092 - Die Todesbucht von Cala Mordio
unerfindlichen Gründen auch immer.
Er brachte
Menschenopfer dar, um diese Kräfte zu zähmen und in seinem Sinn zu steuern.
Die Dinge,
die vor drei Jahrhunderten die Menschen in diesem Landstrich in Atem gehalten
hatten, wurden für den Mann aus New York in diesen Sekunden noch mal lebendig.
Daß er es
sehen konnte - davon war er überzeugt -, hing auch mit dem Leben und den Taten
jenes mordgierigen, berühmt-berüchtigten Piraten-Kapitäns zusammen.
Jedes
Ereignis hinterließ seine Spuren, und an bestimmten Orten und in Häusern, auf
denen ein Fluch lastete, wurden blutige Tage immer wieder lebendig.
So kamen
Geister- und Spukerscheinungen zustande.
Ruhelose und
gequälte Seelen schufen Verwirrungen und sorgten für Verwicklungen im Dasein
der Lebenden.
Käpt’n Mordio
und seine Spießgesellen gehörten zu jener Kategorie der ruhelosen Seelen und
die Geister der ermordeten Menschen ebenfalls.
Die wilden
Flüche der zum Tod Verurteilten hallten durch die Bucht. Mordio wurde
tausendfach verflucht, er lachte dazu und schien sich in den Flüchen und
Drohungen, den Verwünschungen und verzweifelten Bitten zu sonnen.
Er kannte
keine Gnade. Nicht umsonst nannte man ihn den >Töter< . . .
Die Boote
hatten die angegebene Fels spitze erreicht und legten
dort an.
Die aneinander
gefesselten Männer wurden, wie Mordio es verlangte, auf den zerklüfteten
Felsbrocken gezerrt.
Piraten
banden schwere Steine an die Füße der Unglücklichen und stießen die mit Ketten
Gefesselten in die Tiefe.
Schreie
hallten durch die Luft.
Wasser
spritzte hochäuf , jjnd die
ersten Männer aus einem namenlosen Fischerdorf tauchten unter.
Insgesamt
sieben Gefaiigerre verloren auf diese Weise ihr
Leben.
Noch mal so
viele Mädchen und Frauen befanden sich in den Booten, rissen an ihren Fesseln
und schrien ihre Verzweiflung, Angst und Bitten in die Nacht.
Mordio, der
Grausame, hatte jedoch kein Ohr für ihr Flehen.
Die Beiboote
glitten auf die offene See hinaus.
Wieder gewann
Larry den Eindruck von der gerafften Zeit.
In wenigen
Sekunden schienen die Boote den Weg von der Felsspitze bis zu dem weitab vor
Anker liegenden Piratenschiff zurückzulegen.
Der Eindruck,
alles wie im Film zu erleben, wurde noch gewaltiger, als die Bucht, in die
X-RAY-3 eben noch meinte, geblickt zu haben, plötzlich nicht mehr zu sehen war.
Die offene
See lag vor seinen Augen und das Piratenschiff direkt vor ihm.
Es war ein
gewaltiges Schiff mit hohen Aufbauten und mächtigen Geschützständen. Am
mittleren Mast wehte das Piratenbanner, auf schwarzem Untergrund der weiße,
grinsende Totenschädel, darunter zwei gekreuzte Knochen.
An Bord
hielten sich außer zwei Deckwachen keine weiteren Besatzungsmitglieder auf.
Sämtliche
Öllampen und viele Fackeln wurden angezündet, und das flackernde Licht
spiegelte sich auf der kaum bewegten, dunklen Oberfläche des Meeres, auf den
verschwitzten Visagen der Piraten und den totenbleichen Gesichtern der
gefesselten Frauen und Mädchen.
Käpt’n Mordio
begab sich zuerst an Bord und wartete die Ankunft seiner Horde und der
Gefangenen ab.
Genau
dreizehn Piraten von der übelsten Sorte umstanden ihren Käpt’n im Halbkreis und
hielten in der einen Hand ihre Säbel, in der anderen die blakenden Fackeln.
Mordiostand hochaufgerichtet am Bugspriet und reckte die Arme in die Höhe.
»Geist der
sieben Meere«, rief er mit dröhnender Stimme. »Bisher hast du mich verschont
vor Schiffbruch und Orkan, und du hast dafür gesorgt, daß unsere Truhen stets
reich gefüllt waren mit Gold und Geschmeide. Wir waren immer zufrieden mit
unseren Beutezügen. Auch du sollst mit uns zufrieden sein. Was du von uns
forderst, werden wir dir geben. Schick’ uns deine Bestie, und wir werden ihr
geben, was ihr gebührt. «
Da kam Sturm
auf.
Über dem
Schiff ballten sich die Wolken zusammen.
Der Wind
pfiff und heulte um die Rahen, die Sterne erloschen, und die Luft wurde
tintenschwarz.
Um
so unheimlicher und gespenstischer wirkte der Schein der blakenden Fackeln, die
der Wind nicht ausblies.
Das Meer
rauschte, und mächtige Brecher klatschten gegen den Rumpf. Gischt spritzte
zwanzig Meter hoch in die Luft und rieselte auf die an Bord befindlichen
Menschen herab.
Das Meer
unmittelbar vor dem Piratenschiff schien sich aufzubäumen. Etwas kam daraus
hervor.
Wie eine
schwarze, schwammige Insel sah es aus.
Sie
entwickelte sich zu einem wahren Berg.
Ein
ausgewachsener Wal, den man heute als Gigant der Weltmeere bezeichnet, war
klein
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