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092 - Piraten im Nordmeer

092 - Piraten im Nordmeer

Titel: 092 - Piraten im Nordmeer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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Laryssa gern etwas Festes zu sich genommen, doch nun galt es den Schein zu wahren und die Rolle zu spielen, die den Schwarzbart für sie einnehmen sollte. Dass sein Interesse an ihr groß war, sah sie mit einem Blick: Grimür schätzte sie ab wie eine dressierte Androne. Vermutlich überschlug er schon, was eine Frau ihres Aussehens auf den Meera-Inseln wert war…
    Die Wirtin brachte ihr einen Humpen Meet, und Laryssa prostete den Männern zu. Sie hatte die letzten fünf Jahre in den steinigen Schluchten von Osloo verbracht, wo die Einheimischen einiges vertrugen. Grimür jedoch stammte, wie seine Aussprache verriet, von der Insel Byorn.
    »Wo kommt ihr her, Männer? Von Byorn?«
    Grimür bejahte, doch bevor er dazu kam, Laryssa auszufragen, beugte sie sich gespielt interessiert über den Tisch und verriet ihm und Ingmor, dass sie auf Spizborgh zu Hause war. »Ich bin lange nicht mehr auf den Inseln gewesen«, fuhr sie fort. »Wie ist es jetzt dort? Herrscht der mächtige König Eisenarm noch über euer Volk?«
    Grimür lachte heiser. »Ja, Eisenarm ist unverwüstlich! Schon fünfzig Winter hat er hinter sich, aber er ist noch immer der Schwerenöter, als den man ihn kennt!« Er klopfte auf seine breite Brust. »Vierzig Weiber soll er haben – und seine Kinder sind eine Legion! Wie man hört, stellen seine Ältesten seine unbesiegbare Leibgarde!«
    »Und sein Ruf«, gluckste Ingmor, »ist so schlecht wie der unsere.« Er schaute Grimür an. »Wenn nicht gar noch schlechter!«
    Grimür lachte dröhnend. »Ja, obwohl unser wackerer Kapitän sein Bestes gibt, damit man uns an den Küsten des Nordmeeres fürchtet.« Er prostete Laryssa zu. »Aber nun genug der Fachsimpelei! Erzähl uns von deinen Abenteuern, Froken – und sag mir, ob du für heute Nacht schon einen Bettgefährten hast.«
    Laryssa lachte kehlig und zwinkerte Grimür zu. Von allen Kretins, die mir je begegnet sind, dachte sie, bist du der unverfrorenste. Lieber streichle ich mich selbst, als dich an mein Kätzchen lassen, du Tagedieb. Doch da sie knapp bei Kasse war, passte sie sich den rauen Sitten der Flybusta an und spielte ihnen das Weibchen vor, das nichts als Bewunderung für rohe Kraft und lose Worte empfand. »Wer mich besitzen will«, sagte sie lachend, »muss mich schon unter den Tisch saufen können.«
    »Haha!«, machte Grimür und lachte ebenfalls. »Das soll mir ein Leichtes sein!« Er winkte der Wirtin, die herbei eilte, um aus einer bauchigen Glasflasche nachzuschenken, und bestand darauf, dass auch Laryssa sich am Foydka gütlich tat. »Skoyl!«
    Grimür trank prahlerisch einen großen Schluck. Ingmor machte es ihm nach. Vermutlich wollte er vor ihm glänzen. Laryssa jedoch hob ihren Humpen zwar zum Mund, trank aber nicht.
    Natürlich dachte sie nicht im Traum daran, mit einem – oder gar beiden – dieser Tunichtgute das Lager zu teilen. Ihre Aufforderung, sie unter den Tisch zu trinken, sollte nur dazu dienen, sie noch betrunkener zu machen, als sie schon waren.
    Trunkene Seeleute, das wusste sie aus Erfahrung, waren von Frauen immer leicht in dunkle Ecken zu locken und auszuplündern. Sobald sie erst einmal ihre Beinkleider herabgelassen hatten, war es mit ihrer Lauffähigkeit nicht mehr weit her. Deswegen spornte sie Grimür und Ingmor weiter an.
    Damit die Zeit bis zur Abfüllmarke der beiden Männer schneller verging, forderte Laryssa sie außerdem auf, ihr von ihren Heldentaten zu berichten. Dies taten sie gern, denn ihr Leben wurde von der Faust und dem Entermesser bestimmt.
    Sie hatten eine Menge auf dem Kerbholz, mit dem sie sich schamlos brüsteten: Erst kürzlich war die Sturmbraut zu den steilen Küsten der Skoothen gefahren. Dort hatte man ein Dutzend rothaarige und sommersprossige Frauen geraubt, die am nächsten Tag nach Byorn verschifft werden sollten, wo man sie gegen klingende Münze, Pökelfleisch oder Zwieback einzutauschen gedachte.
    »Wie du sicher weißt, ist das Leben auf den Inseln kein Zuckerlecken«, erläuterte Bootsmann Ingmor. »Deswegen ziehen viele Menschen fort, um ihr Glück auf dem Festland zu suchen, wo die Straßen angeblich mit Gold gepflastert sind und einem die gebratenen Lischetten ins Maul fliegen.«
    Grimür, der inzwischen große Schwierigkeiten hatte, nicht vom Hocker zu fallen, lachte roh und schlug seinem Gefährten auf die Schulter. »Aber keine der skoothischen Frauen, die wir an Bord haben, kann es mit dem Froken aufnehmen, das sich die Ehre gibt, mit uns buhlen…« Sein schleimiger

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