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092 - Piraten im Nordmeer

092 - Piraten im Nordmeer

Titel: 092 - Piraten im Nordmeer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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frohe Kunde hat uns erreicht!«
    »Ahhh!«, hallte es aus den Reihen der Mannschaft.
    Kapitän Orlands schmale Lippen verzogen sich zu einem Lächeln, doch Laryssa hatte den Eindruck, dass es ihm nicht gut ging. Wenn man ihn genau anschaute, wirkte er blass – und seine Hände zitterten. Er tarnte es, indem er sich bemühte, sie unentwegt zu bewegen. »Ein Kuriervogel unseres Mannes in Nydda«, fuhr Orland fort, »hat uns einen vorzüglichen Tipp gegeben. Wir werden in Kürze fette Beute machen.«
    »Ahhh!«, raunte es erneut auf. Einer der Piraten, ein hagerer Knochen mit einem spiegelblanken Glatzkopf, der Kleidung nach ebenfalls ein Bootsmann, vergaß die Disziplin und rieb sich die Hände. Grimür beäugte ihn missbilligend.
    »Ein Schmuggler aus Nydda ist vor einigen Tagen mit einem Dampfer in See gestochen, um eine Ladung Koox nach Britana zu bringen. Wir kennen seinen Kurs und werden ihn morgen früh kreuzen.« Orland setzte einen sehnsüchtigen Blick auf.
    »Wetzt also eure Klingen und bereitet euch auf eine Schlacht vor. Weggetreten !«
    Die Flybusta stimmten aus rauen Kehlen ein frenetisches Kriegsgeheul an, dann klopften sie einander auf die Schultern, bevor sie sich zerstreuten. Orland war kaum unter Deck verschwunden, als Grimür herumfuhr und mit kehliger Stimme bellte: »Bootsmann Mikael! Zu mir!«
    Der hagere Knochen, gerade im Begriff, seinen Kiff-Beutel zu zücken, verharrte mitten in der Bewegung. Dann drehte er sich um und musterte Grimür mit einem trotzigen Blick.
    Mikael… den Namen hatte Laryssa doch schon mal gehört?
    Ach ja: Der Mann, dem Ingmor Geld geschuldet hatte.
    »Joh?« Mikael sprach in der nasalen Art der Sveedi. Sein Blick bekundete, dass er Grimür noch weniger leiden konnte als Laryssa.
    »Es heißt nicht Joh, du Tölpel, sondern Ja, Herr«, raunzte Grimür den Glatzkopf an. Er stemmte die Arme in die Seiten.
    »Deine Disziplinlosigkeit stinkt zum Himmel, du elender Koyter! Ich glaube, es wird Zeit, dass ich dir zeige, wie man sich in Gegenwart von Kapitänen und Offizieren zu verhalten hat!«
    Mikael erbleichte zwar ein wenig, aber seine Augen versprühten blanken Hohn. Ob es daran lag, dass er Grimür nicht für einen edlen Menschen hielt oder etwas anderes an ihm nagte, wusste Laryssa nicht zu sagen. Doch eins stand fest: Mikael war ein Mann, in dem unterschwellige Aufsässigkeit kochte. Vermutlich hatte er längst gehört, in welche Lage der Offizier seinen Schuldner gebracht hatte – und nun gab er ihm die Schuld am Verlust seines Geldes. Vielleicht hatte Mikael aber auch gehört, dass der neue Bootsmann Grimür gedemütigt hatte, und wollte sich nicht als Ersatz für seine Wut missbrauchen lassen. Er bleckte die Zähne, beugte sich vor und knurrte gefährlich leise: »Arschloch!«
    Grimürs Gesicht verfärbte sich dunkelrot. Seine Rechte zuckte zum Gürtel und packte den Griff seines Schwertes.
    Mikaels Reaktion kam bewundernswert schnell: Er ließ den Kiff-Beutel fallen. Sein linkes Bein schoss vor und zielte aufs Gemächt des Offiziers, der sich nur mit einem Sprung zurück in Sicherheit bringen konnte. Dann flog die Klinge aus Grimürs Scheide. Dieser Waffe hatte der nur mit einem Dolch bewaffnete Bootsmann nichts entgegenzusetzen.
    Wutschnaubend stürzte sich Grimür auf den Glatzkopf. Seine Klinge durchbohrte die linke Schulter des Widersachers und verhinderte, dass dieser den Dolch ziehen konnte. Dann holte der Erste Offizier weit aus, und ehe Laryssa, die all dies aus einer Entfernung von fünf Metern beobachtete, eine Warnung ausstoßen konnte – die ohnehin nicht geholfen hätte -, ließ er die Schneide seines Schwertes von oben auf Mikaels Kopf krachen.
    Das scharfe Eisen spaltete den haarlosen Schädel. Eine Fontäne roten Blutes spritzte Grimür ins Gesicht und Laryssa vor die Füße.
    Kapitän Orland, der gerade zusammen mit Fuchsgesicht und einem weiteren Flybusta durch eine nur wenige Schritt entfernte Tür an Deck trat, schrie auf, als er das Verhängnis sah, doch Mikael ging schon, an allen Gliedmaßen zuckend, zu Boden.
    »Grimür!«, schrie Orland. »Halt ein!«
    Der Erste Offizier wich zähnefletschend zurück. Er maß den Kapitän mit einem wilden Blick, und Laryssa begriff, dass er ihm die Schuld an dem gab, was gerade passiert war: Laryssa hatte ihn vor aller Augen erniedrigt. Orland und seine Begleiter hatten seine Schande gesehen. Dann hatte der Kapitän zu allem Übel die Frau, die seinen Untergang eingeleitet hatte, auch noch an Bord

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