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092 - Piraten im Nordmeer

092 - Piraten im Nordmeer

Titel: 092 - Piraten im Nordmeer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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fernen Landän lebten. Die Überlebenden der großen Bunker waren im Gegensatz zum Rest der Erdbewohner nicht in ihrer Entwicklung zurückgefallen, nachdem ein riesiger Komet die Erde getroffen und Zerstörung und eine Jahrhunderte lange Eiszeit gebracht hatte.
    Er wusste auch als einer der wenigen Menschen dieser Zeit, dass der Komet in Wahrheit ein bemanntes Raumfahrzeug gewesen war, dessen Insassen sich nun seit über fünfhundert Jahren auf der Erde aufhielten und offenbar bestrebt waren, sie in Besitz zu nehmen. Dieses Wissen galt es so schnell wie möglich dorthin zu tragen, wo noch Zivilisation existierte und eine Abwehr organisiert werden konnte: in die alte britische Hauptstadt.
    Der Name des weißhaarigen Albinos war Rulfan. Sein Vater hatte fast vierhundertfünfzig Jahre nach dem Kometeneinschlag als Angehöriger eines Expeditionskorps aus dem heutigen Britana auf den Kontinent übergesetzt, um die Lage in jenen Ländern zu erkunden, die mehr noch als die Insel von der Druckwelle des Kometeneinschlags betroffen waren.
    Sir Leonard Gabriel hatte nicht nur wissenschaftliche Erkenntnisse mit nach Hause gebracht, sondern auch einen rotäugigen Jungen mit schlohweißem Haar.
    Er hatte nie erzählt, wie die Befruchtung der Barbarin, in die er sich auf seiner Reise verliebt hatte, vonstatten gegangen war.
    Tatsache war bis heute, dass alle Bunkermenschen Schutzanzüge tragen mussten – eine Folge der Immunschwäche, von der sie nach den langen sterilen Isolation betroffen waren. Rulfans Privileg, als Einziger der Community ohne Anzug auszukommen, hatte ihn zu einem Außenseiter gemacht.
    Nicht zuletzt deshalb war er als Erwachsener dorthin zurückgegangen, wo sein Erzeuger damals für fast zwei Jahre gelebt hatte, in einer Stadt am Rhein.
    Rulfan war achtundvierzig Jahre alt. Auf dem europäischen Kontinent, seinem bevorzugten Arbeitsgebiet, wurde er
    »Rulfan von Coellen« genannt. Boronin, der bärbeißige, einäugige Kapitän der Genosse Troozki, nannte ihn respektvoll
    »Syr«, was wohl damit zu tun hatte, dass die Hafenstadt Nydda, in der er lebte, die einzige englischsprachige Ortschaft im Land der Russen war und er vermutlich von amerikanischen Erdölarbeitern abstammte.
    Dass Boronin bereit gewesen war, Rulfan und seinen Begleiter mit nach England zu bringen, war ein Geschenk des Himmels, denn auf dem Kontinent war nach Commander Drax’ legendärem Fauxpas in einer von außerirdischen Eiern wimmelnden Grotte am Kratersee eine gewaltige Armee mutierter Kreaturen auf dem Vormarsch, um für den Frevel Rache zu nehmen.
    Mit anderen Worten: Rulfan und David »Dave« McKenzie, seines Zeichens Astrophysiker und wie Matt Drax aus der Vergangenheit stammend, befanden sich wie der Rest ihrer Gefährten auf der Flucht. Ihr Ziel war es, die Bunker-Communities in London und Salisbury über die Vorgänge am Kratersee und die Gefahr durch die Daa’muren zu unterrichten.
    Nun gab es, wenn man den abergläubischen Seefahrern glauben durfte, auch auf dem Meer Gefahren zuhauf, zum Beispiel Wasserschlangen, anmutige Sirenen, die unvorsichtige Matrosen mit ihrem Gesang in die Tiefe lockten, oder so genannte Stachelrochen, die dicht unter der Wasseroberfläche dahin jagten und urplötzlich Salven von Giftstacheln abfeuerten. Des weiteren wimmelte das Nordmeer angeblich von blutdürstigen und kanibalistischen Piraten, die das Fleisch ihrer Feinde gleich roh verschlangen, und von Shargatoren, einer merkwürdigen Mischung aus Hai und Alligator, die Commander Drax bereits im fernen Amerika erlebt hatte…
    Rulfan löste sich aus seinen Gedanken und kniff die Augen zusammen. Vor ihnen waberte eine dichte Nebelwand. Sein Blick wanderte unwillkürlich zur Brücke des Raddampfers hinauf, um sich zu versichern, dass der Steuermann, der Rudergast, oder wer auch immer dort gerade Dienst hat, nicht schlief und sich der heraufziehenden Gefahr bewusst war.
    Doch die Brücke war leer. Die an der Decke hängenden Öllämpchen beleuchteten zu seiner Verblüffung nur ein mit dünnen Lederriemen am Messingkompass festgezurrtes Ruder.
    Was hatte das zu bedeuten? Rulfan reckte den Hals. Wo war der Mann, der das Ruder, wenn er es schon nicht eigenhändig steuerte, so doch wenigstens bewachte? Schlief er in irgendeiner Ecke seinen Rausch aus? Hatte Kapitän Boronin ihr Leben einem Leichtfuß anvertraut, der sich vielleicht gerade jetzt auf einer Bordschwalbe vergnügte?
    Rulfan grunzte leise. Es konnte nicht angehen, dass die Brücke in einer

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