jammern
und Schreien war groß, als die Gefangenen in die Boote gezerrt wurden. Wer sich
dagegen wehrte, bekam die Peitsche zu spüren.
Die ersten
Boote legten ab.
Das Boot; in
dem Mordio mit gezücktem Säbel aufrecht stand, führte die kleine Armada an.
Ein Teil der
Piraten blieb als Wache auf dem felsigen Strand zurück.
Die Boote mit
den Frauen, Mädchen und Männern, die aus einem nahen Fischerdorf entführt
worden waren, glitten den bizarren Felsformen entgegen, die den Eingang der
Bucht flankierten.
Es war die
Bucht, in die Larry Brent zusammen mit Carmen Gonzales gekommen war.
Der schmale
Fußpfad, der von der anderen Seite um die vorspringende Felsnase herumführte,
war von diesem aus losen Steinen zusammengefügten Haus nicht zu sehen.
Dafür hatte
man einen besseren Blick auf die gesamte Innenseite der Bucht, die langgezogen
und schmal vor seinen Augen lag.
Das Haus in
den Felsen stand an exponierter Stelle, und sie schien zur Beobachtung
offensichtlich geschaffen worden zu sein.
Die Dinge
liefen in einer seltsamen Dichte und Eile ab. Larry kam es so vor, als wären
die Szenen im Zeitrafferverfahren zusammengefaßt.
Was er sah,
konnte eigentlich nicht so geschwind geschehen, und so war er der Überzeugung,
daß er hier in diesem seltsamen Raum eine Halluzination erlebte und nicht die
Wirklichkeit.
Er wurde
Zeuge einer Szene aus dem frühen siebzehnten Jahrhundert, als es den
mitleidlosen und menschenverachtenden Käpt’n Mordio noch gab.
Er hatte sich
mit höllischen Kräften vereint, aus welch
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