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0920 - Welt der Stille

0920 - Welt der Stille

Titel: 0920 - Welt der Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Borner
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nicht weit von Mainz entfernt, und doch lagen gut fünfhundert Jahre zwischen damals und dem Jetzt, in dem sie sich nun wiederfanden. Damals in der Zukunft hatte Dandrono sich in Trier als Odin ausgegeben, bis Zamorra und Nicole seinem Treiben ein Ende bereitet hatten. Unsicher, ob sie den rätselhaften Gegner aus der Nebelwelt auch wirklich vernichtet hatten, hatte der Professor seitdem immer mal wieder an ihn gedacht und sich gefragt, welchen wahren Hintergrund er und seine Handlungen in der Moselmetropole wohl gehabt haben mochten.
    Er hatte das Gefühl, den Antworten auf diese Fragen nun näher denn je zu sein. Und er ahnte den Preis, den sie ihn und den Rest der Menschheit kosten mochten.
    ***
    Der Verhüllte lachte leise, und Zamorra lief ein Schauer über den Rücken. Was hatte er Aldebar in der Zukunft gesagt? Chancen waren da, um genutzt zu werden? Nun, er hatte nicht vor, diese Situation verstreichen zu lassen, ohne wenigstens sein Möglichstes gegeben zu haben. Der Meister des Übersinnlichen atmete einmal tief ein, dann drehte er den Kopf und wandte sich erneut Dandrono zu.
    »Wenn ich ehrlich sein soll«, begann er in einem Plauderton, der seiner inneren Anspannung Hohn sprach, »habe ich mich schon lange gefragt, ob wir uns ein weiteres Mal begegnen. Nur… Nun, Sie scheinen sich ein wenig verändert zu haben, Dandrono. Sie wirken schwächer. Geht Ihnen vielleicht die Luft aus?« Verwickle ihn in ein Gespräch , dachte er dabei. Locke so viele Informationen aus ihm heraus, wie du nur kannst. Wissen ist Macht.
    »Falls Sie mich damit beeindrucken wollen, dass es Ihnen gelungen ist, meinen Namen herauszufinden, sparen Sie sich die Mühe.« Gutenbergs neuer Mäzen wirkte sichtlich ungerührt. »Den hätte ich Ihnen schon in Trier genannt, wenn Sie mich danach gefragt hätten. Aber Sie und dieser treudoofe Moselwinzer Bechtel waren ja ganz erpicht von der fixen Idee, dass es sich bei mir um Odin persönlich handeln musste.«
    Zamorra, der dem echten Odin bereits vor langer Zeit begegnet war, widersprach. »Keine Idee, sondern ein Eindruck, den Sie selbst nach Kräften unterstützten, Dandrono. Sind Sie etwa ein Blender, der sich hinter dem Ruf und Namen eines Anderen, eines Größeren verstecken muss, um aufzufallen?«
    Das rote Glühen unter der Kapuze veränderte sich nicht. Offenbar hatte die bewusst formulierte Spitze den Besucher aus der Nebelwelt kalt gelassen. »Was ich bin, Monsieur, hat Sie nicht weiter zu interessieren. Entscheidend ist allein, was ich will. Und das, wie Sie sehr deutlich sehen können, habe ich bald erreicht.«
    »Durch Manipulation von Schwachen, wie gehabt«, entgegnete der Professor. »So, wie Sie einst den gallorömischen Kaiser Terticus für Ihre Zwecke gewannen, nutzten Sie in Trier Johann Bechtels… Schattenseiten aus, um einen Diener zu gewinnen, der zu sehr in Ihrer Schuld stand, um sich noch von Ihnen lossagen zu können. Sie brauchten diese Männer, um ihre eigene Existenz zu rechtfertigen. Um Ihr schmutziges Spiel mit ihnen zu spielen - aber warum? Wenn Ihr Ziel tatsächlich darin besteht, den Titanen aus Ihrer Nebelsphäre den Weg in unsere Wirklichkeit zu bahnen, was bringt es Ihnen dann, sich mit Einzelschicksalen zu befassen?«
    »Spaß«, antwortete Dandrono prompt. »Ich muss gestehen, dass mir Ihre Spezies gefällt, Zamorra. Sie sind so… anfällig für die Art von Hilfe, die ich bieten kann. Nehmen wir zum Beispiel Meister Gensfleisch hier: Nachdem er durch einen unschönen Rechtsstreit sein gesamtes berufliches Hab und Gut verlor, war er am Ende. Ausgelaugt und motivationslos. Ich bot ihm die Chance für einen Neuanfang, wie er ihn aus eigener Kraft vielleicht nicht mehr angegangen wäre. Und im Gegenzug dazu bitte ich nur um einen kleinen Gefallen.«
    » Klein« ist gut , dachte Zamorra. Abermals ärgerte er sich, dass ihm Dandronos Handschrift in dieser Sache nicht schon früher aufgefallen war. Die Situation war wirklich zu ähnlich, um sie guten Gewissens übersehen zu können - Gutenberg war ein idealer Kandidat für Dandronos niedere Machenschaften. Ein Opfer, wie es Terticus, Bechtel und wer weiß wie viele andere noch gewesen waren. Der Professor verstand, warum sich dieses dämonenhafte Wesen der Erfindung des Buchdrucks mit bewegten Lettern bemächtigen wollte. Nur…
    Mit einem Mal fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Die Zeitbeben! Aldebars Erklärungen über den Verlust der Chronologie, den aufgehobenen Zusammenhang zwischen Aktion und

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