0920 - Insel der Vernichtung
wüstenartig.
Der Flugpanzer setzte sanft auf. Die beiden Antigravtriebwerke schalteten sich aus.
Verna verzichtete darauf, die Umgebung zu erkunden, da sie so schnell wie möglich wieder starten und zu Laire und Pankha-Skrin zurückkehren wollte. Sie begann sofort mit der Arbeit an der Steuerpositronik. Dabei machte sie die verblüffende Entdeckung, daß die Mikroprozessoren verändert worden waren. Unter einem Positronenmikroskop untersuchte sie die Manipulationen. Dabei wurde ihr klar, daß nur Laire so etwas getan haben konnte.
Verna holte aus dem Ersatzteilraum, der neben der Mannschleuse lag, die benötigten Ersatzteile. Es waren Einschübe, die leicht in die Schaltung eingebracht werden konnten.
Als sie die Reparatur beendet hatte, war etwa eine Stunde verstrichen. Verna wollte starten. Unwillkürlich blickte sie auf, um sich noch einmal umzusehen. Es war so dunkel geworden, daß sie nichts mehr erkennen konnte.
Sie stutzte.
Innerhalb einer Stunde sollte der Mond untergegangen sein? Sie konnte es sich nicht vorstellen.
Sie schaltete die Scheinwerfer an. Überrascht fuhr sie zurück. Die Umgebung des Shifts hatte sich total verändert. Der Flugpanzer stand mitten in einem Wald. Dünne Baumstämme, die sie an Palmen erinnerten, umgaben sie. Fingerdicke Äste hatten sich über die Maschine gelegt.
Einige Zweige drückten sich gegen die Panzerplastkuppel. Sie formten eine menschliche Gestalt.
Verna glaubte, sich versehen zu haben. Sie fuhr sich mit den Händen über die Augen und blickte erneut hin. Sie hatte sich nicht geirrt. Die Zweige legten sich so zusammen, daß sich eine humanoide Gestalt ergab.
War das Zufall? Oder signalisierte ihr der Wald, daß er intelligent war?
Verna schaltete die Außenmikrophone ein, und ein eigenartiges Wispern erfüllte den Shift. Es vermittelte den Eindruck von Zartheit und Zerbrechlichkeit.
Die Hände der Robotologin glitten zu den Schaltungen, doch die Finger berührten die Tasten nicht. Verna wurde sich darüber klar, daß sie den Wald zerstören würde, wenn sie den Flugpanzer startete. Es widerstrebte ihr, diese fremdartigen Wesen zu vernichten. Sie fühlte sich durch sie keineswegs bedroht. Daher erhob sie sich und streifte sich einen Schutzanzug über. Sie schloß den Helm und stieg zur Mannschleuse hinab. Am Schott zögerte sie kurz, doch dann öffnete sie die Schleuse.
Zarte Zweige schoben sich ihr entgegen wie suchende Finger. Die schmalen Blätter drehten und wendeten sich, sie rollten sich zusammen und streckten sich.
Verna verließ die Schleuse. Die Gewächse wichen vor ihr zurück und machten ihr Platz. Hinter ihr schloß sich das Schott. Verna stieg auf den Boden hinab. Sie sah, daß die Wurzeln der Bäume sich tief eingegraben hatten.
Vorsichtig ging sie in den Wald hinein. Die Zweige und Äste der Bäume bewegten sich ständig, obwohl nicht der leiseste Windhauch wehte. Die Robotologin bedauerte daß sie so wenig von Kosmopsychologie verstand. Sie wollte mit den Pflanzen reden, sie wollte sich mit ihnen verständigen, um dabei herauszufinden, wie intelligent sie waren, und was sie dazu veranlaßt hatte, den Shift einzukreisen. Sie wußte nicht, wie sie es anstellen sollte. Vorsichtshalber schaltete sie den positronischen Translator ein, damit dieser möglichst viele Informationen sammelte.
Als sie etwa drei Minuten lang gegangen war, erreichte sie den Waldrand. Sie schritt in das öde Land hinaus. Ihre Füße versanken im Sand.
Als die Robotologin sich etwa hundert Meter vom Wald entfernt hatte, drehte sie sich um und blickte zurück.
Der Wald war so dicht, daß sie den Shift nicht mehr sehen konnte. Er hatte einen Durchmesser von etwa dreihundert Metern, und es schien, als leuchte er aus sich selbst. Verna dachte lange über dieses Phänomen nach, bis sie sich endlich daran erinnerte, daß die Scheinwerfer des Flugpanzers noch brannten. Sie vermutete, daß das Licht von den Baumstämmen reflektiert und bis zum Waldrand gelenkt wurde.
Ratlos ließ sie sich in den Sand sinken.
Fraglos interessierten sie die fremdartigen Lebewesen. Sie hätte sich gern intensiv mit ihnen befaßt, doch dazu hatte sie keine Zeit. Sie war auf Terzowhiele, weil sie Laire bei seinem Kampf gegen den Quellmeister beobachten und weil sie verhindern wollte, daß die beiden sich gegenseitig vernichteten.
Sie wußte, daß Pankha-Skrin sich in einer kritischen Situation befand, und sie vermutete, daß er Hilfe benötigte. Sie wußte jedoch nicht, was sie tun sollte. Ihre
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