0924 - Lockruf der Psychode
Galinorg teilte diese Meinung nicht. Ohne Margors Wissen ließ er von den Zwottern sämtliche Psychoden aus dem Haus schaffen und in ein Versteck in den Bergen bringen. Er war sicher, daß Boyt es ihm eines Tages danken würde. Irgendwann würde er vielleicht wieder die Kräfte der Psychode brauchen.
Als besonderer Vertrauter von Boyt Margor hatte Galinorg eine große Handlungsfreiheit, die ihm viel Spielraum für Eigeninitiative ließ. Er war kein bloßer Handlanger wie viele andere Paratender.
Galinorg startete das kleine Raumschiff und brachte sich und Margor in eine gewisse Höhe, von wo aus sich Margor auf das Gebäude konzentrierte und es unter einer Eruption von psionischen Energien vergehen ließ.
Galinorg brachte Boyt nach Gäa. Von da an verlor er ihn aus den Augen und hatte ihn bis zum heutigen Tag nicht wiedergesehen. Er wußte nur, daß er ins Solsystem gegangen war und hörte aus Berichten, daß er der LFT große Schwierigkeiten bereitete.
Aber sein Glaube an Boyt war unerschütterlich, und Galinorg war sicher, daß er eines Tages zum Ort seines Ursprungs zurückkehren würde. Deshalb ließ er auf Zwottertracht von den Eingeborenen ein Gebäude errichten, das ein genaues Ebenbild dessen war, wie es Harzel-Kold erbaut hatte. Es stand sogar an derselben Stelle, und die Räume waren gerade so angeordnet, und die große Halle, die mit einem Panzerschott versiegelt war, glich in allen Einzelheiten jener, in der Harzel-Kold seine Psychode aufbewahrt hatte.
Und Galinorg befahl den Zwottern, die Kunstschätze aus jenem Versteck in den Bergen zu holen und sie in der Halle aufzustellen. Galinorg beaufsichtigte die Arbeiten, und beim Betrachten der Psychode war er nahe daran, der Versuchung zu unterliegen und seinen Geist für ihre Botschaft zu öffnen. Aber er widerstand, weil er immer noch daran glaubte, Boyt Margor würde nach Jahr und Tag zurückkehren. „Ich habe die Psychode treuhänderisch für dich verwaltet, Boyt. Mehr nicht", flocht er in seine Erzählung ein.
Nachdem es in dem Kakteenhain wieder so wie früher war, bezog Galinorg auf der von ihm ins Leben gerufenen Lotsenstation außerhalb der Provcon-Faust Warteposition.
Die Ereignisse ringsum prallten von ihm ab. Er verließ nie die Lotsenstation, auch nicht zum Höhepunkt des Auswandererbooms während des „Unternehmens Pilgervater".
Galinorg wartete.
Und seine Geduld lohnte sich. „Ich habe eigenmächtig gehandelt, Boyt, ich weiß", sagte er zu dem Gäa-Mutanten. „Aber war das nicht in deinem Sinn?"
Sie betraten zu zweit die Halle, in der die Dutzende von Psychoden untergebracht waren. Die Plastiken aufgestellt oder von der Decke hängend, die reliefartigen Bilder an den Wänden befestigt.
Boyt hatte gerade die Hand gehoben, um Galinorg anerkennend auf die Schulter zu klopfen. Doch die Hand blieb mitten in der Bewegung stehen, Margor selbst erstarrte. „Du hast die Psychode nicht auf ihre parapsychische Ausstrahlung hin überprüft?" fragte Margor eisig. „Wie käme ich dazu! Ich habe mich strikt an deine Anweisungen gehalten und mich vor ihnen abgekapselt!"
„Das erklärt, wie du auf diesen Schwindel hereinfallen konntest", sagte Margor. „Das sind alles Fälschungen.
Optisch zwar gefällig und den Originalen getreu nachgebildet, aber ohne jegliche schöpferische Parusie. Diese sogenannten Psychoden sind unbeseelt.
4.
Boyt Margor versammelte die Tempester-Tender um sich und ließ sie dann Jagd auf die Zwotter machen.
Gota führte ihre Artgenossen an. „Es wird Sturm geben", sagte Galinorg apathisch. Er hatte in seiner ersten Wut den nächstbesten Zwotter, der seinen Weg kreuzte, einfach gelyncht. Daraufhin waren die übrigen Zwotter panikartig geflüchtet. „Du solltest die Jäger zurückrufen", sagte Galinorg. „Die Tempester halten jeder Belastungsprobe stand", behauptete Margor. „Die Stürme von Zwottertracht können ihnen nichts anhaben."
Die Sturmsirene heulte lang anhaltend, und das Geräusch der sich automatisch schließenden Fensterläden hallte durchs Haus.
Margor hatte sich mit seinen Vertrauten ins Psychode-Museum zurückgezogen. Dazu zählte er im Augenblick nur Hotrenor-Taak, Galinorg und den Kristallroboter Schneeflocke. Den Paratendern aus den Hyperklausen enthielt er vorerst seine Gunst, denn er war der Meinung, daß sie versagt hatten. „Häßlich", konstatierte Schneeflocke, und alle wußten, daß er damit die Psychod-Falsifikate meinte. „Das sind alles nur plumpe und primitive
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